Gelassenheitstraining: Angstabbau beim Pferd

Ihr habt ein Pflegepferd, eine Reitbeteiligung oder euer eigenes Pferd? Euer Lebenstraum hat sich erfüllt und ihr seid überglücklich? Nach einiger Zeit habt ihr im täglichen Kontakt mit eurem 4-beinigen Freund festgestellt, dass ausreiten bei Wind nicht geht. Der (Vor-)Besitzer hat euch schon gesagt, dass euer Pferd Angst vor diesem Busch hat, keine Autos mag, sich vor Hunden fürchtet etc.

Auf Ungewohntes einstellen: Die Seele und Psyche des Pferdes werden bei Sabine Lauterbachs Gelassenheitstrainings in den Fokus gerückt.

Dabei geht ihr doch so gerne ins Gelände, um eure Runden zu drehen. Damit ihr das problemlos machen könnt, kann ein Gelassenheitstraining helfen. Wir haben für euch „Ride for Fun“ Gelassenheits-Trainerin Sabine Lauterbach befragt, warum euch ein Gelassenheitstraining unterstützen kann, Ängste eures Pferdes abzubauen und wie es aufgebaut ist:

Hallo Sabine, wenn Pferde Angst haben und nicht gelassen sind, kommst du ins Spiel…

Ja, genau. Was hilft ein körperlich super trainiertes und ausgebildetes Pferd, wenn die Psyche bzw. die Seele des Pferdes, keine Beachtung findet. Ein Pferd besteht nicht nur aus Sehnen und gut trainierten Muskeln. Es kämpft für euch auf dem Turnier und freut sich, wenn es morgens den Stallmitarbeiter sieht, weil er es gleich füttert.

Gebt eurem Pferd die Möglichkeit, sich auf Ungewohntes einzustellen.

Warum erschrickt das Dressurpferd, wenn es an der Bande zu laut ist oder, wenn ein ungewohnter Blumenkübel auf dem Turnier im Weg steht? Viele Ausbilder legen Wert auf eine umfassende Ausbildung. Manche Profis reiten ihre jungen Pferde extra auf dem Platz, wenn er gerade mit dem Reitplatz-Planer abgezogen wird.

Du legst also Wert auf das Wohlbefinden des Pferdes und arbeitest an seinen seelischen Problemen?

Ja, so ist es. Denn genau das fehlte mir in der Ausbildung eines Pferdes bislang. Deswegen habe ich die Ride for Fun Reitkurse gegründet.

Es geht um Fun – Freude für Pferd und Reiter!

Es geht um Fun – Freude für Pferd und Reiter! Das Pferd soll Spaß haben und sich freuen, wenn ihr in den Stall kommt. Es soll sich freuen, dass ihr wieder da seid und Zeit mit ihm verbringt. Für diese Herzensangelegenheit arbeite ich. Bei meinen Kursen sollen Pferd und Mensch zusammen Spaß haben und keiner verunsichert oder missverstanden werden.

Wenn wir einen Gelassenheitskurs absolvieren, was brauchen wir dafür?

Ihr kommt mit eurem Pferd wie folgt ausgestattet zum Training:

  • Mensch
  • Helm (Sicherheit geht immer vor, ihr habt nur ein Leben und einen Kopf)
  • Handschuhe
  • gutes festes Schuhwerk
  • Oberbekleidung, in der euch nicht zu schnell zu warm wird
  • Pferd
  • Halfter / Knotenhalfter (wenn es passt, korrekt geknotet ist und das Pferd es kennt)
  • Langer Arbeitsstrick
  • Gamaschen
  • Hufglocken
  • Abschwitzdecke bei Bedarf

Und was erwartet uns dann?

Bis zu 30 verschiedene Aufgaben warten auf euch. Alle Aufgaben der Gelassenheitsprüfungen der Reiterlichen Vereinigung sind natürlich dabei plus die Hindernisse, die immer wieder für Angst und Unbehaglichkeit bei den Pferden in diversen Situationen sorgen.

Welche sind das?

Wasserhindernisse, Brücke, Wippe, verschiedene Untergründe, Geruchshindernisse, visuelle Hindernisse, Fahnen und diverse Berührungsaufgaben und Aufgaben, bei denen hinter dem Pferd etwas hinterher gezogen wird.

Wie viele Teilnehmer machen bei einer Trainingseinheit mit?

In einer Stunde Unterricht sind immer zwei Teilnehmer dabei.

Muss etwas in einer gewissen Zeit geschafft werden?

Nein, das ist überhaupt nicht unser Ziel. Die Aufgaben werden mit Ruhe und Verständnis angegangen. Braucht ein Pferd bei einer Übung länger, dann ist das so. In der ersten Stunde wird alles geführt erarbeitet. Bei einem gelassenen Pferd können dann in der zweiten Kursstunde die Hindernisse beziehungsweise Aufgaben geritten erarbeitet werden.

Gemeinsam schaffen wir das – ohne Druck und Kampf. Einfach so!

Achtung: Lediglich weil das Pferd die Übungen gelassen absolviert, wenn es geführt wird, heißt das noch lange nicht, dass es sich geritten an die Übungen traut. Es geht ja dann kein Leittier voraus!

Wie gehe ich an einen Gelassenheitskurs heran?

