Dieses Jahr habe ich meinen Sommerurlaub zusammen mit meiner Islandstute Helena verbracht. Wo ging es hin? In meinen alten Stall, das Gangpferdezentrum Aegidienberg. Besonders gefreut hat es mich, dass dort ein neuer Naturtrail für Pferde entstanden ist. Diesen mit Helena zu absolvieren, stand fest auf dem Plan. Grundsätzlich kann der Naturtrail sowohl geritten als auch geführt werden. Ich habe mich aufgrund von Helenas Ausbildungsstand dafür entschieden, mit Helena die Übungen vom Boden aus zu machen.
Die Übungen im Naturtail für Pferde
Erste Übung: Das Dach
Hierbei handelt es sich um ein Holzdach mit 90 Grad Winkelung. Das Pferd wird über das Dach geführt. Ich habe Helena zunächst an das unbekannte Objekt herangeführt und wollte, dass sie es sich genau anschaut. Ehe ich mich versah, stand mein Pferd auf dem Dach. Sie hat einmal kurz geguckt und geschnuppert und die Aufgabe für ungefährlich gehalten. Mir ist es immer wichtig, dass meine Pferde die Übungen in Ruhe und ohne Stress machen können, deshalb habe ich Helena mehrfach auf dem Dach stehen lassen, sowohl beim Hinauf- als auch beim Heruntergehen.
Zweite Übung: Der Baumstammweg
Diese Übung schult sowohl Aufmerksamkeit als auch das Gleichgewicht aller Pferde. Der Weg durch die Baumstämme enthält unterschiedlich hohe naturbelassene Baumstämme. Auch hier bin ich in Ruhe mit Helena durchgegangen und ließ sie zwischendurch immer wieder stehen. Am Anfang ging ich vor ihr, doch nach wenigen Malen konnte ich sie alleine vorschicken und bin neben ihr gegangen.
Dritte Übung: Das Rückwärtsrichten durch ein U
Diese Übung verlangt schon etwas mehr Geschick und Ausbildung der Pferde. Hierbei werden die Pferde rückwärts in ein Holz-U gerichtet und danach vorwärts wieder herausgeführt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Pferde rückwärts um Kurven gehen müssen, ohne dass sie sehen, wo es hingeht oder was hinter ihnen ist. Ich habe Helena zunächst vorwärts durch das U geführt, um ihr zu zeigen, worum es geht. Anschliessend habe ich sie Schritt für Schritt rückwärts durch das U geschickt.
Vierte Übung: Das Podest
Ein Podest ist den meisten ein Begriff. Das Podest ist hier in den Hang eingebaut, so dass es eine flache und eine hohe Seite hat. Bei dieser Übung wird das Pferd zunächst auf der flachen Seite mit den Vorderbeinen auf das Podest geführt. Es erfolgt ein kurzes Stillstehen, bevor das Pferd komplett auf das Podest darf. Anschließend wird das Pferd auf der steilen Seite hinuntergeführt. Auch hier soll das Pferd zunächst die Vorderbeine herunter stellen und ein paar Sekunden stillstehen, bevor es die Hinterbeine nachzieht. Diese Übung kann in beide Richtungen durchgeführt werden.
Fünfte Übung: Die Hängebrücke
„Ich möchte ein Foto von Helena auf der Hängebrücke“, war der erste Satz, den ich im heimischen Stall zu hören bekam.
Zugegeben: Ich hatte auch Bedenken. Als erstes ging ich selbst über die Hängebrücke und stellte fest, „das wackelt ganz schön“. Nun gut. Zu Beginn habe ich einen Tipp meines Trainers Walter Feldmann angewandt und Helena „quer“ über die Hängebrücke geführt. Ich vorneweg, sie hinter mir her. Der Vorteil hier ist, das Pferd ist nur für ein, zwei Schritte auf wackeligem Boden und hat danach direkt wieder festen Untergrund unter den Hufen. Was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Helena lief einfach hinter mir her und war sichtlich unbeeindruckt von dem Wackeln. Als nächste Stufe wollte ich sie über die Brücke führen. Die Brücke hat zwei unterschiedliche „Wackelgrade.“ Der erste Teil ist wesentlich weniger unruhig als der Zweite. Helena folgte mir problemlos auf die Brücke und blieb auf mein Kommando stehen. Nach wenigen Sekunden ging es weiter. Zugegeben, der zweite Teil der Brücke war ihr etwas unheimlich. Aber nach zwei bis drei Wiederholungen hat sie auch diesen Teil mit Bravour gemeistert.
