Was ist Cutting – ein Interview mit Jette Jürgensen: Teil 2

Jette ist sehr erfolgreich im Cutting Reitsport. Es ist aber viel mehr für sie, als nur ihr Sport: Es ist ihr Lifestyle. Erfahre, wie sie Cutting lebt und wie sie dazu kam. Sie ist außerdem NYCHA Youth Director für Europa und gab uns viele wertvolle Tipps im Interview. Im zweiten Teil erfährst du, wie Jette sich auf Wettbewerbe vorbereitet, wie du selbst starten kannst und welche Rolle im Cutting die Verbindung zu deinem Pferd spielt. Viel Spaß! 

Welche Strategien und Techniken nutzt du, um in einem Cutting-Wettbewerb erfolgreich zu sein?  

Das richtige Vorbereiten des Pferdes ist sehr wichtig. Ich gehe immer nach derselben Routine vor, damit das Pferd merkt, dass wir auf einer Show sind und nicht beim Training. Punktgenaues und ernsthaftes Abreiten und ein paar letzte Turns zur Vorbereitung an der Flagge kurz vor dem Start. Das Gespür für die Tagesform des Pferdes ist wichtig. Sobald die Herde in der Arena ist, beobachte ich die Rinder. Aus ihrem Verhalten beim Settlen, ziehe ich Schlüsse, wie sie sich später beim Run verhalten werden. Aufgrund des Verhaltens der Rinder, entscheide ich sehr früh, welches Rind ich auf gar keinen Fall auswählen werde und welche ich in Betracht ziehe. 

Und wie bereitest du dich mental vor?

Ich erinnere mich immer an die Leitsätze, die mir mein Trainer Pietro Valeri (Italien) zur Motivation sagt. Seit einem Kurs bei Michael Cooper (Trainer aus den USA) vergangenen Sommer in Italien denke ich auch besonders an die Ratschläge, die er mir persönlich mit auf den Weg gegeben hat. Zudem gilt, die innere Ruhe finden, sich selbst vertrauen, nicht zu viel wollen und während des Runs den Überblick behalten und mit den Helfern in der Arena kommunizieren. Nach dem Run ist die Selbstreflexion wichtig, um aus Fehlern zu lernen. Einen tollen Run darf man ruhig genießen und gestärkt in den nächsten Run gehen, aber einen schlechten Run muss man abhaken können, um mit freiem Kopf wieder in die Arena reiten zu können.  

Gibt es eine bestimmte Herausforderung oder einen besonderen Moment, der dir in deiner Cutting-Karriere besonders in Erinnerung geblieben ist?  

Meine dreimalige Teilnahme am Youth Scholarship Cutting in Fort Worth/USA bleibt unvergesslich. Das Showgelände ‚Will Rogers Memorial Center‘ selbst ist sehr beeindruckend und dort geritten zu sein und beim Grand Entry mit der Deutschen Flagge einreiten zu dürfen, sind besondere Erinnerungen für mich. 

Was mich auch sehr stolz gemacht hat, ist meine Teilnahme am AQHA Youth World Cup als Teil des Deutschen Teams im vergangenen Jahr. Für das Deutsche Team mit einem zugelosten Pferd zu reiten, ohne lange Gewöhnungszeit, war definitiv eine große Herausforderung. Mit meinem Score von 73,5 konnte ich wichtige Punkte für das Deutsche Team erreichen. 

Wie sehen deine Vorbereitung und dein Training für eine große Cutting-Veranstaltung aus?  

Vor größeren Events sind mehrere zusammenhängende Tage Training toll. Ansonsten wird an den Wochenenden vor der Show trainiert. Wir trainieren an der Cutting Maschine und mit Rindern. Auf dem Turnier gibt es morgens nochmal ein paar Minuten ‚Practice’ am Rind und ein paar Turns an der Cutting Maschine direkt vor dem Start. Das Pferd muss konditionell immer fit gehalten werden. Wie viel trainiert werden muss, um ‚Ready for the Show‘ zu sein, hängt sehr vom Trainingsstand des Pferdes ab. Nach der Winterpause sieht das Training anders aus als während der Turniersaison. Wir achten auch darauf, nicht zu viel zu machen. Das Pferd darf nicht müde sein und soll den Spaß am Spiel mit den Rindern nicht verlieren. Manchmal ist weniger mehr. 

Welche Rolle spielt die Verbindung zwischen Reiter und Pferd im Cutting-Sport, und wie baust du diese Beziehung auf?  

Die Beziehung zwischen Pferd und Reiter ist sehr wichtig. Man muss ein Team sein. Ich persönlich reite mein Pferd selber ab und verbringe viel Zeit mit ihm, gehe viel spazieren etc. Mein Pferd kennt mich und ich vertraue ihm vollkommen und es mir. Ich möchte mit dem Pferd eine Einheit werden, sonst kann ich nicht erfolgreich sein. Ich muss auch auf die Signale hören, die mein Pferd mir während der Vorbereitung sendet. Nur wenn es ihm gut geht und es sich sicher fühlt, wird es in der Arena alles für mich geben. 

