Bodenarbeit mit dem Pferd wird ein immer größeres Thema. Für mich ist die Arbeit mit der Doppellonge nicht nur eine sehr gute Ergänzung zum Reiten, sondern auch ein Weg gezielt und intensiv mit meinen Pferden zu arbeiten. Hierbei gibt es für mich zwei wesentliche Inhalte. Einmal das sogenannte „Fahren vom Boden“ und das „Longieren mit der Doppellonge“. Im folgenden gebe ich euch einen Einblick in meine Bodenarbeit mit der Doppellonge.
Das Fahren vom Boden
Zuerst fange ich mit dem Fahren vom Boden an. Ich arbeite immer mit der einfachen Verschnallung der Doppellonge, das heißt ich führe die Doppellonge durch einen Ring am Longiergurt und schnalle sie direkt in das Gebiss ein. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten eine Doppellonge zu verschnallen, für mich ist diese Art jedoch die Beste. Gibt mein Pferd nach, kann ich sofort den Druck vermindern und mein Pferd loben. Bei einer V-Verschnallung oder der Verschnallung mit Umlenkrollen ist so ein direktes Nachgeben der Zügel nicht möglich. Deswegen sollten diese Arten der Verschnallung nur von Profis verwendet werden.
Meine Bodenarbeit mit dem Pferd beginnt, wie beim Reiten, im Schritt. Zu Beginn lasse ich mein Pferd am relativ langen Zügel in der Halle auf der ganzen Bahn gehen. Wichtig ist hierbei, dass ihr bei der Bodenarbeit genug Abstand zum Pferd haltet und niemals direkt hinter dem Pferd geht (circa im 45° Winkel). Jedes Pferd kann treten, sei es noch so lieb und gelassen. Des Weiteren ist es sehr wichtig, dass ihr die Doppellonge ordentlich in gleich großen Schlaufen in einer Hand haltet, um so die Gefahr zu vermeiden, in die Doppellonge hineintreten zu können und sich und das Pferd zu verletzen. Die Touchiergerte zeigt hierbei schräg auf den Hinterhand des Pferdes.
Ist das Pferd aufgewärmt fange ich an einfache Bahnfiguren wie eine Volte oder einen Zirkel zu fahren, um mein Pferd zu biegen. Beim Fahren vom Boden sind genau wie beim Reiten alle Bahnfiguren möglich. Oft sind diese vom Boden zunächst einfacher und präziser auszuführen als vom Sattel aus. Wichtig ist beim Fahren vom Boden, dass euer Pferd langsam an diese Arbeit gewöhnt wird. Wenn ein Pferd diese Übungen die ersten Male macht, ist es hilfreich einen Helfer mit einer einfachen Longe zu haben. Dieser verschnallt die einfache Longe zusätzlich im Gebiss und geht mit genug Abstand (ca. 4-5 Meter) vor dem Pferd. Durch diese Hilfsmaßnahme ist es für die Pferde am Anfang wesentlich leichter zu verstehen was von ihnen verlangt wird. Oft orientieren die Pferde sich am Anfang mehr am Helfer und neigen dazu ihm hinterher zu laufen, dies ist aber kein Problem. Wenn die Übungen mit Helfer problemlos funktionieren, kann sich der Helfer entweder „zurück“-fallen lassen und neben dem eigentlichen „Arbeiter“ gehen um im Notfall wieder eingreifen zu können, oder der Helfer schnallt die einfache Longe ab.
Wenn einfache Bahnfiguren, das Anhalten und Stillstehen gut funktionieren, könnt ihr anspruchsvollere Aufgaben angehen. Seitwärtstreten, Schulterherein, Travers, Renvers bis hin zu Trab-, Tölt- und Galopp-Arbeit ist in der Bodenarbeit alles möglich. Oft sind gerade Seitengänge für die Pferde einfacher, da man seine Position seitlich neben dem Pferd gut nutzen kann um dieses „zur Seite zu schieben“, ähnlich wie beim Rückwärtsrichten könnt ihr hier eure Körper nutzen, um das Pferd wegzuschieben.
Bodenarbeit im Gelände
Eine weitere Möglichkeit ist die Bodenarbeit im Gelände. Hierbei muss sichergestellt werden, dass das Pferd an diese Arbeit gewöhnt ist und die Lektionen gut beherrscht. Auch hier empfiehlt sich zu Beginn die Arbeit mit Helfer. Im Gelände könnt ihr das Pferd so an ungewohnte Situationen gewöhnen. Seitengänge und Trab, Tölt und Galopp können so trainiert werden.
Das Longieren mit der Doppellonge
Die Arbeit mit der Doppellonge sollte zunächst in einem eingezäunten Areal, hier empfiehlt sich ein Roundpen, geübt werden. Ziel dieser Bodenarbeit ist es, sowohl Takt als auch Haltung des Pferdes in allen Gangarten zu trainieren. Ich verschnalle meine Pferde auch hier immer einfach, wie beim Fahren vom Boden. Auch hier beginne ich meine Bodenarbeit mit den Pferden im Schritt und übe zunächst Schritt-Halt, Halt-Schritt Übergänge um die Aufmerksamkeit des Pferdes zu erlangen. Häufige Handwechsel fördern ebenfalls die Aufmerksamkeit des Pferdes. Bei der Arbeit im Trab und Galopp arbeite ich gerne mit Tempowechseln. Oft ist es für die Pferde einfacher, diese Übungen ohne Reiter zu erlernen. Gerade für Gangpferde, welche eher Probleme mit dem Galopp auf dem Zirkel haben, ist dies eine sehr gute Übung. Die Pferde lernen den Takt zu halten, bekommen Gleichgewicht und haben mehr Vertrauen in sich selbst. Ich stelle immer wieder fest: Umso besser eine Übung vom Boden aus funktioniert, desto einfacher ist es diese Übung vom Sattel aus abzurufen. Die Bodenarbeit mit der Doppellonge ist für mich nicht nur für bereits gerittene Pferde unentbehrlich, sondern auch für Jungpferde unbedingt von Nöten.
Ganz wichtig und stets zu beachten ist, dass sowohl das Fahren vom Boden als auch das Longieren mit der Doppellonge von Pferd und Reiter, genau wie das Reiten, in kleinen Schritten erlernt werden müssen.
Mehr zum Thema Longieren findest du hier:
Das korrekte Longieren des Pferdes – Der Reitsport Blog (loesdau.de)
Präzises Longieren: Kappzaum Profi von Loesdau
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