Sechste Übung: Der Schwebebalken
Der Schwebebalken ist ein schmaler Balken mit zwei Stufen, über die die Pferde gehen müssen. Diese etwas unspektakulär wirkende Übung war die größte Herausforderung für Helena und mich. Der Balken ist mit seinen 60 cm Breite sehr schmal. Für Helena war es schließlich weniger schwierig „hoch“ zu gehen, als auf dem schmalen Steg zu laufen. Nach einigen Minuten und Wiederholungen haben wir aber auch diese Übung gut gemeistert.
Siebte Übung: Seitwärtstreten
Das Seitwärtstreten über eine Stange am Boden war für Helena kein Problem. Sie kennt diese Übung von der Bodenarbeit her. Ein Holzbalken unter ihrem Bauch hat sie daher nicht irritiert oder gestört.
Achte Übung: Naturtreppe
Die Naturtreppe ist mit Baumstämmen angelegt. Auch hier kann man das Pferd sowohl hoch als auch hinunter reiten/führen. Für Helena kein Problem. Sowohl hoch als auch runter mit Zwischenstopps war die Naturtreppe für mein Pferd keine Herausforderung.
Neunte Übung: Die Steintreppe
Ähnlich wie die Naturtreppe ist die Steintreppe in beide Richtungen zu bestreiten.
Zehnte Übung: Die Brücke
Neben der Hängebrücke gibt es auch noch eine „richtige“ Brücke. Helena war auch hier absolut cool und gelassen. Zuerst hat sie alles genau angeguckt und schritt dann mutig mit mir über diese recht schmale Brücke.
Elfte Übung: Die Acht im „Viereck“
Diese Übung ist mehr für den gerittenen Trail gedacht. Es handelt sich um ein kleines abgestecktes Viereck mit schmalem Eingang. In der Mitte sind zwei Baumstämme um die man mit seinem Pferd eine 8 reitet. Anschließend lässt man das Pferd zwischen den Stämmen stillstehen. Ich habe diese Übung mit Helena einfach vom Boden aus gemacht.
Zwölfte Übung: Das Tor
Auch diese Übung, bei der ein Tor geöffnet und auch wieder geschlossen werden muss, ist eher für den gerittenen Trail gedacht. Vom Boden aus stellte die Übung absolut keine Herausforderung für mein Pferd und mich dar.
Knotenhalfter, Bodenarbeitsseil und eine Gerte sind für mich die perfekten Ausbildungsgegenstände bei der Trail-Arbeit.
Mein Fazit zum Naturtrail
Nach den Übungen war ich mehr als begeistert von meinem Pferd. Sie hat alle Aufgaben mit Ruhe, Bedacht und Mut absolviert. Gerade die Übungen, welche zunächst schwierig wirkten, hat sie mit einer wunderbaren Ruhe und Gelassenheit gemeistert. Es gibt noch zwei weitere Übungen, welche wir nicht machen konnten. Einmal die Wippe, diese war nicht aufgebaut, und der Wassergraben, der leider leer war. Aber ich bin mir sicher, es war nicht unser letzter Urlaub in Aegidienberg. Dann werden wir auch diese beiden Übungen in Angriff nehmen. Denn soviel steht fest: Der Naturtrail stärkt die Pferd-Mensch-Beziehung und fördert Helenas Aufmerksamkeit und Balance. Wir kommen also sicher wieder!
Bis dahin wünschen Helena und ich euch noch schöne Sommermonate!
- Worldtoelt in Rieden - 8. März 2018
- Pferde-Leckerli selber backen - 7. Dezember 2017
- Thermokleidung für den Reiter - 16. November 2017