Handarbeit für mehr Abwechslung Teil 2

Nachdem du in meinem letzten Blogbeitrag „Handarbeit für mehr Abwechslung Teil 1“ einen ersten Einblick in die Handarbeit erhalten hast, hast du hoffentlich Interesse an der Handarbeit gewonnen. Möchtest du nun mit deinem Pferd die ersten Schritte versuchen? In diesem Teil wirst du mehr über die Praxis der Handarbeit erfahren. Die meisten Fragen, die du vielleicht auch hast, habe ich der Handarbeits-Meisterin und Pferdeausbilderin Kathrin Roida gestellt.

Du läufst bei der Handarbeit neben deinem Pferd mit.

Bevor du nun aber mit den ersten Übungen startest, solltest du wissen, welche Position du neben deinem Pferd einnimmst: Du stellst dich auf Höhe der Schulter neben dein Pferd und ihr schaut in dieselbe Richtung. Die Zügel sind über den Hals deines Pferdes gelegt, sodass du die Zügel wie beim Reiten aufnehmen kannst. Der Unterschied liegt darin, dass du beide Hände mit den Zügeln auf der einen Seite hältst. Die Gerte kannst du in gewisser Weise als Beinersatz betrachten. Diese hältst du zunächst in der Hand, die in Nähe des Widerrists ist. Achte unbedingt darauf, dass du dein Pferd nicht dauerhaft mit der Gerte berührst und diese nur gezielt und sanft einsetzt. Und jetzt gleich zu meinen ersten Fragen an Kathrin Roida:

Sollte die Handarbeit vor oder nach dem „eigentlichen“ Training durchgeführt werden oder handelt es sich eher um eine eigenständige Trainingseinheit?

Kathrin Roida: Das kommt ganz darauf an. Ein Jungpferd löse ich gelegentlich am Boden vor dem Aufsitzen schon einige Minuten an der Hand. Ältere Pferde oder Korrekturpferde arbeite ich in der Regel bei meinen sattelfreien Einheiten ausschließlich vom Boden aus.

Was wird für die Handarbeit überhaupt benötigt, wenn ich damit anfangen möchte?

Kathrin Roida: Ich kann ein Pferd an der Trense, Kappzaum aber auch z.B. am Knotenhalfter arbeiten und benötige eine Gerte.

Bleiben die Hände immer in dieser Position?

Kathrin Roida: Es gibt die unterschiedlichsten Übungen, bei denen Hände und Gerte unterschiedlichst gehalten werden. Das mache ich abhängig vom Verhalten und Ausbildungsstand des Pferdes.

Wie in meinem letzten Blogbeitrag erwähnt, kennt Romy bereits die Arbeit am Boden und damit auch einige Kommandos, was mir bei der Handarbeit sehr entgegen kommt. Vor allem die Stimmkommandos für das Losschreiten, Anhalten und Rückwärtsrichten kommen bei uns häufig zum Einsatz.

Bei der ersten Einheit von Romy und mir standen die Basics im Vordergrund.

Welche Kommandos eignen sich für die Handarbeit?

Kathrin Roida: Wir haben nur das Stimmkommando und die Gerte als treibende Hilfen zur Verfügung. Stimmkommando darf frei gewählt werden.

Bei der ersten Einheit von Romy und mir standen die Basics im Vordergrund. Wir haben uns primär auf das Losschreiten und Anhalten fokussiert. Wenn nach mehrmaligem Schnalzen keine Reaktion nach vorne kommt, touchiere ich mein Pferd leicht mit der Gerte. Jeder Schritt in die richtige Richtung wird sofort mit der Stimme belohnt. Vor allem die Bremse ist mir zu jeder Zeit wichtig.

Doch wie pariere ich mein Pferd ohne Gewichtshilfen durch?

Kathrin Roida: An der Hand pariere ich mit Stimmkommando und Zügelhilfe durch.

Wie sollten die ersten Übungen aussehen bzw. wie sollte mit der Handarbeit begonnen werden?

Kathrin Roida: Ich beginne gerne mit dem Übertreten. Wobei ich der Beweglichkeit der Schultern einen höheren Stellenwert beimesse als der Beweglichkeit der Hinterhand.

Wie erreiche ich Biegung und Stellung?

Kathrin Roida: Stellung und Biegung werden mühsam erarbeitet, es ist ein Prozess, ein korrekt gestelltes und gebogenes Pferd zu bekommen.

Was sind typische fortgeschrittenere Übungen in der Handarbeit? Welche Seitengänge eignen sich?

Kathrin Roida: Schulterherein und Renvers im Schritt und Trab, Piaffe, Pirouettenarbeit.

