Tierrettung Pferd: Was tun, wenn der Stall brennt?

Feuer im Stall! Eine absolute Horrormeldung. Nadine aus unserem Verkaufsteam im Pferdesporthaus Loesdau in Lehrte ist bei der freiwilligen Feuerwehr und weiß, wie wichtig es für Pferdebesitzer sein kann, sich und seine Pferde auf einen Brand im Stall vorzubereiten. Im Interview erfährst du, was du tun kannst, damit es im Stall erst gar nicht dazu kommt bzw. wie du und deine Vierbeiner gut auf den Ernstfall vorbereitet sind. Erfahre auch, was es noch für Ernstfälle der Einsatzgruppe „Tierrettung Pferd“ der freiwilligen Feuerwehren geben kann.

Der Stall brennt. Ist das nicht unser aller Alptraum? Du betreust bei der freiwilligen Feuerwehr die „Tierrettung Pferd“. Wie kommst du auf das Thema? Was wird genau geübt?

Die Freiwilligen Feuerwehren habe ein breites Feld an Einsätzen. Ich komme aus einem kleinen Dorf mit gefühlt mehr Pferden als Einwohnern, das dicht am Waldgebiet mit angrenzendem Moor liegt. Dort kommt es schon öfter einmal vor, dass die Feuerwehr Einsätze mit Pferden hat.

Was für Einsätze können das sein?

Wir hatten bereits Einsätze im Moor, bei denen das Pferd bis zu Hälfte versunken war und von der Feuerwehr gerettet werden musste. Auch Suchaktionen nach vermissten Reitern im Moor gab es bei uns schon diverse. Bei all diesen Einsätzen war zu merken, dass viele Feuerwehrleute Scheu haben, an die Tiere heranzugehen.

Wie reagiert ein Pferd? Wo und wie kann ich es anfassen? Wie muss ich es führen? Alles Fragen, die Nadine ihrem Team „Tierrettung Pferd“ von der freiwilligen Feuerwehr beantwortete.

Was kann da helfen?

Ich hatte die Idee, mit meinen Kameraden aus unserer Freiwilligen Feuerwehr Dienste zum Thema „Tierrettung Pferd“ durchzuführen. Zwar sind wir im Thema „Tierrettung Pferd“ noch ziemlich am Anfang, haben aber vor, weitere Dienste zu dem Thema zu machen.

Was genau ist mit „Tierrettung Pferd“ gemeint?

„Tierrettung Pferd“ bezieht sich auf Situationen, bei denen ein Pferd in Schwierigkeiten steckt und es nur mit Hilfe mehrerer Menschen gerettet werden kann, wie zum Beispiel:

  • Feuer im Stall oder angrenzenden Gebäuden
  • versunkenes Pferd im Moor
  • eingeklemmte Pferde

Wie waren eure ersten Schritte?

Zuerst habe ich meinen Kameradinnen und Kameraden das Tier an sich und in der Theorie erklärt. Ich wies darauf hin, dass Pferde Fluchttiere sind, wir haben den Körperbau und absolute No-gos besprochen also z.B. wie ein Pferd auf keinen Fall angebunden werden darf. Ganz wichtig ist es auch, immer wieder zu betonen, dass die eigene Sicherheit im Vordergrund steht.

Und nach dem Theorieteil?

Nachdem die Theorie durch war, sind wir zur Praxis übergegangen und zu uns auf den Hof gefahren. Dort haben wir unterschiedliche Pferde, die sich zum Üben hervorragend eigneten. Alle reagierten anders auf die Feuerwehrleute.

Es macht Sinn, dass Feuerwehrleute und Pferde die Gelegenheit bekommen, sich gegenseitig zu „beschnuppern.“

Wie gingen die Feuerwehrleute vor?

Als wir den Hof betraten, sollten sich die Feuerwehrleute zunächst einen Überblick darüber verschaffen, wo die Pferde bei einem Brand hingebracht werden könnten. Einen Ort zu definieren, wo die Tiere im Notfall in Sicherheit gebracht werden können, ist ein wichtiger Punkt. Auch weitere, ganz einfache Dinge wie z.B. wie Boxentüren geöffnet werden, musste ich meinen Kameradinnen und Kameraden zeigen. Zu beachten ist, dass es unterschiedliche Varianten gibt. Auch wie es richtig ist, sich einem Pferd zu nähern oder wie aus einem Strick schnell ein Halfter entsteht, zeigte ich dem Feuerwehrteam. Alle mussten anschließend die Pferde halftern und aus der Box holen und eine Runde führen.

