Vorbereitungen für die Geburt eines Fohlens
Die Fohlengeburt steht an und die Vorfreude ist groß. Doch mit der Vorfreude steigt auch die Aufregung, ob auch ja an alles gedacht wurde. Tausend Fragen tauchen auf einmal auf und es scheint sich alles nur um ein einziges Thema zu drehen: Die Fohlengeburt und, dass hoffentlich alles gut geht.
Wie das Kleine heißen soll, steht schon etwas länger fest, vorausgesetzt es wurde ein Ultraschall vorgenommen, um das Geschlecht schon im Vorfeld zu bestimmen. Auch die Vorbereitungen wurden alle längst getroffen, um die Fohlengeburt so reibungslos wie möglich ablaufen zu lassen.
Die Stute wurde bereits 6 Wochen vor dem offiziellen Geburtstermin der Fohlengeburt in den Stall gebracht, in dem das Fohlen zur Welt kommen soll. Das hat den Vorteil, dass die Stute das Stallklima und das vorhandene Keimspektrum aufnehmen und wertvolle Antikörper bilden kann, die dann dem Fohlen über die Colostralmilch zur Stärkung seiner Abwehrkräfte mitgegeben werden. Die Colostralmilch ist die erste Milch der Stute für ihr Fohlen.
Die Box sollte natürlich ausreichend groß sein und keine scharfen Kanten, herausragende Nägel oder sonstige Gefahrenstellen aufweisen, an denen sich Fohlen oder Mutter verletzen könnten. Außerdem ist die Hygiene in der Box von großer Bedeutung, um möglichen Infektionen bei der Fohlengeburt vorzubeugen. Das Stroh kann an den Wänden etwas höher eingestreut werden. Dies kann bewirken, dass sich die Stute zum Abfohlen in die Mitte der Box legt.
Wenn die Stute vorher an Berührungen am Euter gewöhnt wird, wird sie das Neugeborene nach der Fohlengeburt in der Regel problemlos trinken lassen. Auf keinen Fall sollte sie jedoch „abgemolken“ werden, da sonst die wertvolle Colostral- bzw. Biestmilch verloren geht, die das Fohlen mit den (überlebens)-wichtigen Antiköpern versorgt.
Erste Anzeichen bei der Stute kurz vor der Geburt des Fohlens
Die Trächtigkeit beim Pferd dauert im Normalfall 330-345 Tage. Die ersten Anzeichen, dass die Fohlengeburt kurz bevorsteht, gibt uns das Euter der tragenden Stute. Schon zwei Wochen vor der Geburt ist eine deutliche Anbildung festzustellen. Die Zitzen füllen sich normalerweise 1-4 Tage vor der Fohlengeburt und es bilden sich sogenannte „Harztropfen“. Da aber jede Stute anders reagiert, bleibt dem zukünftigen Fohlenbesitzer aber wohl die ein oder andere Nachtwache nicht erspart.
Folgende Utensilien sollten unbedingt vorher schon bereitgestellt werden, sodass sie im Fall der Fälle griffbereit zur Verfügung stehen:
- Eimer, Wasser, Seife (zum Säubern der Stutenbeine nach der Geburt)
- Saubere Handtücher (falls die Stute das Fohlen nicht trockenleckt)
- Jodlösung o.ä. (zur Desinfektion des Nabels)
- 2 Geburtsketten oder Stricke (für evtl. Hilfestellung bei der Geburt)
- Schere und Bindfaden (zum Abtrennen des Nabels, falls dieser nicht reißt)
- Klistier (falls das Fohlen Schwierigkeiten beim Absetzen des Darmpechs hat)
- Thermometer
Außerdem sollte bei der Fohlengeburt unbedingt ein funktionierendes (und voll geladenes) Telefon zur Hand sein sowie die Nummer des bereits im Vorfeld über die anstehende Geburt informierten Tierarztes.
