Putzen und Anbinden – so lernen es junge Pferde richtig

Auf seinem Weg vom Jungpferd zum Reitpferd musste Saffa natürlich auch alles rund um das Putzen und Anbinden lernen. Dazu gehört Hufe geben, auskratzen, einsprühen, und mit Wasser abspritzen.

An diesem Putzplatz steht Saffa am liebsten. Da hat er alles im Blick.

Als erstes muss das Pferd sich aufhalftern, führen und anbinden lassen. Wie das bei uns lief, habe ich im letzten Blogbeitrag „Die Pferdeerziehung – oder das Pferde ABC“ erklärt. Wenn das alles klappt, kannst du mit dem Putzen anfangen. Alle Bürsten, Schwämme, Hufkratzer und was sonst noch so alles im Putzkasten liegt, habe ich ihm erstmal gezeigt. Er durfte schlecken, reinbeißen, daran schnuppern… Als er sich entspannt hatte, fing ich am Hals an zu putzen und bewegte mich immer weiter Richtung Hinterhand.

Meine Lieblingsbürste: Die “Schimmel” Bürste von Haas. Damit gehen viele Flecken ohne Wasser raus.

Manche Pferde mögen es nicht, wenn sie an der Hinterhand geputzt oder, wenn ihr  Schweif gebürstet wird. Lasst eurem Pferd die Zeit, die es braucht, und probiert es immer wieder mal. Sollte das Pferd dabei nach dir treten, ziehe dich ein wenig von der Stelle zurück und probiere es noch einmal. Bringe dich dabei aber nicht in Gefahr! Wenn das Pferd das partout nicht möchte, solltest du das vorerst auch nicht weiter versuchen. Manchmal hilft es, die Bürste ganz wegzulegen und erst mit der Hand die Stelle sanft zu streicheln. Solche Stellen sind oft am Bauch oder in der Gurtlage. Ich glaube, ich muss keinem erzählen, dass sich das Pferd an der Gurtlage irgendwann entspannen muss… Wie immer gilt die Devise: wenig Druck, viel Geduld.

So arbeitest du dich den ganzen Pferdekörper entlang, bis du überall putzen kannst. Wenn ihr hinter dem Pferd vorbeigeht, nehmt am Anfang etwas mehr Abstand, als üblich. Gerade Jungpferde erschrecken da schon mal. Ich berühre davor noch die Hinterhand und rede mit Saffa, damit er weiß, wo ich bin und nicht erschrickt, wenn ich plötzlich auf der anderen Seite stehe und weiter putze. Habe ich die Seite gewechselt, fange ich auch wieder beim Hals an. Ich habe Saffa erst überall am Körper geputzt und den Kopf erstmal hintenangestellt, da er sich anfangs nicht gern am Kopf anfassen ließ. Das hing auch mit den Medikamenten zusammen, die er über eine Spritze ins Maul bekam. Vertraust du deinem Pferd jetzt soweit, dass es stehen bleibt beim Putzen, kannst du dich an die Hufe trauen.

Wie fange ich an, meinem Pferd beizubringen, die Hufe zu geben?

Als erstes überlegte ich mir ein Kommando und einen Ablauf, der Saffa zu verstehen gab, was ich von ihm möchte. Anfangs hob ich nur die Vorderbeine an und setzte sie gleich wieder ab, sodass er wusste, ich möchte ihn nicht umwerfen. Als das problemlos lief entwickelte ich das Ritual folgendermaßen weiter:

Ich nehme meinen Hufkratzer aus der Putzbox, stelle mich in die richtige Position, um Hufe auszukratzen (mit meinem Rücken zu seinem Kopf, seitlich neben dem Vorderbein) und streiche von ganz oben am Widerrist mit der Hand bis ganz nach unten ans Fesselgelenk. Dann nehme ich das Bein und sage zum Beispiel “gib Huf” und versuche, das Bein anzuheben. Klappt das nicht, lehne ich mich ein bisschen gegen das Pferd und wiederhole das Stimmkommando. Dann entlastet er das Bein und ich kann es aufnehmen. Wichtig dabei ist, dass sich das Pferd erst so hinstellen darf, dass es stabil auf drei Beinen stehen kann und danach erst den Huf geben muss.

Als erstes war es nicht so wichtig, dass er den Huf von selbst gibt, das wird mit der Zeit kommen, da ich ja immer dieselben Kommandos gebe und er irgendwann weiß, was ich von ihm möchte. Ich lobe ihn dann oft übertrieben, damit er weiß, dass das richtig war, was er gemacht hat. Ich lobe ihn am Anfang nicht über Hals-Klopfen, weil er das nicht kennt und das vielleicht falsch interpretieren könnte. Daher wird bei uns gekrault, verbal gelobt und gestreichelt. Manchmal gibt es auch ein Leckerli. Anfangs wusste er nichts mit Leckerlies anzufangen, weil er sie nicht kannte und nicht wusste, wie er sie fressen sollte. Er versuchte, das Leckerli mit den (nicht mehr vorhandenen) Schneidezähnen zu beißen…

Hufe heben übe ich jeden Tag mit Saffa und es wird immer besser.

