Aufs Kaltblut gekommen

Unsere DH-Studentin Thea aus dem Loesdau E-Commerce Team ist aufs Kaltblut gekommen. Nach ein paar Jahren mit ihrem Kaltblut Asterix ist sie überzeugt: „If you can dream it, you can do it!”

Thea berichtet: „Asterix ist ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut und hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass er mehr kann, als man ihm je zugetraut hätte. Aufs Kaltblut gekommen – das bin ich eigentlich nur durch Zufall. 2011 habe ich nach einer Reitbeteiligung gesucht. Da ich nicht mobil war, musste diese mit dem Fahrrad erreichbar sein. Die Auswahl war entsprechend gering. Genau genommen kam nur ein einziges Pferd in Frage: Asterix, ein Kaltblut, das im Nachbarort stand. In der Anzeige stand, dass Asterix einen Reiter sucht, der ab und zu mit ihm ins Gelände geht. Der Ausbildungsstand war nicht sehr hoch. Galopp war ihm ein Fremdwort. Wohin sich das Ganze entwickeln würde, war damals noch keinem klar. Auch ich hätte zu dieser Zeit nicht im Traum daran gedacht, jemals tatsächlich darüber schreiben zu können, wozu ein Kaltblut alles in der Lage ist.

Rheinisch-deutsches Kaltblut in Reithalle
Ausdrucksstarkes Kraftpaket Asterix!

Mühe und Ausdauer lohnen sich

Rückblickend kann ich sagen: In den vier Jahren ist viel passiert. Asterix hat nicht nur in meinen Besitz gewechselt. Er hat auch viel gelernt. Von Schulterherein über Traversalen bis hin zur ersten Piaffe – das dicke Kaltblut zeigte innerhalb kürzester Zeit, was es so alles leisten kann, wenn es nur will. Ich gebe zu: Es war alles andere als leicht. Ich habe oft gezweifelt und mit dem Gedanken gespielt, es einfach sein zu lassen. Doch je mehr sich die Erfolge einstellten, desto mehr habe ich an uns geglaubt. Ich kann nicht sagen, wie viele Buckler ich sitzen musste, bis wir das erste Mal manierlich galoppiert sind – es waren viele. Aber eines ist ganz klar: Die Mühe und Ausdauer hat sich gelohnt. Sie lohnen sich bei JEDEM Pferd.

Asterix im Dressurviereck trabend
Thea entdeckte Asterix‘ Qualitäten in der Dressur. Foto: Christina Wurst

Gezielt Rückenmuskulatur aufbauen

Kaltblüter wurden ursprünglich zum Ziehen gezüchtet. Sie haben eine kräftige Brust und eine breite Schulter und alles an ihnen ist durch gezielte Zucht darauf ausgelegt, hohe Lasten zu ziehen. Daher gilt es beim Reiten eines Kaltbluts Einiges zu beachten. Ein Zugpferd ist nicht gezüchtet, um Lasten zu tragen. Es hat zwar stabile, breite Knochen und bringt so das nötige Fundament mit, um einen Reiter zu tragen. Der Rücken ist jedoch im Vergleich zu dem eines Warmbluts sehr schwach. Bevor ihr also ein Kaltblut direkt arbeiten möchtet, solltet ihr gezielt die Rückenmuskulatur aufbauen. Asterix und ich haben deshalb im ersten Jahr sehr viel Arbeit vom Boden aus gemacht. Er beherrscht heute unter anderem eine breite Palette an zirzensischen Lektionen, die, korrekt ausgeführt, ein gutes Training für den ganzen Körper darstellen. Auch heute lässt er keine Gelegenheit aus, seine Kunststückchen zum Besten zu geben.