Mit Freude, Ruhe und Entspanntheit. Das überträgt sich auf euer Pferd. Ihr kommt pünktlich an, so dass ihr Zeit habt, alles in Ruhe vorzubereiten. Euer Pferd ist sensibel und merkt, wenn ihr gestresst seid.

Im Kurs angekommen, sage ich euch dann, dass ihr vor nichts Angst haben müsst und ich immer die Aufgaben mit euch zusammen erarbeite, da ich aufgrund meiner Erfahrung einschätzen kann, wo bei welcher Aufgabe Probleme oder Fehler passieren können.

Bei den ersten Übungen nutzen wir die Ruhe, die wir jetzt alle haben. Wir vergessen die Angst, die ihr als Besitzer habt, weil vielleicht schon einmal etwas passiert ist und ihr eventuell sogar vom Pferd gestürzt seid. Wir versuchen diese Probleme mit positiven Erfahrungen zu „überschreiben“ bei dir im Kopf und beim Pferd.

Was ist also unser Ziel?

Zusammen was Neues machen und eure Verbindung stärken mit Spaß, Freude und Leichtigkeit ist das Ziel.

Warum wird das Pferd zunächst geführt?

Das Führen des Pferdes spielt eine wichtige Rolle. Wie stehe ich, was sagt meine Körperhaltung dem Pferd, bin ich stark und sage mir: „Pferd komm mit, bei mir passiert dir nichts, wir schaffen das!“ Oder bin ich eher der ängstliche unentschlossenere Typ: „Oh Gott, das schaffen wir nie, immer hat mein Pferd Angst, ich vertrau ihm nicht!“ Genau diese Einstellung in eurem Kopf merkt das Pferd an eurem Verhalten. Also seid mutig! Euer Pferd wird euch belohnen.

Wer entschlossen vorangeht, dem folgt sein Pferd ohne Angst. Sabine Lauterbach zeigt wie es geht.

Und wenn mal etwas nicht so funktioniert, wie wir es uns gedacht haben?

Dann seid nicht böse oder ungerecht. Vielleicht hat euer Pferd euch falsch verstanden oder wirklich Angst. Geht einen Übungsschritt zurück, wo euch das Pferd verstanden hat und geht danach die Aufgabe nochmal ruhig an. Fangt nie einen Streit an, den ihr nicht gewinnen könnt. Mit Gewalt geht im Training gar nichts. Nur Vertrauen geht verloren. Ihr könnt euch ja im Stall mit anderen Pferdebesitzern zusammentun und an den Sachen die auf dem Kurs nicht funktioniert haben zusammentrainieren, vier Augen sehen immer mehr als zwei.

Wie führen wir das Training fort?

Falls das Pferd im Gelände Angst hat vor Plastiktüten oder Müll, der im Gestrüpp liegt, dann trainiert es und nehmt euch die Zeit ihm die Angst zu nehmen. Nehmt einfach die „bösen“ Gegenstände von zu Hause mit und macht ein Training im Stall. Faltet die Tüte klein in der Hand zusammen, so dass ihr das Pferd damit streicheln könnt. Beobachtet die Mimik des Pferdes: Wie schaut es? Was machen die Ohren? Geht dafür in ein Roundpen oder in die Reithalle in der ihr keine anderen Reiter stört.

Wenn das Streicheln gut klappt und ihr es mehrfach trainiert habt, geht zur nächsten Aufgabe zur Bewältigung der Angst vor Plastiktüten. Legt verschiedenste Plastiktüten, Plastikbecher etc.  in eine Stangengasse und führt das Pferd so drüber, dass es euch nicht umrennen kann, falls es sich erschrickt.

Ihr könnt dann so viel trainieren, dass das Pferd keine Angst mehr vor den Tüten in alle Lebenslagen hat. Wichtig ist mir, dass ihr eure Pferde nicht überfordert und das ihr nicht zu viel verlangt!

Sabine Lauterbach führt deutschlandweit Reitkurse durch und kommt ab einer Anzahl von sechs Leuten auf dem jeweiligen Hof vorbei. Neben den Gelassenheitskursen führt sie Ritterreitkurse und Feuerreitkurse durch. https://ride-for-fun.jimdofree.com/

Titelfoto: Fotostudio Engels

 

Christine

Über Christine

Erfahrung/Motivation: Nach einer sehr langen Reitpause begann ich im April 2012 wieder zu reiten. Eine schöne Schwarzwälder Fuchs Stute namens Jeany freute sich genauso wie ich über unsere langen und erholsamen Ausritte durch den Wald. Das Besondere an unserer Verbindung ist und bleibt, dass Jeany es schaffte, mich sehr schnell wieder komplett für Pferde zu begeistern. Zwar gelingt es mir momentan aus beruflichen und familiären Gründen nur ein bis zweimal in der Woche bei den Vierbeinern, die mir so viel geben, zu sein, den Stall zu machen und zu reiten. Aber diese Auszeiten müssen sein! Jeanys Stallgenossen sind wunderschöne Tersker, von denen ich momentan Nadja reiten darf. Wir sind ein relativ neues Team und gewöhnen uns noch im Dressurviereck und im Gelände aneinander – allerdings mit allerbesten Fortschritten!

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