Umgesattelt – Teil 4: Baumlose Sättel

Im vierten Teil unserer Beitragsreihe geht’s um baumlose Sättel. Bisher hatten wir uns mit Reitpads und Fellsätteln beschäftigt, heute dreht sich alles um eine weitere Alternative zum Sattel mit Baum.

In unserem ersten Beitrag zur Reihe zeigten wir dir, wie das Innenleben von Sätteln aussieht. Sie besitzen einen Baum, der aus einem relativ starren Material gefertigt ist. Die Problematik, die viele Pferdebesitzer und -besitzerinnen haben, wenn sie für ihre Lieblinge einen passenden Sattel suchen ist, dass der Schwung von diesem Sattelbaum zu dem vom Pferderücken passen muss. Das ist manchmal gar nicht so leicht. Kleinigkeiten können zwar mit Aufpolstern oder Korrekturpads ausgegleichen werden, größere Angleichungen sind aber nicht möglich.

Unsere Sattelreise

Viele Sättel, keiner sitzt so richtig gut?
Viele Sättel und keiner sitzt so richtig gut?

Unser erster Sattel war von Loesdau. Es war ein wunderschöner, hellbrauner und bequemer Dressursattel. Wie unser Sattlertermin dazu ablief und alles, was du für einen Sattlertermin bei Loesdau brauchst, kannst du in meinem Beitrag meiner Beitragsreihe zu Saffas Jungpferdeausbildung nachlesen. Der Dressursattel hat anfangs ganz gut gepasst und kein Vermögen gekostet. Mir war nur wichtig, dass er möglichst lange passt und er mit Saffa mitwachsen kann. Das hat er auch zwei Jahre lang. Beim Reiten merkte ich dann, dass Saffa sich alles andere als wohl fühlte und dann ging die Suche los. Mit einem Pferd, das einen relativ geraden Rücken, etwas runderen Rippenbogen und langen Widerrist hat. Gerader Rücken und die runden Rippen sprechen eigentlich für einen Sattel, der auch Ponys passen könnte, aber durch den langen Widerrist liegt der Sattel dann vorne zu hoch.

Baumlos – die Lösung?

Baumlose Sättel sind für uns eine gute Lösung, auch im Gelände.
Baumlose Sättel sind für uns eine gute Lösung, auch im Gelände.

 

Wir nutzen inzwischen den zweiten Springsattel, den ich nach dem ersten baumlosen, der leider etwas in die Jahre kam, gekauft habe. Der zieht bald wieder aus und ich habe schon den nächsten baumlosen Sattel gekauft. Der neue wird dann also unser fünfter Sattel in den viereinhalb Jahren, die ich Saffa habe und davon ist er ungefähr erst drei Jahre „Reitpferd“. Ich dachte eigentlich, der erste baumlose Sattel wird eine Übergangslösung für uns, bis ich etwas Geld für einen „richtigen“ Sattel gespart hatte. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass wir uns beide mit dem Sattel so wohlfühlten und Saffa mich plötzlich bequem aussitzen lässt, den Kopf nicht mehr hochreißt im Trab und sich schön vorwärts abwärts strecken kann. Das hat zwar auch gedauert nach Eingewöhnung und Training, aber ich bin mir zu 100% sicher, dass das auch am Sattel liegt.

Es ist bei uns ein barocker Sattel geworden, weil Saffa durch seine Rasse einen barocken Körperbau hat und diese Sättel für diese Pferde gebaut werden. Außerdem gefallen mir diese Sättel sehr.  Sie sind sehr bequem, haben aber, je nach Bauart, wenig bis keine Unterstützung für unseren Sitz. Ich hatte einen Sattel mit wenig Pauschen und so konnte ich meine Beine frei positionieren, was sich natürlich auf meine Stabilität auswirkt. Ich musste das Reiten fast neu lernen und Muskeln benutzen, die durch die unterstützende Wirkung von anderen Sätteln etwas verkümmert sind.

Vorteile

Dieser Sattel hat Klettpolster an der Unterseite

Unser baumloser Sattel hat einen Lederbaum mit Klettpolstern. So kann ich die Position der Polster selbst bestimmen und die Lage des Sattels selbst anpassen. Das geht bei vielen baumlosen Sätteln, aber lange nicht bei allen. Da die Polster ziemlich durchgesessen waren, hatte ich hinten ein erhöhtes Pad drunter, sodass ich nicht auf der Wirbelsäule sitze und nicht so sehr nach vorne falle. Ich hätte sie auch aufpolstern lassen können, aber ich ging davon aus, dass es nur ein Übergang ist und wollte da nicht zu viel reinstecken. Baumlose Sättel, auch wenn sie einen Lederbaum haben, sind weitestgehend flexibel und können sich so an den Rücken des Pferdes anpassen.

