Teil 11: Das Jungpferd anreiten

Das Jungpferd anreiten ist eine weitere Station auf Saffas Weg zum Reitpferd. Für gewöhnlich ist die Ausrüstung, bevor du das erste Mal auf den Rücken des Jungpferdes steigst, schon komplett. In unserem Fall hatten wir statt eines richtigen Sattels nur den Fellsattel.

Geführtes Reiten – einmal wieder Anfänger sein 🙂

Das kann aber jeder so machen, wie er möchte und sich wohlfühlt. Ich habe schon ein paar Ritte mit Lammfellsattel unternommen und wollte für später sowieso einen haben. Einfach, um auch mal entspannte Ausritte mit Saffa zu unternehmen. Mittlerweile lasse ich die Steigbügel meines Lamfellsattels weg, denn wir beide sind schon sehr viel ausbalancierter und sicherer.

Geführtes Ausreiten: Ist alles noch sehr wackelig und unsicher.
Geführtes Ausreiten: Ist alles noch sehr wackelig und unsicher.

Wichtig ist, immer auf eure Sicherheit zu achten. Ich treffe daher Vorkehrungen für Saffa und mich, so dass wir uns im Notfall nicht zu sehr verletzen, vor allem auch ich, denn er wiegt immerhin ca. 450 kg. Dazu gehören für mich auf jeden Fall ein gut sitzender Reithelm, Reitstiefel oder Schuhe mit Absatz und optional ein Rückenprotektor.

Das Jungpferd anreiten – aber bitte vorsichtig!

Auf den Bildern habe ich an meinem Lammfellsattel Steigbügel, weil sie mir die ersten Male viel Sicherheit gegeben haben. Ich bin mit ihnen nicht in den leichten Sitz gegangen oder habe sie anderweitig belastet, weil der Lammfellsattel das Gewicht in den Steigbügeln natürlich sehr schlecht verteilt.

Jetzt haben wir alle Schritte geübt, die zum ersten Losreiten notwendig sind und es klappt schon ganz gut. Viele beginnen damit, das Jungpferd samt Reiter erstmal zu Longieren. Das haben wir auch ein paar Mal gemacht. Es ging aber recht schnell für uns ins Gelände. Zuerst nur auf einfachen Wegen und das auch nur sehr kurz; maximal 10 Minuten. Den Rest der Strecke war ich zu Fuß unterwegs.

Die ersten Male führte uns eine Freundin. Er konnte sich so an mein Gewicht gewöhnen und musste sich noch nicht mit meinen Hilfen beschäftigen. Das war für ihn ganz schön anstrengend und für mich ungewohnt, da es sehr wackelig war. Der Lammfellsattel hat mir da nicht viel Halt gegeben… Ich selbst habe mich da immer wieder wie ein Anfänger gefühlt 🙂

Das erste freie Reiten

Aber wir haben uns in dieses Gefühl hinein gefunden und es klappte irgendwann echt gut. Dann sind wir direkt ins Gelände gegangen und haben angefangen, Saffa einzelne Hilfen zu zeigen. Bei der Vorbereitung auf die Schenkelhilfe halfen die Doppellonge und die Langzügelarbeit sehr. Auch unsere Stimmkommandos saßen und Saffa wusste, was er zu tun hatte.

Mein Pferdeführer gab von unten auch immer dieselben Kommandos. Das war am Anfang auch sehr hilfreich, denn Saffa konnte Signale, die jetzt auf einmal von oben kamen, nicht gleich zuordnen. Er erkannte meine Stimme und wenn er sich mit dem Kopf nach meinem Fuß umdrehte, hat er auch verstanden, dass ich jetzt da oben sitze und nicht mehr neben ihm gehe.

Erst als alle Kommandos saßen, vor allem das Anhalten, bin ich das erste Mal in der Longierhalle frei im Schritt geritten. Das war ein sehr schönes Gefühl! 🙂
Ich hätte stolzer nicht sein können und es hat Spaß gemacht. Es hat sich angefühlt wie die erste Reitstunde, in der mich meine Reitlehrerin nicht mehr geführt hat.

