Drei Fragen an Magali Delgado und Frédéric Pignon

Ihr wollt eine tiefe Verbindung zu Pferden schaffen? Das Wichtigste dafür ist, das Vertrauen eurer Pferde zu gewinnen. Wie das geht, verraten euch Magali Delgado und Frédéric Pignon. Sie sind zwei Menschen, die par excellence mit ihren Pferden verbunden sind. Wie sie in diesen perfekten Einklang mit ihren Pferden kamen, erfahrt ihr im Interview. 

Was sind die wichtigsten Grundsätze Ihrer Arbeit?

Frédéric Pignon: Respekt, Geduld und Vertrauen. Es gibt keine technischen Regeln, keine unumstößlichen Grundsätze, nach denen ich arbeite. Alles beruht auf gegenseitiger Anerkennung und innerer Ruhe. Die Zeit darf kein Faktor sein. Wir müssen lernen zu beobachten, uns mit kleinsten Schritten zufriedenzugeben und Freude an der Beziehung mit dem Pferd zu haben – ohne Leistungsdruck.

Grundsätze: Respekt, Geduld und Vertrauen. Alle Fotos: Janina Drießlein

Magali Delgado: Wichtig ist, in das Pferd hinein zu hören. Kein Pferd ist wie das andere und kein Tag gleicht dem anderen. Das zu akzeptieren ist ein Lernprozess. Wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe, muss ich meinen Weg hinterfragen. Es liegt nie am Pferd, immer an mir selber. Ich muss einen Schritt zurück gehen und eine andere Lösung suchen. Wenn der eine Weg nicht geht, versuche ich einen anderen.

Wichtig ist, in das Pferd hinein zu hören.

Frédéric Pignon: Es hat sehr viel mit einem selber zu tun. Nur wenn ich mit mir innerlich im Reinen bin, ruhig und konzentriert, kann ich in eine gute Kommunikation mit dem Pferd treten. Ungeduld, Zeitdruck, das eigene Ego, Druck oder gar Wut sind in der gemeinsamen Zeit absolut fehl am Platze. Der Kopf muss frei sein und Alltagssorgen zurücktreten – die gute Zeit des Zusammenseins mit den Pferden setzt voraus, dass man sich erlaubt, sich ganz darauf einzulassen.

Nur wenn ich mit mir innerlich im Reinen bin, kann ich in eine gute Kommunikation mit dem Pferd treten.

Wie fange ich richtig an mit meinem Pferd zu arbeiten?

Frédéric Pignon: Das Wichtigste ist, dass wir eine gute Beziehung zu unserem Pferd aufbauen. Das ist die Basis für alles andere. Es muss uns gelingen, das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen und von da ab in kleinen Schritten weiter zu arbeiten. Ist die Bindung nicht manifestiert, kann ich nicht mit Leichtigkeit und Freude weiterarbeiten. Das ist die Grundvoraussetzung für den bevorstehenden gemeinsamen Weg. Es muss nicht nur uns, sondern in erster Linie den Pferden Freude machen, mit uns zu lernen.

Es muss in erster Linie den Pferden Freude machen, mit uns zu lernen.

Magali Delgado: Mir ist es ganz wichtig, dass die Arbeit in ganz kleinen, für die Pferde leicht umsetzbaren Abschnitten geschieht. Erst wenn sie körperlich und seelisch bereit sind, kann die nächste Lektion erarbeitet werden. Dabei ist immer auf das einzelne Pferd einzugehen – die einen lernen schneller, die anderen langsamer. Es ist unsere Aufgabe herauszufinden, was welchem Pferd wann möglich ist. Überforderung führt zu Frust – auch bei den Pferden.

Arbeit in ganz kleinen Abschnitten – denn Überforderung führt zu Frust!

 

Wie sollte ich einen Ausbildungsweg gestalten?

Magali Delgado: Es ist alles eine Frage der Balance. Zuerst einmal muss ich die Grundlage schaffen, das Pferd ganz leicht und ohne Spannung zu arbeiten. Die Pferde müssen lernen, mit ihrem Körper umzugehen. Aus einer guten mentalen Energie und mit dem entsprechenden Muskelaufbau können wir dann nach und nach mehr fragen. Dabei ist es immer ganz wichtig darauf zu achten, dass ich eine ganz weiche Hand habe. Das Pferd muss verstehen, dass es sich mit meiner Handeinwirkung wohl fühlen kann. Ist dieses Fundament sicher gelegt, kann man weiter darauf aufbauen.

Wir müssen in allem was wir tun ganz klar sein. Nur so verstehen Pferde uns.

Frédéric Pignon: Wir müssen in allem was wir tun ganz klar sein. Nur so verstehen Pferde uns und nur so fühlen sie sich bei uns sicher. Ich muss stets ein sauberes inneres Bild dessen haben, was ich erreichen möchte und ich muss ganz präzise sein. Dann werden die Pferde unseren Vorschlägen folgen. Wir müssen an uns selber glauben, dann glauben auch die Pferde an die Beziehung mit uns und werden ihr Bestes geben.

Dieses Interview fand im Rahmen des Seminars „Gelebte Freiheit“ organisiert durch den evipo Verlag statt. Herzlichen Dank!

Christine

Über Christine

Erfahrung/Motivation: Nach einer sehr langen Reitpause begann ich im April 2012 wieder zu reiten. Eine schöne Schwarzwälder Fuchs Stute namens Jeany freute sich genauso wie ich über unsere langen und erholsamen Ausritte durch den Wald. Das Besondere an unserer Verbindung ist und bleibt, dass Jeany es schaffte, mich sehr schnell wieder komplett für Pferde zu begeistern. Zwar gelingt es mir momentan aus beruflichen und familiären Gründen nur ein bis zweimal in der Woche bei den Vierbeinern, die mir so viel geben, zu sein, den Stall zu machen und zu reiten. Aber diese Auszeiten müssen sein! Jeanys Stallgenossen sind wunderschöne Tersker, von denen ich momentan Nadja reiten darf. Wir sind ein relativ neues Team und gewöhnen uns noch im Dressurviereck und im Gelände aneinander – allerdings mit allerbesten Fortschritten!

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