Das richtige Gebiss fürs Pferd – Teil 2

Es gibt verschiedene Gebissarten. Produktmanagerin Lea aus dem Pferdesporthauses Loesdau erläutert euch übersichtlich die wichtigsten Gebissarten, wo sie ihre Verwendung finden, wie sie wirken und für welche Pferde, Reiter und Reitweisen sie geeignet sind.

Gebissart: Einfach gebrochene Wassertrense

Beschreibung: Zwei Gebissteile sind durch ein Gelenk in der Mitte verbunden, die Trensenringe sind durchlaufend.

Verwendungszweck: alle Zwecke

Angenommene Wirkweise: Der Druck wird über die Zungenränder auf die Laden geleitet. Unterschiedliche Druckverteilung auf die Zungenhälften durch verschieden lange Gebissstücke bei Zügelanzug. Anatomisch geformte Modelle und Modelle mit Drehung im Gelenk wie z.B. Turnado, HS sollen diesen Effekt vermindern. Regelmäßiges Drehen des Gebisses kann hier von Vorteil sein. Sogenannter Nussknacker-Effekt konnte nach einer Untersuchung von Dr. Peter Witzmann an der Pferdeklinik Kirchheim nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil bei Zügelanzug entfernt sich das Gelenk weiter vom Gaumen weg. Bei Turnado- oder einfach gebrochenen Dynamic RS-Gebissen wurde das Gelenk um 45° nach vorne gedreht. Die Gebissschenkel sind dadurch auf beiden Seiten etwa gleich lang und führen zu einer gleichmäßigeren Druckverteilung auf beide Zungenhälften.

geeignet für: alle Pferde und Reitweisen, für Pferde die bei anderen Gebissarten wie zB. doppelt gebrochenen Wassertrensen gegen die Reiterhand gehen und Paraden schlecht annehmen.

 

Gebissart: Doppelt gebrochene Wassertrense

Beschreibung: zwei Gelenke mit Mittelstück/Olive. Das Mittelstück kann orthogonal (90°) zu den Schenkeln oder im 45° Winkel stehen. Laut Firma Sprenger wirken doppelt gebrochene Gebisse ohne 45° Grad Drehung des Mittelstücks schwammig und können den Zungenrand einklemmen.

Verwendungszweck: alle Zwecke

Angenommene Wirkweise: Gleichmäßige Druckverteilung, kein Klemmen der Zunge, durch gleichlange Gebissschenkel. Paraden wirken direkter und effektiver. Dies kann zu einer verbesserten Kommunikation zwischen Pferd und Reiter führen. Das Pferd soll gezielt und gefühlvoll an die Hand herantreten. Durch das Mittelstück optimale Nutzung des Tastsinns der Zunge, dadurch eindeutige Hilfengebung.

geeignet für: hervorragend geeignet für sensible Pferde jeglichen Ausbildungsstandes. Standard-Gebiss das vorzugsweise beim Angewöhnen und bei der Ausbildung von Jungpferden eingesetzt wird.

 

Gebissart: Olivenkopftrense

Beschreibung: Das Mundstück ist fest an den Gebissringen befestigt. Es endet in zwei quer verlaufenden „Oliven“, die die Gebissringe führen. Im Gegensatz zu anderen Gebissarten können die Lefzen so nicht in die Ringlöcher einklemmen. In einfach gebrochener und doppelt gebrochener Form erhältlich.

Verwendungszweck: alle Zwecke

Angenommene Wirkweise: Durch das Anliegen der Gebissringe am Pferdekopf ergibt sich auch eine leichte Einwirkung bei seitwärts weisenden Hilfen.

 

Gebissart: Renn-(D)Trense

Beschreibung: D-förmige Gebissringe. Oft auch in verschiedenen Materialkombinationen erhältlich, z.B. mit Kupferrollen.

Verwendungszweck: alle Zwecke

Angenommene Wirkweise: Durch die D-Ringe wird im Gegensatz zu anderen Gebissarten ein „Durchziehen“ des Gebisses bei einseitiger Zügelhilfe verhindert. Ähnlich wie das Olivenkopfgebiss, wirken die D-Ringe auch als seitliche Begrenzung.

 

Gebissart:  Schenkeltrense

Beschreibung: Wassertrense mit seitlichen Schenkeln von ca. 5 bis 8 cm Länge.

Verwendungszweck: alle Zwecke

Angenommene Wirkweise: die Seitenteile verhindern ein „Durchziehen“ des Gebisses durchs Pferdemaul bei einseitig wirkender Zügelhilfe. Zusätzlich wird, anders als bei anderen Gebissarten, gleichzeitig auf der Gegenseite Druck ausgeübt, der das Pferd dazu veranlasst, der Hilfe nachzugeben und in die gewünschte Richtung zu wenden. Die Schenkel können zusätzlich mit Lederösen an den Backenstücken fixiert werden.

geeignet für: Pferde, die sich gerne richtungsweisenden bzw. biegenden oder stellenden Zügelhilfen entziehen.

 

Gebissart:  Stangengebiss

Beschreibung: durchgehende Stange mit oder ohne Zungenfreiheit (Wölbung der Stange nach oben)

Verwendungszweck: Springen u. Gelände

Angenommene Wirkweise:

  1. a) ohne Zungenfreiheit: gleichmäßige Druckverteilung, ständiger Druck auf die gesamte Zungenbreite – auch ohne Zügelanzug.
  2. b) mit Zungenfreiheit: gleichmäßige Druckverteilung. Durch die anatomische Form erfolgt bei Zügelanzug eine gezielte Druckverteilung auf die gesamte Zungenbreite.

geeignet für: erfahrene Reiter und sehr weit ausgebildete Pferde

 

Gebissart:  Pelham

Beschreibung: einfach oder doppelt gebrochenes, gebogenes oder ungebrochenes Gebiss mit Anzügen.