Unser erstes Mal frei reiten!
Eben hieß es noch: Wie soll ich nur das Jungpferd anreiten? Und hier siehst du schon unser erstes Mal frei reiten!

Das wiederholte ich ein paar Mal, bevor ich mit Saffa ins Gelände geritten bin.
Bei unserem ersten Ausritt war ein anderes Pferd dabei, das bei Saffa mit im Offenstall steht. Wir waren Handpferd. Bei den folgenden Ausritten waren andere Pferde dabei, die er kennt. Das half ihm sehr. Als das gut lief, ging ich das erste Mal allein mit ihm und einer Begleitperson am Boden, die immer hätte eingreifen können, ins Gelände. Dabei kam uns das viele Spazierengehen im Vorfeld zugute. Er ist super entspannt und hat vor fast nichts Angst. Gullideckel oder weiße kleinere Gegenstände (die gute Plastiktüte z.B.) sind noch etwas gruselig. Aber daran arbeiten wir!

Die Skala der Ausbildung für Pferde

Worauf ich noch gar nicht achte, ist Saffas Kopf-Hals-Haltung. Klar soll er nicht mit Giraffenhals laufen, aber er ist eben noch ein “Anfänger” mit Reiter und soll seinen Hals als Balancierstange nutzen können und dürfen. Deswegen wird er auch nicht mit Ausbindern longiert oder gar geritten. Momentan macht er seinen Hals schön lang und geht mit der Nase deutlich vor der Senkrechten. Das ist genau die Haltung, die ich möchte.

Ich werde ihn nicht dazu zwingen, seinen Kopf runterzunehmen, das kommt von ganz allein. Es heißt, man soll sein Pferd von hinten nach vorne reiten, und nicht andersrum.

Skala der Ausbildung für Pferde nach FN
Skala der Ausbildung für Pferde nach FN

Was ich mit meiner Trainerin zusammen übe, ist das weichen der Hinterhand auf den Schenkel. Er soll, wenn ich einen der Schenkel anlege, zu der gegenüberliegenden Seite hin weichen. Das haben wir ein- zweimal gemacht und es hat sehr gut funktioniert.

In dieser ersten Phase lehne ich mich auch an die Skala der Ausbildung. Hierbei schaue ich erstmal die ersten beiden Stufen an; den Takt und die Losgelassenheit.
Saffa soll seine Geschwindigkeit finden und dieses Tempo gleichmäßig halten können und dabei losgelassen, entspannt sein. Die Losgelassenheit kommt jetzt auch immer mehr, je öfter ich reite. Das ist im Moment ungefähr einmal in der Woche.

Anfangs ist er noch sehr staksig gelaufen. Mittlerweile tritt er hinten gut unter und findet sein Gleichgewicht wieder. Auch die Anlehnung kommt schon ein bisschen. Manchmal sucht er selbst für ein paar Tritte meine Hand.

Er braucht natürlich noch viel Unterstützung und sucht sie auch in meiner Hand, besonders im Gelände auf unebenen Boden. Das ist für mich ungewohnt und ich kann meine Seele noch nicht ganz baumeln lassen. Aber es macht uns beiden viel Spaß und wir gehen gern ins Gelände.

Im Gelände fühlen wir beide und am wohlsten!
Im Gelände fühlen wir uns am wohlsten!

Die erste richtige Reitstunde

In unserer ersten richtigen “Reitstunde” gingen wir auf den Reitplatz. Wir haben mit Saffa geübt, sich um mein Bein zu biegen und auch die ersten Versuche, ihn zu stellen. Das war für ihn gar nicht so einfach, denn auf dem Reitplatz war viel los und er musste alles beobachten. Wir blieben auf einem Zirkel und arbeiteten nochmal an der Lenkung.

Die Übungen, die wir machten, waren der Zirkel an sich, große Volten und vom Hufschlag abbiegen. Auch die Ecken nutzten wir. Immer, wenn er mit seinen Gedanken bei etwas anderem war und dorthin starrte, bog ich ihn in die andere Richtung ab.