Ich habe auch sehr viel Spaß mit ihm, gehe viel ins Gelände und variiere das Training ganz unterschiedlich…die Freude am Cutten darf nicht verloren gehen. 

Welche Sicherheitsvorkehrungen und Ausrüstung sind im Cutting-Reitsport besonders wichtig?  

Ein passender Cutting Sattel ist wichtig für Pferd und Reiter. An erster Stelle muss er dem Pferd gut passen. Aber auch die Form des Horns ist bedeutend für den Reiter. Es muss gut in der Hand liegen. Die Größe des Sitzes spielt eine wichtige Rolle für den Reiter. Er muss genügend Platz bieten, damit der Reiter sich bei den schnellen Turns gut bewegen kann. Ein gutes Pad sollte selbstverständlich sein. Als Schutz für die Pferdebeine verwende ich persönlich Gamaschen (Boots) beim Cutten. Abreiten geht auch mal ohne. Direkt nach dem Run mache ich als erstes die Gamaschen ab und dann wird noch zum Entspannen Schritt geritten. Gurt und Befestigung der Steigbügel kontrolliere ich regelmäßig, damit nichts reißt oder aufgehen kann. Vor jedem Start kontrolliere ich mehrmals, dass der Gurt festsitzt. Mein Reithelm geht immer mit mir auf Reisen. Ein Ritt ins Gelände ohne Helm ist keine Option. Auch beim Training am Rind ist ein Helm empfehlenswert.  

Welche Ratschläge würdest du jungen Reitern geben, die sich für den Einstieg in den Cutting-Reitsport interessieren?  

Nicht abschrecken lassen. Man braucht kein ausgebildetes Cutting Pferd, um mal reinzuschnuppern. So mancher Trainer bietet Einsteigerkurse an, um herauszufinden, ob das eigene Pferd Cowsense mitbringt oder eine Reitstunde zum Reinschnuppern auch ohne eigenes Pferd. Auch auf den Cutting Shows werden unterschiedliche Klassen für Einsteiger angeboten. Über Social Media können sich Interessierte mit den Cutting Organisationen (NCHA) verbinden und sind so immer informiert. Viele große Cutting Events in den USA werden über Live Stream übertragen. Diese Events gehen teilweise über mehrere Wochen.  

Wenn du Fragen hast, kannst du dich auch gerne an mich wenden. Ich bin NYCHA Youth Director für Europa und helfe dir gerne weiter…natürlich auch, wenn du kein Youth Reiter mehr bist.  

Wie hat der Cutting-Reitsport dein Leben beeinflusst und bereichert?  

Cutting ist mein Lifestyle geworden… jede freie Minute verbringe ich damit, mich zu informieren, zu trainieren oder mich auf neue Herausforderungen vorzubereiten und plane bereits das nächste Jahr. Ich liebe es, große Cutting Events in USA zu verfolgen. 2022 war ich zur NCHA Futurity in USA und habe als Zuschauer von morgens bis abends Cutting geschaut. Ein Traum. Vergangenes Jahr habe ich, wann immer es mir möglich war, die Futurity per Livestream verfolgt. Aber die wichtigste Bereicherung sind die neuen weltweiten Freunde, die ich durch das Cutting gefunden habe. Dank Social Media bleiben wir leicht in Kontakt und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen. 

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Steffi

Über Steffi

Das Pferdefieber hat mich bereits als kleines Mädchen gepackt. Früher gingen meine Mutter und ich immer zum benachbarten Bauernhof und haben uns um das kleine Pony gekümmert. Für mich stand fest: Ich möchte das Reiten lernen. Ich probierte mich durch verschiedene Reitweisen und habe mit 13 Jahren das Westernreiten für mich entdeckt. Ich begann mit Reitstunden und suchte mir eine Reitbeteiligung. Nach einigen Jahren im Freizeitbereich kam ich dann zu Leonies Peppy (Püppi), einer 12-jährigen, reininggezogenen Quarter Horse Stute. Sie war seitdem meine Reitbeteiligung und förderte und forderte mich jeden Tag. Seit kurzer Zeit ist Facegunner, auch Face genannt, meine Reitbeteiligung. Er ist 13 Jahre und ebenfalls ein Reiner durch und durch. Er lief früher auf Shows und genießt jetzt seine Turnierrente. Im Moment reite ich im ambitionierten Freizeitbereich. Beide Pferde haben mir aber gezeigt, in welche Richtung es für mich reiterlich gehen soll. Im Juli 2023 ging dann für mich ein absoluter Lebenstraum in Erfüllung. Mein erstes eigenes Pferd! Sultan Dry Tari ist ein 7-jähriger Quarter Horse Wallach. Gemeinsam werden wir nun nach und nach zusammenfinden und gemeinsam wachsen. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit Tari, in der wir beide ganz bestimmt sehr viel lernen werden.

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