Viele Reiter kennen es: Ein entspannter Ausritt ist geplant, doch das Pferd macht nicht mit. Und schnell wird der Ausritt zum Albtraum. Wie Reiter sich und ihr Pferd auf das Ausreiten vorbereiten können, damit es möglichst nicht zu einer gefährlichen Situation kommt, beschreiben die Autoren Sandra Gockenbach und Ralf Heil in ihrem Buch „ENTSPANNT AUSREITEN“.
Ich habe den beiden Autoren Fragen rund um ihr Buch gestellt, um einen Einblick in ihr Trainingskonzept zu erhalten.
Viel Spaß beim Lesen!
In Ihrem Buch geht es um entspanntes Ausreiten. Welches Konzept ist die Grundlage für Ihr Training?
Das Buch basiert auf dem Parelli Natural Horsemanship Konzept. Dabei steht die Partnerschaft zwischen Pferd und Mensch an erster Stelle. „love, language, leadership“ = Liebe, eine gemeinsame Sprache und Führungsqualität!
Wie kann das empfohlene Konzept helfen, das Pferd auf das Gelände vorzubereiten? Was können Pferd und Reiter bei diesem Training für das Gelände mitnehmen?
Nach diesem Konzept lernt der Mensch sich natürlich mit dem Pferd auszutauschen. Der Mensch lernt sich dem Pferd klar, deutlich und verlässlich mitzuteilen. Der Mensch lernt auch das Pferd zu lesen und ihm dann seine Grundbedürfnisse nach zum Beispiel Sicherheit, Vertrauen oder Klarheit der Rangfolge zu befriedigen. Der Mensch lernt die verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen der Pferde zu analysieren.
Durch dieses Konzept kann der Mensch lernen, sich als guten, natürlichen Führer zu etablieren und das Pferd so mental und emotional auszubalancieren, dass es problemlos mit dem Mensch als Alphatier ins Gelände gehen kann.
Wie können Reiter den Charakter ihres Pferdes herausfinden und welche Rückschlüsse können für das Reiten im Gelände daraus gezogen werden?
Die sieben Spiele von Parelli Natural Horsemanship kann ich als Analyse-Werkzeug nutzen, um herauszufinden in welcher Situation mein Pferd wie reagiert. Erst dann kann ich es entsprechend auf die jeweilige Situation vorbereiten.
Waren die Erlebnisse mit Ihren eigenen Pferden der Anstoß für dieses Buch und Ihr vorgeschlagenes Trainingskonzept?
Sandra Gockenbach: Ja, mit meinem Haflinger Willi war es früher nicht möglich sicher auszureiten. Das Parelli Natural Horsemanship Programm und die im Buch beschriebenen Übungen veränderten mein Pferd und machten es zu einem Verlasspferd und einen souveränen Partner.
Ralf Heil: Nach meinen Erfahrungen der letzten 20 Jahre habe ich erkannt, dass solch ein Buch noch nicht existiert. Es gibt immer noch sehr viele Reiter die Angst haben, ins Gelände zu gehen. Mit dem Trainingskonzept aus dem Buch können bestimmt 2/3 bis 3/4 der Reiter sich und ihr Pferd gut auf das Gelände vorbereiten.
Warum ist das Verlassen der gewohnten Umgebung für Pferde so eine große Herausforderung?
Für das Pferd im Herdenverband ist es kein Problem, die gewohnte Umgebung zu verlassen. Die Herausforderungen beginnen meist erst dann, wenn der Mensch das Pferd von der Herde separiert und alleine mit dem Pferd die gewohnte Umgebung verlässt. Mit Hilfe des Buches können die Leser lernen, wie sie die Führung in der Zweier-Herde Pferd/Mensch übernehmen können. Das Ziel ist, dass das Pferd den Mensch als Alpha-Tier akzeptiert und nicht – wie leider oft üblich – nur toleriert.
Was sind die wichtigsten Grundvoraussetzungen für einen entspannten Ausritt?
- ein mental, emotional und physisch ausbalancierter Reiter
- das Pferd muss den Reiter klar als Alphatier akzeptieren
- ein mental, emotional und physisch zentriertes und ausbalanciertes Pferd.
Können regelmäßige Spaziergänge im Gelände das Pferd auf den Ausritt vorbereiten?
Ja! Regelmäßige Spaziergänge ins Gelände kann ein Teil einer Vorbereitung sein. Man sollte das Pferd Stück für Stück vorausschicken, damit es selbstständig wird, mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein entwickelt.
Welche Vorbereitungen kann ein Reiter treffen, bevor er das erste Mal im Sattel ins Gelände geht?
Die Vorbereitungen auf Geländeritte sehen bei jeder Persönlichkeit anders aus. Um den ersten Ausritt für Pferd und Reiter positiv zu gestalten, ist es wichtig, sich der Persönlichkeitsstruktur des Pferdes entsprechend vorzubereiten. Im Buch beschreiben wir Ansätze für sämtliche Persönlichkeitsstrukturen die nach Bedarf des Pferde-/Menschentyps genutzt werden können.
Ist es wichtig das Ausreiten in der Gruppe zu trainieren? Und wenn ja, welche wichtigen Grundregeln gibt es für das gemeinsame Ausreiten?
Eine wichtige Grundregel ist, dass ich als Alpha-Tier wirklich die Zweier-Herde anführe. Das Pferd soll sich mehr nach mir orientieren und nicht nach den anderen Pferden der Gruppe. Das Ausreiten in der Gruppe kann auch wunderbar auf dem Reitplatz trainiert werden. Grundsätzlich sollte die Beziehung zum Pferd an erster Stelle stehen! Sämtliche Informationen die mir mein Pferd gibt – z.B. Unterforderung oder Überforderung – sollten beachtet werden.
Wenn es trotz häufigem Üben doch zu einer Notfall-Situation kommt, welchen Ratschlag können Sie für eine solche Situation weitergeben?
Im Buch gibt es viele Lösungsansätze für Problemsituationen. Grundsätzlich gilt das der Mensch achtsam auf bereits kleine Anzeichen sein muss. Darüber hinaus ist der Start – das Einreiten – eines jungen Pferdes eines der wichtigsten Ereignisse eines Pferdes. Solides Ausreiten sollte zur Grundausbildung eines jeden Pferdes gehören. Wurde dies versäumt oder fehlen dem Reiter die Grundkenntnisse, empfehlen wir sich die Hilfe von professionellen Parelli-Instruktoren zu holen.
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