Wie bilde ich ein Zorse zum Reitpferd aus?

Damit ein Zorse zum Reitpferd wird, sich satteln und auch reiten lässt, braucht es viel Training und noch mehr Vertrauen. Das wusste ich. Aber kann ein Zorse überhaupt ein sicheres Reitpferd sein? Anfangs war mir nicht klar, ob das überhaupt möglich ist. Ich kaufte Tayo als Fohlen und konnte nicht einschätzen, ob wir es irgendwann schaffen würden, dass ich auf seinem Rücken sitzen und reiten kann.
Aus Erfahrung kann ich heute sagen: Damit sich ein Zorse satteln und auch reiten lässt, braucht es viel Training und noch mehr Vertrauen. Der Traum jetzt auf seinem Rücken so selbstverständlich Platz nehmen zu dürfen und mich tragen zu lassen, hat sich verwirklicht. Das freut mich unglaublich!

Vertrauen, ganz viel Training und Streicheleinheiten gehören dazu, möchtest du ein Zorse zum Reitpferd ausbilden.
Viele kleine Schritte auf dem Weg, ein Zorse zum Reitpferd auszubilden

Aber bis dahin sind wir ganz viele kleine Schritte gegangen. Schon als Tayo noch eine Jungpferd war, arbeitete ich viel mit dem Zorse vom Boden aus. Wir machten regelmäßig Bodenarbeit und ich gewöhnte ihn an viele Dinge. Dazu gehörte zum Beispiel auch das Gurten. Anfangs haben wir uns hier einen Longiergurt zu Hilfe genommen. Es waren mehrere Trainingseinheiten notwendig, bis er beim Gurtauflegen entspannt war. Dann ging es weiter mit dem nächsten Schritt – den Gurt unter dem Bauch durchzuführen und dann letztendlich die Schnallen zu schließen. Es dauerte eine Weile bis er das etwas beengende Gefühl im Bauchbereich wirklich in Ordnung fand.

Erst der Longiergurt, dann das Reitpad

Als dieser Schritt abgeschlossen war, spazierten wir immer mal wieder mit dem Longiergurt über den Hof und auf dem Reitplatz herum.

Vertrauen aufzubauen und das Reiten nicht allein in den Mittelpunkt zu stellen, gehört zu unserem Erfolgsrezept, um einen Zorse zum Reitpferd auszubilden.

Damit war der Grundstein gelegt, dass sich mein Zorse mit Reitpad satteln ließ. Der Vorgang an sich war durch den Longiergurt schon bekannt, der einzige Unterschied lag nun darin, dass das Reitpad, in meinem Fall das Signum Reitpad Dressage, etwas größer ist und mehr vom Rücken abdeckt. Das war aber kein großes Problem für Tayo.

Das Lenken vom Boden aus Lernen

Punkt Nummer zwei auf der Reitpferd-Liste für den Zorse, war das Lenken vom Boden aus. Ich habe mit Tayo die Zügelhilfen, die wir später brauchen würden, so bereits erarbeitet. Da ich Tayo komplett gebisslos ausbilde, und er einen Kappzaum schon kannte, war die Zäumung für ihn nichts Neues mehr. Lediglich, dass nun statt einem Strick zwei Zügel befestigt waren. Das irritierte ihn aber keinesfalls.

Tayo akzeptierte das Reitpad und den Kappzaum mit Zügeln nachdem ich ihn langsam und step-by-step an die Ausrüstung herangeführt hatte.

Um ihm das Lenken beizubringen, ließ ich mich aus der Führpostion etwas zurückfallen und lief ungefähr auf Höhe des Sattelgurtes mit beiden Zügeln in der Hand, so als würde ich reiten. Anfangs belohnte ich Tayo bereits für eine kleine Kopfbewegung auf die jeweilige Seite, in die ich gehen wollte, später dann für ein schönes Abbiegen und dann für ganze Volten nach rechts bzw. links.