Die finale Prüfung, ob sich das viele Üben lohnt, sollte die erste gemeinsame Hufbearbeitung sein. Davon habe ich im letzten Beitrag schon berichtet.

Zur Putzroutine gehört auch das Einsprühen mit Schweif- und Mähnenspray, Fliegenmittel usw. Dazu habe ich mir eine leere Sprühflasche besorgt und diese erstmal mit Wasser gefüllt. Um Saffa an das Geräusch zu gewöhnen, habe ich mit der Flasche erstmal von ihm weg gesprüht. Als das kein Problem mehr darstellte, habe ich eine Bürste genommen und in unmittelbarer Nähe darauf gesprüht. So erhöhte ich die Intensität immer weiter und konnte schließlich das Pferd direkt ansprühen.
Mähne und Schweif einzusprühen war also kein Problem mehr. Fliegenspray im Sommer ging allerdings gar nicht. Ich musste nochmal einige Schritte zurückgehen und mit einer mit Wasser gefüllten Sprühflasche arbeiten. Damit habe ich immer mal wieder rumgesprüht, wenn er gefressen hat, damit er das Geräusch mit etwas Gutem verbindet. Danach sprühte ich vor ihm her, während ich ihn führte, damit er die “Gefahr” vor sich “hertreiben” kann. Das hat richtig gut funktioniert und so konnte ich mit der Sprühflasche immer näher an ihn herankommen und ihn schließlich direkt ansprühen, ohne, dass er in Panik geriet.
Ich habe das Schweif- und Mähnenspray von Carr & Day & Martin, deren Flaschen sehr  leise sind beim Sprühen.

Wie du dein Pferd an das Abspritzen mit dem Schlauch gewöhnst, haben wir dir in diesem Blogbeitrag schon erklärt.

Bei den vielen gruseligen Sachen, die das Pferd berühren, das Kuscheln nicht vergessen 🙂

 

Happy Brushing!

Vorherige Beiträge aus dieser Reihe

Teil 1: Saffas Weg vom Jungpferd zum Reitpferd
Teil 2: Kastration: Soll ich meinen Hengst legen lassen?
Teil 3: Worauf muss ich beim Jungpferd besonders achten?
Teil 4: Die Pferdeerziehung oder das Pferde ABC

 

Sonja

Über Sonja

Pferdeverrückt war ich schon immer. Alles fing mit meiner zuerst überschaubaren Schleich-Pferde Sammlung an, die bald ein unüberschaubares Ausmaß annahm. Mit 8 Jahren durfte ich dann bei der örtlichen Jugendfarm mit dem Reiten anfangen. Die Zeit dort war und ist auch heute noch unvergesslich. Als ich dann aus den Ponys dort "rausgewachsen" bin, hatte ich meine erste Reitbeteiligung, auf die dann viele weitere folgten. Nach meinem Studium, Medieninformatik, fing ich an, als Appentwicklerin bei Loesdau zu arbeiten und konnte mir so endlich das erste eigene Pferd leisten. Den Lipizzaner Wallach Saffa. Zu dem Zeitpunkt war er knappe 3 Jahre alt. Jetzt sind wir mitten in der Ausbildung und ich bin gespannt, wohin die Reise uns führen wird. Wenn du mehr über unseren Ausbildungsweg erfahren willst, halte doch mal Ausschau nach der Beitragsreihe "Saffas Weg" :)

3 Kommentare zu “Putzen und Anbinden – so lernen es junge Pferde richtig

  1. Ein sehr guter Artikel, der aufzeigt wie viel Arbeit man in ein Pferd stecken muss. Deshalb sollte man sich genau überlegen ob man zeitlich dazu in der Lage ist für so ein Tier zu Sorgen. Denn Vertrauen zwischen Pferd und Halter muss täglich und regelmäßig aufgebaut werden.

    • Hallo Martina,
      das freut uns natülich sehr, dass dir der Artikel gefällt. Es ist eben ein echter, authentischer Erfahrungsbericht aus dem Loesdau Team. Saffa und Sonja sind ein wirklich tolles Team geworden und dick zusammengewachsen. Wir werden noch weitere Berichte der beiden veröffentlichen.

      Liebe Grüße
      Dein Loesdau Team

  2. hello,

    please give option on your blog English language coz all your blog is very well.

    regard

    Rizwan Aslam

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