Asterix macht den Spanischen Gruß.
Asterix macht den Spanischen Gruß. (Foto: Elena Neubrand)

Körperbau und erste Trainingsschritte

Asterix Körperbau hat uns die Arbeit allerdings nicht immer leicht gemacht. Angefangen bei seinem Hintern, der 5 cm überbaut ist. Der Hals, der einen gefühlten Meter zu kurz ist und nicht zuletzt die fehlende Ganaschenfreiheit – das alles sind Dinge, die ein Kaltblut oft mitbringt und die bei der Ausbildung berücksichtigt werden müssen. So lag mein Augenmerk darauf, ihn vermehrt auf die Hinterhand zu setzen. Bei einem normal gebauten Pferd trägt die Vorhand ca. 60 % des Körpergewichts. Bei einem überbauten Pferd ist diese Zahl deutlich höher. Daher ist es hier besonders wichtig, durch richtiges Training die Lastaufnahme der Hinterhand zu aktivieren. Durch den kurzen Hals und die fehlende Ganaschenfreiheit wird es uns nie möglich sein, auch nur annähernd dieselbe Aufrichtung zu erreichen, wie es bei vielen Warmblütern der Fall ist. Doch wir machen das Beste daraus. Auch sein Gewicht war anfangs ein großes Thema. Seit ich ihn besitze hat er nun 200 kg abgenommen. Es ist wichtig, dass ein Kaltblut, welches sowieso schwer gebaut ist, nicht mehr Gewicht mit sich herumschleppt, als unbedingt nötig.

Asterix am Sprung, Geländepringreiterwettbewerb Rielingshausen
Asterix fühlt sich sichtlich wohl und stellt seine Fähigkeiten gerne unter Beweis – auch beim Springen! Foto: Thellmann Fotografie)

Kaltblut mit überragender Gangqualität

Angefangen haben Asterix und ich im Westernsattel. Wir sind lange ausschließlich im Gelände unterwegs gewesen, um Kondition aufzubauen und die ersten Muskeln aufzubauen. Da Asterix bereits einen Westernsattel besaß, versuchten wir uns auch zunächst in der mir fremden Reitweise und ich nahm mit ihm Trail-Unterricht. Jedoch stellten wir schnell fest, dass dies nicht unsere Disziplin war. Egal, ob Hütchen oder Stange: Asterix kickte alles durch die Gegend. Auf der Koppel fiel mir dann seine überragende Gangqualität auf und für mich stand fest: Asterix braucht einen Englischsattel. Ich hatte das Glück, dass mir die damaligen Besitzer erlaubten, Asterix umzustellen. So etwas sollte nie ohne Zustimmung der Besitzer passieren und ich bin den damaligen Besitzern sehr dankbar, dass sie mir diesen Traum ermöglicht haben.

Asterix und Thea heute: ein eingespieltes, routiniertes Team. (Foto: Sabrina Bartsch)
Asterix und Thea heute: ein eingespieltes, routiniertes Team. (Foto: Sabrina Bartsch)

Umstellung auf die barocke Reitweise

Wir begannen mit Englisch-Unterricht nach FN und es stellte sich schnell heraus, dass Asterix extrem lernwillig war. Trotz seines Gewichts war er kein bisschen träge. Asterix zeigte, dass ihm diese Art von Arbeit sehr viel Spaß bereitet und blühte richtig auf. Dies war auch der Zeitpunkt, an dem ich ihn dann von seinen Vorbesitzern übernahm. Asterix lernte das Galoppieren unter dem Reiter und entwickelte Freude daran, sich unter dem Reiter zu bewegen. Durch einen Umzug wechselten wir dann ins klassisch-barocke Lager und dies war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Durch Asterix kräftigen Rumpf sollte man meinen, er würde sich bei Seitengängen schwerer tun als andere Pferde. Doch dieses Problem machte er durch seinen Eifer schnell wieder wett. Die Korrektheit einer Lektion kann trotz Exterieur-Einschränkungen erreicht werden. Es wird nur nie so spektakulär aussehen wie bei Sportpferden. Aber das ist völlig in Ordnung. Asterix räumte alle Vorurteile, mit denen ein Kaltblut oft konfrontiert wird, aus dem Weg.

