Ein bisschen aufgeregt war ich schon, sind die Trense und das Gebiss für das Jungpferd doch ein weiterer großer Schritt in Richtung Reitpferd. Bevor ich das Thema jedoch überhaupt anging, verabredete ich mich mit meinem Tierarzt am Stall. Er sollte Saffas Zähne kontrollieren, um zu erfahren, ob Trense und Gebiss für ihn überhaupt schon Sinn machten. Als wir sein OK hatten, begann ich, mich nach Trensen und Gebissen umzuschauen. Als erstes dachte ich an eine einfach gebrochene Wassertrense. Der Rat einer Freundin aber war, ein Olivenkopfgebiss zu nehmen, wofür ich mich dann auch entschied, da sich bei diesem Gebiss das Pferd nicht die Maulwinkel am Ring einklemmen kann.
Die Vorbereitung
Saffas Gebisslänge habe ich mit einer Heuschnur gemessen, die ich ihm ins Maul hielt und zwar so, wie das Gebiss nachher liegen soll. Wichtig ist, dass die Schnur im Maul gespannt ist. Achte darauf, dass du keine dehnbare Schnur verwendest, die das Messergebnis nachher verfälscht. Saffas Gebissgröße beträgt demnach 12,5 cm. Das wird sich wahrscheinlich im Laufe der Zeit ändern, da er noch wächst.
Welche Art von Trense soll ich nehmen?
Das muss jeder selbst entscheiden. Lass dich dazu beraten, unterhalte dich mit anderen und lass deren Erfahrung mit in deine Entscheidung einfließen.
Ich habe mich für eine Trense mit schwedischem Reithalfter entschieden. Den Nasenriemen habe ich aber erstmal weggelassen, damit er sich an das Gebiss gewöhnen kann, ohne dass ihm das Maul zugeschnürt wird. Bei Pferden, die mit dem Gebiss spielen und die Zunge über das Gebiss legen wollen, würde ich den Nasenriemen dran lassen. Manche schwören auch auf das Micklem bei jungen Pferden, weil das die Backenpartie freilässt, die bei zahnenden Jungpferden oftmals sehr empfindlich sein kann. Wenn er die normale Trense nicht so gern mag, werde ich wohl doch das Micklem in Betracht ziehen. Aber bisher scheint es gut zu gehen. Wenn du mehr über das Micklem erfahren möchtest: Meine Kollegin Constanze hat es getestet und berichtet hier darüber.
Das erste Auftrensen
Gleich vorweg: Der beliebte Trick, Honig aufs Gebiss zu schmieren, hat nicht geholfen. Saffa hat wohl eher keinen süßen Zahn 🙂 Also habe ich ein bisschen geschummelt und eine Karotte genommen, von der er abbeißen sollte. Ich stand so, wie ein Pferd normal aufgetrenst wird, an der linken Seite des Kopfes und hielt die Trense an den Backenstücken in der rechten Hand. Mit der linken Hand versuchte ich, das Gebiss ins Maul zu geben. Wenn er das Maul aufmachte, schob ich das Gebiss rein und streifte den Genickriemen über die Ohren. Dabei behielt ich immer das Halfter unter der Trense, um seinen Kopf zu jeder Zeit unter Kontrolle zu behalten. Er war dabei nicht angebunden. Danach wurde er viel gelobt, das Gebiss eine Weile drin gelassen und dann wieder abgenommen. Wir wiederholten das Ganze ein paar Mal.
Wenn das Pferd die Zunge übers Gebiss legt
Erst nach einigen Wiederholungen dieser Prozedur, lief ich mit ihm zwar aufgetrenst, aber am Halfter führend einmal um den Hof. Er kaute in der Zeit sehr viel und spielte mit dem Gebiss. Es lag deswegen auch sehr unruhig im Maul. Um ehrlich zu sein: Er mochte es nicht so gern. Das ist aber alles gar nicht schlimm! Er darf damit rumspielen, denn er kennt es nicht. Ich machte deshalb erst nach einigen Versuchen den Nasenriemen dran und verschnallte ihn sehr locker. Es war dann zwar besser, aber noch nicht gut… Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Sperrriemen, aber die Option testete ich auch. Ganz locker verschnallt, aber so fest, dass er nicht übers Kinn rutschen kann. Und siehe da, er hat nicht mehr so viel mit dem Gebiss gespielt und nicht mehr versucht, die Zunge übers Gebiss zu legen.