Tayo stellt sich perfekt auf, damit ich problemlos aufsteigen kann.
Tayo stellt sich perfekt auf, damit ich problemlos aufsteigen kann.

Als wir das zusammen gemeistert hatten, stand der dritte und letzte Punkt an, bevor es an das Aufsitzen und später auch an das losreiten ging – das Einparken.

So übten wir das erste Aufsteigen

Das gehört mittlerweile zu einer von Tayos Königsdisziplinen. Mein Zorse macht das super gerne, recht schnell und zuverlässig. Wenn ich ihn also frontal an eine Aufstiegshilfe stelle, selbst daraufsteige und den Finger der rechten Hand in die Luft halte, wendet er seine Hinterhand in meine Richtung und stellt sich exakt so hin, dass ich direkt aufsteigen kann.

Viel Lob und immer mal wieder etwas Leckeres zur Belohnung motivierten Tayo die Erfahrung „Aufsteigen“ zu akzeptieren.

Weiter ging es mit dem ersten über den Rücken lehnen. Sehr schnell folgte das Auf- und gleich wieder Absteigen. Später konnte ich ein paar Sekunden auf seinem Rücken verweilen, bevor ich dann wieder abstieg. Danach folgten auch schon die ersten Schritte unter dem Sattel. Ich habe diese Erfahrung für uns beide so einfach wie möglich gehalten und mit Futter gearbeitet.

Die ersten Schritte im Sattel

Ich habe Tayo dafür gezeigt, wo das Futter steht. Dann bin ich mit ihm zur Aufstiegshilfe gelaufen, die einige Meter entfernt stand, habe ihn einparken lassen, bin aufgestiegen und als ich ihm dann die Hilfe zum Loslaufen gegeben habe, lief er am lockeren Zügel ganz selbstverständlich zum Futter, um sich dort seine Belohnung abzuholen. Nach einigen Wiederholungen und Trainingseinheiten konnten wir den Weg erweitern und auch die Strecke mit ein paar Richtungsänderungen und dem Halten ausstatten.

Ich fühle mich auf Tayo trotz der Unerfahrenheit und seines Alters super wohl und freue mich auf alles, was uns erwartet.
Ich fühle mich auf Tayo als Reitpferd super wohl und freue mich auf alles, was uns erwartet. Abwechslung bleibt allerdings weiterhin wichtig und so üben wir das Reiten im Moment vorerst nur einmal pro Woche.

Nun geht es darum Routine zu sammeln, die Strecke und die Zeit weiter auszubauen und eine bessere Kommunikation auch unter dem Reiter zu erarbeiten.

Abwechslung bleibt weiterhin im Fokus

Wichtig finde ich, sich während dieser Zeit des Einreitens nicht zu sehr auf das Reiten zu fokussieren. Abwechslung ist weiterhin wichtig und so üben wir das Reiten momentan nur einmal pro Woche. Parallel arbeiten wir weiter am Boden, an Zirkuslektionen, an Anti-Schrecktraining und, und, und.
Ich fühle mich auf Tayo trotz der Unerfahrenheit und seines Alters super wohl und freue mich auf alles, was uns erwartet. Jedenfalls war das ein wirklich gelungener Start über den ich mehr als glücklich bin!

 

Svenja
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Über Svenja

Schon seit ich Denken kann faszinieren mich Pferde. Ich war überglücklich, als ich dann regelmäßig Reitunterricht nehmen und Zeit mit den Pferden verbringen durfte. Es dauerte nicht lange, bis ich dann eine Reitbeteiligung hatte und dann auch auf Turnieren unterwegs war. Einige Jahre später wurde mir klar, dass mir irgendwas fehlt und es für mich noch mehr gibt. Für mich änderte sich einiges, ich stieg auf gebissloses Reiten um, kaufte mein erstes eigenes Pferd und lernte so unglaublich viel von und mit Diamond. Er zeigt mir jeden Tag aufs Neue, was mit einem Seniorenpferd noch alles möglich ist und wie viel Spaß man zusammen haben kann.

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