Asterix macht den Spanischen Gruß, Thea im Barock-Outfit
Eine super Entscheidung war die Umstellung Asterix‘ auf die barocke Reitweise. (Foto: Eva Roemaat)

Vielseitiges Talent

Innerhalb eines Jahres lernte Asterix sämtliche Seitengänge von Schulterherein bis hin zu den Traversalen. Auch Lektionen wie die Piaffe lernte er scheinbar spielerisch leicht. Asterix wurde innerhalb kurzer Zeit sehr beweglich. Die Schulter wurde freier und er wurde sensibler am Bein. Wir durften erste Erfahrungen mit der Kandare machen und auch den einen oder anderen Sprung durfte Asterix, als er entsprechend bemuskelt war, nehmen. Er entwickelte eine Riesenfreude daran und kein Sprung ist seit diesem Zeitpunkt mehr vor ihm sicher. Mit seinem Können und seinem Charme überzeugte Asterix im Sommer 2014 auch eine Fachjury bei einem Videowettbewerb und nach einem Voting durfte er dann tatsächlich auf den CHI Donaueschingen fahren, wo wir eine Reitstunde bei Uta Gräf bekamen.

Asterix und Thea: Reitstunde bei Uta Gräf
Eine interessante Erfahrung: Reitstunde bei Uta Gräf in fremder Umgebung. (Foto: Christina Wurst)

Wahnsinnig sanftes Gemüt

Ich denke sehr gerne an unsere Anfänge zurück. Inzwischen helfe ich auch anderen Kaltblut-Besitzern beim Training mit ihren Pferden und stelle immer wieder fest, wie viele verborgene Talente in den Ställen stehen – vielleicht habt ihr ja auch eins? Bei all den Schwierigkeiten, die bei dem Training von Kaltblütern auftreten, sollte eines nicht vergessen werden: Kaltblüter haben ein wahnsinnig sanftes Gemüt. Wer also ein Pferd sucht, mit dem er trainieren kann und auf dem er sich trotzdem sicher fühlen kann, der sollte sich die Dicken definitiv einmal von Nahem ansehen!“

Thea

Über Thea

Schon als Kind hatte ich nichts anderes als Pferde im Kopf. Trotzdem musste ich einige Jahre betteln, bis meine Eltern mir die ersten Reitstunden erlaubten. Ab diesem Zeitpunkt war es restlos um mich geschehen. So oft ich konnte verbrachte ich meine Zeit im Stall. So wunderte es keinen, dass ich später eine Lehre zur Pferdewirtin machte. Mit 19 erfüllte ich mir meinen größten Traum und kaufte meine Reitbeteiligung, ein damals 12-jähriges rheinisch-deutsches Kaltblut. Asterix hatte noch keinerlei dressurmäßige Ausbildung genossen und ich bildete ihn selbstständig aus. Gehörten früher intensive Dressurarbeit, Ausritte, kleinere Sprünge und viel Bodenarbeit zu den Dingen, die Asterix und ich gerne gemacht haben, so stehen heute altersbedingt eher gemütliche Ausritte, Bodenarbeit und lockere Übungen auf dem Platz auf dem Programm, denn: wer rastet, rostet!

9 Kommentare zu “Aufs Kaltblut gekommen

  1. Gerda Klemp

    einen wie breiten weg zwischen zwei Zäunen braucht man, um einen und : um zwei Kaltblüter zur Weide zu führen? Mir wurde nur 1 Meter eingeräumt, aber das geht doch wohl gaaar nicht!! Gerda

    • Liebe Gerda,

      das ist so schwer zu sagen und es gibt so viele Parameter, die wir hinterfragen müssten, um hier eine qualifizierte Antwort zu geben…aber 1 m ist schon wenig.