Die Reitstunde ging insgesamt ca. 20 Minuten. Das war aber auch schon mehr als genug. Uns beiden rauchte der Kopf, was wahrscheinlich sogar zu sehen war 🙂

Happy nach der Reitstunde
Happy nach der Reitstunde!

Spaß bei der Ausbildung

So wechseln wir immer wieder ab, zwischen Spaß haben, neue Sachen lernen und “arbeiten” beim Reiten. Es macht viel Spaß, ist aber auch manchmal eine Herausforderung für mich. Er macht seine Sache als zukünftiges Verlasspferd bisher echt super und ich bin mit unserer Entwicklung mehr als zufrieden. Mehr und mehr bekomme ich das Gefühl, dass es wirklich eine sehr große Aufgabe ist, ein Pferd korrekt auszubilden. An anderen Tagen denke ich gar nicht darüber nach, sondern genieße einfach die Zeit mit ihm. Dann machen wir das, worauf wir gerade Lust haben.

Wir werden jetzt die ersten drei Punkte der Ausbildungsskala festigen, bevor wir uns der nächsten Stufe widmen: Schwung. Die ersten drei Punkte auf der Skala bilden die Gewöhnungsphase und ich möchte ihm so viel Zeit geben, wie er braucht, um sich in seiner neuen Rolle „Reitpferd“ wohlzufühlen. Ich habe das Gefühl, es macht ihm sehr viel Spaß, denn wir können mit dem Reiten etwas Neues zusammen machen; neben der Arbeit vom Boden aus.

Im nächsten und auch schon letzten Beitrag dieser Reihe erfährst du dann, wie es bei uns weitergeht und was noch auf meiner Bucketlist steht.

Beiträge aus dieser Reihe

Teil 1: Saffas Weg vom Jungpferd zum Reitpferd
Teil 2: Kastration: Soll ich meinen Hengst legen lassen?
Teil 3: Worauf muss ich beim Jungpferd besonders achten?
Teil 4: Die Pferdeerziehung der das Pferde ABC
Teil 5: Putzen und anbinden – so lernen es junge Pferde richtig
Teil 6: Das Jungpferd vom Boden ausbilden
Teil 7: Das erste Mal den Sattel auflegen
Teil 8: Trense und Gebiss für das Jungpferd
Teil 9: Das erste Mal auf das Jungpferd aufsteigen
Teil 10: Der erste Sattel

Sonja

Über Sonja

Pferdeverrückt war ich schon immer. Alles fing mit meiner zuerst überschaubaren Schleich-Pferde Sammlung an, die bald ein unüberschaubares Ausmaß annahm. Mit 8 Jahren durfte ich dann bei der örtlichen Jugendfarm mit dem Reiten anfangen. Die Zeit dort war und ist auch heute noch unvergesslich. Als ich dann aus den Ponys dort "rausgewachsen" bin, hatte ich meine erste Reitbeteiligung, auf die dann viele weitere folgten. Nach meinem Studium, Medieninformatik, fing ich an, als Appentwicklerin bei Loesdau zu arbeiten und konnte mir so endlich das erste eigene Pferd leisten. Den Lipizzaner Wallach Saffa. Zu dem Zeitpunkt war er knappe 3 Jahre alt. Jetzt sind wir mitten in der Ausbildung und ich bin gespannt, wohin die Reise uns führen wird. Wenn du mehr über unseren Ausbildungsweg erfahren willst, halte doch mal Ausschau nach der Beitragsreihe "Saffas Weg" :)

3 Kommentare zu “Teil 11: Das Jungpferd anreiten

  1. Das Anreiten eines Jungpferdes erfordert Vorsicht und Geduld. Die richtige Ausrüstung und Sicherheitsmaßnahmen sind entscheidend. Die ersten Ausritte sollten geführt und behutsam sein, um dem Pferd Sicherheit zu geben und schrittweise Fortschritte zu erzielen.

  2. Super Webseite, danke für die tollen Einblicke… werde hier auch in Zukunft zurückgreifen 😉 DANKE !!!! Liebe Grüße Mia

  3. Fotos mit Pferd sind so schön! Danke für die interessante Information!

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