Verwendungszweck: Springen u. Gelände. Lt. LPO 2013 nur mit Zügelverbindung (Pelhamriemchen Art. 8607)+ einem Zügelpaar, Reithalfter und Kinnkette inkl. Kinnkettenunterlage in Springpferde-m Geländepferde, Jagdpferde-LP bis Kl. M., Spring u. Gelände-LP Kl. A u. L zugelassen. KL. E nicht ungebrochen. Länge der Pelhamanzüge max. 7 cm, Zungenfreiheit 0-30 mm.

Angenommene Wirkweise: Kombination der Wirkweise der Gebissarten Wassertrense und Kandare durch die zusätzlichen Anzüge und die Kinnkette.

geeignet für: erfahrene Reiter und sehr weit ausgebildete Pferde

 

Gebissart:  Springkandare

Beschreibung: gebrochen oder ungebrochen. Mit beweglichen Seitenteilen. Andere Form der D-Trense, bei der das Mundstück nicht in der Mitte der D-Ringe verankert ist, sondern im oberen Viertel. Zwei Möglichkeiten zum Einschnallen der Zügel. Mit Kinnkette.

Verwendungszweck: Springen u. Gelände

Angenommene Wirkweise: durch verschiedene Einschnallmöglichkeiten des Zügels ergeben sich unterschiedlich starke Hebelwirkungen. Durch die Kinnkette ebenfalls Druck auf die Kinngrube.

geeignet für: erfahrene Reiter

 

Gebissarten: Kandare und Unterlegtrense

Beschreibung: mit oder ohne Zungenfreiheit, feste Seitenteile, i.d.R. mit Kinnkettenhaken, um die Kinnkette  einzuschnallen,  in Verbindung mit Unterlegtrense. Oberer Teil des Anzüge: Oberbaum, unterer Teil: Unterbaum.

Verwendungszweck: Dressur

Angenommene Wirkweise: mit Zungenfreiheit wirkt das Gebiss vermehrt auf die Laden des Pferdemauls. Durch die Hebelwirkung wirkt das Gebiss auch auf das Genick des Pferdes. Die Kinnkette übt Druck auf die Kinngrube aus.

geeignet für: erfahrene Reiter und Pferde

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Über Experten von Loesdau

Die meisten Loesdau Mitarbeiter sind entweder selbst Pferdebesitzer oder Reiter, zumindest aber Pferdeliebhaber. Sie reiten Dressur oder Western, sind Springreiter oder Züchter, Pferdefotograf oder -physiotherapeut, Trainer oder Reitlehrer. Sie sammeln ständig Eindrücke in allen Belangen rund um ihre Vierbeiner und bilden sich auf ihrem Spezialgebiet ständig fort. Außerdem machen die Kolleginnen und Kollegen permanent neue, interessante Erfahrungen, treffen wiederum Spezialisten und wissen in Sachen Pferd definitiv Bescheid. So ist jeder auf seinem Gebiet ein echter Experte und immer up-to-date. Aktuell bedeutendes Wissen erhalten sie in Seminaren, Kursen oder Lehrgängen.

4 Kommentare zu “Das richtige Gebiss fürs Pferd – Teil 2

  1. Bianca

    Hallo!
    Ich möchte für meine Rb gerne mal ein anderes Gebiss testen, weil sie das aktuelle nur sehr widerwillig nimmt. Sie ist im Gelände nur schwer zu halten und auf dem Platz hat sie große Probleme mit Stellung und Biegung. Eigentlich hätte ich gerne das Nathe-Standart-Gebiss getestet, aber ich habe nun öfters gelesen, dass es damit schwierig ist, das Pferd zu biegen, weil die Stange eben nur einseitigen Druck ausübt. Dazu muss ich auch sagen, dass ich noch sehr viel lernen muss und reiterlich noch relativ am Anfang bin. Ich reite englisch und nehme Dressurunterricht. Zu was für einem Gebiss würdet ihr mir denn raten?
    LG Bianca

    • Liebe Bianca,

      ohje, solche Fragen sind als Ferndiagnose nur sehr schwer zu beantworten. Am besten wäre es, das Problem mit deinem Reitlehrer zu besprechen. Ein Stangengebiss eignet sich tatsächlich nicht für einen noch ungeübten Reiter, da die Zügelhilfe sehr genau und gleichmäßig gegeben werden muss, um ein Verkanten zu vermeiden, vor allem in Wendungen.
      Zunächst sollte auch abgeklärt werden, ob das Pferd körperlich in der Lage ist das Gebiss überhaupt gerne anzunehmen. Oft sind hier Zahnprobleme ursächlich für eine Widersetzlichkeit.

      Möchtest du dennoch gerne ein Kunststoffgebiss testen, so wären Art. 8527, 85981 oder 85745 Möglichkeiten.
      Wir wünschen dir und deinem Pferd viel Freude zusammen.
      Liebe Grüße von Deinem Loesdau Blog Team

      Ich hoffe wir konnten dir etwas weiterhelfen.

  2. Julia

    Hallo ich hätte eine Frage und zwar welches gebiss für Freizeitreiter
    Danke im vorraus

    • Hallo Julia,
      um dir eine konkrete Antwort geben zu können, brauchen wir Zusatzinformationen wie beispielsweise den Ausbildungsstand des Pferdes und Reiters, die Anatomie des Pferdes, Reitweise bzw. Disziplin etc.

      Dann können wir dir schon eher eine gute Antwort geben.

      Viele Grüße
      Dein Loesdau Blog Team

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