Jetzt konnte ich aber das Halfter nicht mehr drunter ziehen, um ihn damit zu führen. Ich hatte noch ein Knotenhalfter von meiner ehemaligen Reitbeteiligung, das ihm eigentlich zu groß ist. Das zog ich dann so über die Trense, dass es nirgends drückte und ich ihn wenigstens so führen konnte. Solange er das Gebiss nicht gewohnt war, wollte ich ihn nicht mit Zügeleinwirkung stören. Dieses Abwarten hat sich als richtig herausgestellt, denn bei der ersten Arbeit mit den Zügeln, erwies sich das als gar nicht mehr so schlimm.
Übungen mit dem Gebiss
Ich habe die Übungen mit Gebiss wiederholt, die ich dir im Beitrag “Vom Boden aus” mit dem Kappzaum schon erklärt habe. Also den Kopf nach rechts und nach links drehen und den Kopf heben. Für die ersten Spaziergänge hatte ich am Halfter einen Strick und an der Trense eine Longierbrille und daran einen Strick. So konnte ich immer wieder mal abwechseln und damit spielen. Rechts und links ging damit nicht, aber anhalten konnte ich üben. Und das ist sehr wichtig, gerade im Gelände. Er hat das sehr schnell verstanden und ich kann ihn auf dem Reitplatz einigermaßen lenken. Ich muss ihm dabei aber noch sehr deutlich die Richtung zeigen. Mit der Zeit und Übung kommt aber auch da die Feinheit rein.
Longieren mit Gebiss
Als er das Gebiss akzeptiert hatte, übte ich das auch an der Longe bzw. der Doppellonge und dem Langzügel. Beim Longieren nehme ich dabei nicht die Longierbrille, sondern nehme wieder das zu große Halfter und hake die Longe dort ein. Ich persönlich finde, am äußeren Gebissring ist dann mehr Zug als am inneren. Longe mit der Longierbrille haben auch ein Eigengewicht. Er soll sich selbst ausbalancieren, zumal ich beim Reiten später auch nicht permanent am äußeren Zügel ziehe.
Falls ich dann Ausbinder dranmachen möchte, kann ich die Gebissringe nutzen und die Longe und die Ausbinder wirken nicht gegeneinander. Im Moment möchte ich noch keine Ausbinder nutzen. Er soll sich da erstmal selbst rein finden und vor allem möchte ich ihm seinen Hals als Balancierstange nicht nehmen.
Die Kombination Handarbeit, Doppellonge und Langzügel mit Gebiss klappt bei uns schon recht gut. Jetzt bauen wir gerade Muskeln auf, damit Saffa bereit ist, für den größten Schritt: das erste Mal aufsteigen ♥
So ernst das alles immer klingt, “pass hier auf und pass da auf und mach das bloß nicht zu schnell”, dir sollte mit deinem Pferd aber vor allem nie der Spaß verloren gehen. Reiten macht Spaß und ist nicht umsonst unser Hobby geworden. Also habt Spaß!
Das erste Mal Aufsteigen und die Vorbereitung bis dahin kommt nächstes Mal. Bis bald!
Vorherige Beiträge aus dieser Reihe
Teil 1: Saffas Weg vom Jungpferd zum Reitpferd
Teil 2: Kastration: Soll ich meinen Hengst legen lassen?
Teil 3: Worauf muss ich beim Jungpferd besonders achten?
Teil 4: Die Pferdeerziehung oder das Pferde ABC
Teil 5: Putzen und anbinden – so lernen es junge Pferde richtig
Teil 6: Das Jungpferd vom Boden ausbilden
Teil 7: Das erste Mal den Sattel auflegen
- Umgesattelt – Teil 4: Baumlose Sättel - 25. Juli 2024
- Umgesattelt – Alternativen zum Sattel - 20. März 2024
- Sicher Reiten: Sicherheitssteigbügel (Teil 3) - 19. September 2022