Wann kann ich eine höhere Gangart hinzunehmen?

Kathrin Roida: Wenn es im Schritt funktioniert, nehme ich den Trab dazu, funktioniert es im Trab wage ich mich an den Galopp.

Unsere Anfänge im Galopp.

Bisher arbeiten Romy und ich vor allem im Schritt und Trab. Den Galopp nehmen wir seit kurzem hinzu. Dabei praktizieren wir verschiedene Hufschlagfiguren sowie einige Seitengänge, wie Schulterherein, Renvers und Traversalen. Zwischenzeitlich haben wir feststellen dürfen, welche Herausforderungen bei der Handarbeit entstehen können. Ein paar Lösungsansätze erklärt dir nun Kathrin Roida.

Was mache ich, wenn mein Pferd auf die innere oder äußere Schulter fällt?

Kathrin Roida: Durch Stellung, Biegung und dem entsprechenden Seitengang das Gewicht von der entsprechenden Schulter wegarbeiten.

Was ist zu tun, wenn ich meinem Pferd im Trab oder Galopp nicht hinterherkomme, weil es zu schnell wird?

Kathrin Roida: An der Hand arbeite ich an der Versammlungsfähigkeit oder in Versammlung, die Pferde werden nicht zu schnell, da ich die Pferde im Seitengang in ruhigem Tempo arbeite. Durch die entsprechende Vorbereitung weiß mein Pferd die treibenden Hilfen entsprechend zu deuten, und ich kann z.B. auch im Galopp das Tempo bestimmen.

Mein langfristiges Ziel mit Romy in der Handarbeit ist es, dieselbe Leichtigkeit wie Kathrin Roida bei der Arbeit mit ihren Pferden zu erreichen.

Was ist in der Handarbeit Ihre die Lieblingslektion?

Kathrin Roida: Ich genieße die fließenden Handwechsel nur durch Körperdrehung bei der Freiarbeit besonders.

Welche Tipps geben sie uns noch mit?

Kathrin Roida: Seid offen für verschiedenste Ausbildungsmöglichkeiten, die Pferd und Reiter zugutekommen.

Wenn du die Handarbeit intensivieren möchtest, ist es sinnvoll, dein Handarbeits-Traning von einem Trainer begleiten zu lassen. So können sich keine Fehler einschleichen, die im Nachgang nur schwer zu korrigieren sind.

Besteht denn die Möglichkeit, dass Sie persönlich unterstützen?

Kathrin Roida: Ja, zum einen können meine Onlinekurse erworben werden. Gelegentlich gebe ich aber auch Kurse und Unterrichtseinheiten bei mir auf dem Hof.

Nun wünsche ich dir und deinem Pferd ganz viel Spaß bei der Handarbeit und eurem abwechslungsreichen Trainingsalltag. Ich bin mir sicher, dass du dein Pferd noch besser kennenlernen wirst.

Solltest du dich noch intensiver mit dem Thema beschäftigen wollen, dann empfehle ich dir das Buch „Gymnastizieren – an der Hand“ von Kathrin Roida. In diesem Buch erhältst du noch viele Einblicke in die Handarbeit, sowie Schritt-für-Schritt-Erklärungen und Beurteilungen der Lektionen durch eine Osteopathin. Viel Spaß beim Lesen!

Leonie
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Über Leonie

Schon als kleines Kind war ich für sämtliche Tiere zu begeistern, wobei es mir Pferde am meisten angetan haben. Demnach durfte ich mit fünf Jahren anfangen, reiten zu lernen und mit 13 Jahren wurde mein größter Wunsch erfüllt: Ich bekam mein erstes, eigenes Pferd. Im Jahr 2011 bekamen wir weiteren tierischen Nachwuchs – eine Shiba Inu Hündin namens Mei Li. Seither sind meine Tiere aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Leider ist mein erstes Pferd Schnecke nicht mehr unter uns. Doch seit einiger Zeit begleitet mich meine Oldenburger-Stute Romy durchs Leben. Den Alltag mit meinen Tieren gestalte ich sehr bunt. Demnach fahren wir mit unserem Hund häufig weg, um unsere Gassi-Runden zu variieren und neue Dinge zu erleben. Auch in der Arbeit mit Romy lege ich sehr großen Wert auf viel Abwechslung. Neben der Dressur machen wir ein paar kleine Hüpfer, gehen häufig ins Gelände, arbeiten vom Boden (Handarbeit, Freiarbeit) und lassen uns immer wieder von neuen Trainingsmethoden inspirieren. Nicht zu vergessen sind unsere ausgiebigen Kuscheleinheiten, die wir regelmäßig voneinander einfordern.

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