      Viele Grüße
      Dein Loesdau Blog Team

  2. Tina Hartmann

    Ich habe seit 4 Jahren eine Shire Stute, Sportlich gesehen ist die super ob Dressur oder mal ein kleiner Sprung, alles super… Gelände ganz oke… aber ein Verlasspferd mit ruhigem gemüt ist die nicht. Hatte hoffnungen wenn ich schon ein Kaltblut habe, das es ruhig ist, ja puste kuchen… da ist ja jeder Warmblüter ruhiger. Naja, ich als „Dressurreiter“ kann damit ganz gut leben, dafür kann die alles mögliche an Lektionen, hab sie damals selbst eingeritten und Ausgebildet.

  3. Gabriele Selzer

    Super Beitrag vielen Dank reite seit kurzem auch auf einem Kalblut er hat auch schon gebugelt seitdem ist mir etwas mulmig zu mute.
    Aber ich werde nicht aufgeben.
    Und Danke für den Tip das sie eigentlich nicht zum reiten gebaut sind.
    Liebe Grüße Gaby

  4. Silvia Kuhnert

    Toller Beitrag
    ich habe seit 6 Wochen ein Ardenner Kaltblut .Sie ist wirklich eine tolle aber ich könnte Unterstützung gebrauchen und Tipps.
    Sie ging in der Kutsche und wurde im Gelände geritten hatte ein Fohlen .
    Ich selber fange jetzt erst wieder an zu reiten und bin nicht sehr sicher im Sattel.
    Für jede Hilfe wäre ich sehr dankbar.

  5. Anke Lang

    Super Beitrag!!! Es erging mir ganz ähnlich! Ich hatte mein Leben lang nur Vollblüter und habe mich durch Zufall in einen Kalti ( der aussieht wie ein Friese ) verliebt, dachte das ich ihn dann für das Gelände / Trailreiten benutze , und die Vollblüter für das Feine ?. Mein Kalti belehrte mich eines besseren!!! Heute geht er super in der Dressur ist ein super Verlass- Partner im Gelände, geht mit Erfolg jeden Trail und ist ein super Therapie-Pferd für mein behindertes Kind! Es hätte besser nicht laufen können! Er lernt super schnell und hat riesig Freude am Arbeiten!!!Wie werden noch viele schöne Jahre zusammen haben!? Liebe Grüße auch an Thea die wir gut kennen! Top Beitrag!!!??❤

  6. Alex Baldauf

    Hoffentlich gibt es bald mehr für die Dicken bei Loesdau.
    Ich denke da an doppelt gebrochene Gebisse in 18 cm und Decken mit mehr Seitenlänge und Brustfreiheit

  7. Jasmin Koch

    Sehr schöner Beitrag! Ich habe zwar als Reitbeteiligung kein Kaltblut, dafür habe ich ein schweres Thüringer Warmblut der auch mehr für das Kutsche ziehen gezüchtet war. Er hatte es am Anfang auch schwer mit dem Galopp, besonderst auf gebogener Linie, besonders da die andere Reitbeteiligung nicht so gerne galoppiert. Daher kenne ich das Thema Rodeo 🙂 nur zu gut. Aber ich würde sagen das er sich richtig gut gemacht hat es fällt ihm immer leichter sich zu biegen und sich auch im Galopp zu halten und er hat auch herausgefunden das er eine Hinterhand hat oder für was diese ist. Ich würde sagen es ist noch vieles offen.

  8. Melanie Bauer

    Sehr guter Beitrag! Ich habe selbst erst seit 6 Monaten ein Süddeutsches Kaltblut, auch durch Zufall 🙂 Ich bin mehr als begeistert! Leider gibt es in meiner Gegend aber keine Reitlehrer die sich speziell mit Kalti´s auskennen, zumindest ist mir keiner bekannt 🙁 Wäre sich auch mal sehr interessant was man bei meinem Dicken noch so alles rausholen könnte 🙂

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