Meistens haben baumlose Sättel auch kein Kopfeisen vorne, sodass die Kammer nicht extra eingestellt werden muss. Allerdings sollten die Polster in diesem Bereich so sein, dass der Widerrist frei bleibt.

Sie sind einfach bequem.

Nachteile

Wirbelkanal beim Baumlosen Sattel
Viele baumlose Sättel sind hier mehr gepolstert, sodass man nicht auf der Wirbelsäule sitzt.

Manche Hersteller bauen baumlose Sättel mit relativ viel Polsterung, sodass der Reiter zwar nicht auf der Wirbelsäule sitzt, aber durch die dicken Polster recht weit weg vom Pferd. Das hat die Folge, dass bei Reitern schnell das Gefühl entsteht, nicht mit dem Pferd mitgehen zu können.

Mir ist es immer wichtig, dass die Sättel einen möglichst breiten Wirbelkanal haben, so wie es die Anatomie des Pferdes eben vorgibt. Auch bei Belastung der Steigbügel, die bei baumlosen Sätteln genutzt werden, muss die Wirbelsäule frei bleiben. Das ist beim Fellsattel, der auch baumlos ist, zum Beispiel nicht gegeben.

Wanderritte würde ich mit einem baumlosen Sattel nicht antreten, da mein Gewicht nicht ganz so gut verteilt wird, wie bei einem Sattel mit Baum.

Baumlose Sättel sind nicht für LPO Turniere zugelassen. Der Sattel für eine solche Prüfung muss einen Baum haben und dem Aufbau eines englischen Pritschensattels entsprechen. Dazu gehört eben der Sattelbaum, aber auch Sturzfedern, Sattelkissen mit Füllung und Kissenkanal. Ob Lederbäume erlaubt sind, muss mit dem jeweiligen Veranstalter vorher geklärt werden. Die Anforderungen von WBO Turnieren sind da etwas lockerer: „Definition Sattel: Sattel mit Unterlage, Steigbügeln und Sattelgurt; „Englischer Sattel“ mit Sattelbaum empfohlen.“ (FN)

Auch bei Working Equitation Turnieren sind Sättel ohne Baum unzulässig: „Teil der Ausrüstung sind Sättel mit Steigbügeln und Sattelgurt. Sattelähnliche Konstruktionen ohne Kopfeisen oder einem Sattelbaum oder vergleichbare stabilitätsfördernde Elemente sind aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen.“ (WED)

Mein Learning

Baumlose Sättel oder solche mit Lederbaum sind für uns eine gute Lösung.
Da wir nur freizeitmäßig unterwegs sind, sind mir die Anforderungen der FN oder auch der WED nicht so wichtig. Wir fühlen uns mit unserem aktuellen baumlosen Sattel sehr wohl.

Die Liste der Nachteile zwar beachtlich, aber das Argument, dass sich die Sättel an jedes Pferd anpassen und vor allem, dass sich mein Pferd damit wohlfühlt, überwiegt alles Negative.

Hat dir dieser Beitrag über diese Sattelalternative gefallen und du möchtest auch umsatteln? Dann schau unbedingt in die anderen Beiträge in unserer Reihe:

Teil 1: Umgesattelt – Alternativen zum Sattel

Umgesattelt – Teil 2: Reitpads

Umgesattelt – Teil 3: Fellsättel

Sonja

Über Sonja

Pferdeverrückt war ich schon immer. Alles fing mit meiner zuerst überschaubaren Schleich-Pferde Sammlung an, die bald ein unüberschaubares Ausmaß annahm. Mit 8 Jahren durfte ich dann bei der örtlichen Jugendfarm mit dem Reiten anfangen. Die Zeit dort war und ist auch heute noch unvergesslich. Als ich dann aus den Ponys dort "rausgewachsen" bin, hatte ich meine erste Reitbeteiligung, auf die dann viele weitere folgten. Nach meinem Studium, Medieninformatik, fing ich an, als Appentwicklerin bei Loesdau zu arbeiten und konnte mir so endlich das erste eigene Pferd leisten. Den Lipizzaner Wallach Saffa. Zu dem Zeitpunkt war er knappe 3 Jahre alt. Jetzt sind wir mitten in der Ausbildung und ich bin gespannt, wohin die Reise uns führen wird. Wenn du mehr über unseren Ausbildungsweg erfahren willst, halte doch mal Ausschau nach der Beitragsreihe "Saffas Weg" :)

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