Jedes Pferd reagiert anders auf fremde Menschen, vor allem wenn diese in einer Uniform stecken.

Wie reagierten die Pferde auf die Feuerwehrleute in ihren Uniformen?

Zunächst haben wir uns in normaler Alltagsbekleidung den Tieren genähert, dann in Feuerwehruniform und dann in voller Ausrüstung, sprich mit angeschlossener Atemschutzflasche. Die Kameradinnen und Kameraden haben gestaunt, was diese kleinen Veränderungen bei den Pferden ausmachen. Zu Anfang haben sich die drei Pferde alle anfassen lassen, dann wurden sie schon skeptisch und mit Atemschutzflasche auf dem Rücken hat sich nur ein Pferd anfassen lassen. Ich habe den Feuerwehrleuten erklärt, dass es sehr schwierig werden wird, Pferde aus einem brennenden Stall zu retten, da die Tiere alle in Panik sind. Wir müssen also sehr wachsam sein. Dennoch haben wir den Schritt geübt! Es kann auch sein, dass es einmal im Nachbargebäude brennt!

Hast Du eine spezielle Ausbildung gemacht?

Nein. Ich habe viel darüber gelesen und mich über diverse Methoden im Internet informiert. Aus meinen langjährigen Erfahrungen und den erlesenen Methoden habe ich dann den Feuerwehrdienst vorbereitet und an meine Kameradinnen und Kameraden weitergegeben.

Machen solche Übungen die freiwilligen Feuerwehren deutschlandweit? Welche Feuerwehren bieten das an?

Ich habe schon von einigen gehört, die das auch machen. Am besten ist es immer, direkt vor Ort zu fragen und die Feuerwehr zu bitten, einmal mit in den Stall zu kommen. Es schadet nie, wenn die zuständige Feuerwehr die Gegebenheiten der Ställe kennen.

Was kann man noch tun, um Pferde optimal auf den Notfall vorzubereiten?

Dafür gibt es leider kein Rezept. Sie sind und bleiben Fluchttiere und reagieren je nach Gemütszustand jeden Tag anders.

Wie sieht optimaler Bandschutz in Ställen aus?

Wichtig ist, dass jeder mit einem gesunden Menschenverstand handelt.

  • Kein Feuer im oder am Stall machen
  • Nicht im Stall rauchen
  • Kein Arbeiten mit Funkenflug
  • Feuerlöscher schnell greifbar anbringen
  • Heu und Stroh getrennt lagern
  • Elektrische Geräte (Wasserkocher/Kaffeemaschinen) nach Gebrauch aus der Steckdose ziehen.
  • Eine Blitzschutzanlage sollte vorhanden sein.
  • Fluchtwege definieren
  • Mistgabeln, Besen, etc immer an die dafür vorgesehenen Vorrichtungen hängen damit die im Brandfall nicht zur Falle werden
  • Eventuell auf LED Beleuchtung zurückgreifen, die wird nicht so heiß wird
  • regelmäßig Übungen mit der ortsansässigen Feuerwehr machen

Und besonders wichtig: Im Notfall immer die Ruhe bewahren!!!!

 

 

Christine

Über Christine

Erfahrung/Motivation: Nach einer sehr langen Reitpause begann ich im April 2012 wieder zu reiten. Eine schöne Schwarzwälder Fuchs Stute namens Jeany freute sich genauso wie ich über unsere langen und erholsamen Ausritte durch den Wald. Das Besondere an unserer Verbindung ist und bleibt, dass Jeany es schaffte, mich sehr schnell wieder komplett für Pferde zu begeistern. Zwar gelingt es mir momentan aus beruflichen und familiären Gründen nur ein bis zweimal in der Woche bei den Vierbeinern, die mir so viel geben, zu sein, den Stall zu machen und zu reiten. Aber diese Auszeiten müssen sein! Jeanys Stallgenossen sind wunderschöne Tersker, von denen ich momentan Nadja reiten darf. Wir sind ein relativ neues Team und gewöhnen uns noch im Dressurviereck und im Gelände aneinander – allerdings mit allerbesten Fortschritten!

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