Die unterschiedlichen Phasen der Fohlengeburt
Dann endlich ist es soweit. Die Stute macht deutlich bemerkbar, dass es nun endlich losgeht. Unruhe, Schwitzen, häufiges Hinlegen und Wiederaufstehen, sowie Umschauen zum Bauch und unruhiges Scharren sind klare Anzeichen für die angehende Wehenphase. Die Stute sollte jetzt möglichst wenig gestört werden. Sie aus einiger Entfernung zu beobachten ist sicher angenehmer für sie.
Nach der Wehenphase beginnt die so genannte Austreibungsphase der Fohlengeburt. Diese läuft beim Pferd relativ schnell ab und sollte bereits nach 20 bis 30 Minuten abgeschlossen sein. Die meisten Stuten legen sich mit Beginn der Presswehen hin. Im Normalfall benötigt die Stute beim Herauspressen des Fohlens keine Hilfe. Und wenn die nachfolgende Reihenfolge korrekt erfolgt, ist auch das Hinzuziehen eines Tierarztes nicht erforderlich.
Zuerst erscheint die Fruchtblase, die relativ schnell platzt, sodass das Fruchtwasser ausläuft. Vom Fohlen sind als erstes die Vorderhufe zu sehen. Die Hufsohlen zeigen nach unten. Nach dem Kopf, der auf den Vorderbeinen liegt, folgen Schultern, Rumpf und zuletzt die Hinterbeine.
Die Nabelschnur reißt nach der Fohlengeburt an einer dafür vorgesehenen Stelle, wenn das Fohlen oder die Mutter versucht aufzustehen. Der Nabel sollte zum Schutz vor Infektionen desinfiziert werden. Hierzu eignet sich eine Jodlösung, die innerhalb von 24 Stunden erneut aufgetragen wird.
Nach der Fohlengeburt nimmt die Mutter Kontakt zu dem Neugeborenen auf. Sie entfernt die Eihaut durch Lecken und Beißen und fängt an, das Fohlen trocken zu lecken. Hierdurch wird gleichzeitig auch der Kreislauf angeregt und das Fohlen wird innerhalb der ersten 20 bis 30 min nach der Fohlengeburt seine ersten Aufstehversuche starten.
Oft sehen diese Versuche noch sehr unbeholfen aus und nicht selten fallen die Kleinen hierbei auch vermehrt wieder zu Boden oder knicken ein. Doch nach ein paar Versuchen sollte es ihnen nach einer guten Stunde gelingen, wenn auch noch sehr wackelig, auf ihren staksigen Beinen zu stehen.
Ein Fohlen erblickt die Welt – und jetzt?
Instinktiv wird das Fohlen nun versuchen an die Zitzen der Mutter zu gelangen, um die erste und (überlebens)-wichtige Biest- oder Colostralmilch zu sich zu nehmen. Nicht selten kommt es vor, dass das Fohlen zunächst an der falschen Stelle zu suchen beginnt, doch spätestens zwei bis drei Stunden nach der Fohlengeburt sollte es das Euter der Mutter gefunden und getrunken haben. Manche Stuten lassen ihre Jungen nicht trinken oder treten gar nach ihnen. Hier darf dem Fohlen gerne unterstützend geholfen werden, indem die Stute beruhigt oder auch festgehalten wird. Sollte die Stute das Fohlen partout nicht an sich heranlassen, kann die Milch auch abgemolken und dem Fohlen mit einer Saugflasche verabreicht werden. In jedem Fall sollte das Fohlen nach spätestens 6-12 Stunden die Colostralmilch aufgenommen haben, da sonst die Aufnahme der Antikörper vom Darm in die Blutbahn nicht mehr gewährleistet ist.
Von großer Bedeutung ist auch das Absetzen des vor der Fohlengeburt produzierten Kots, das sogenannte „Darmpech“. Meist wird es bereits nach dem ersten Saugakt abgesetzt. Da das Darmpech jedoch eine recht zähe und feste Konsistenz aufweist, kann es insbesondere bei Hengsten zu Schwierigkeiten kommen. Fängt das Fohlen an zu „schwänzeln“ und ist einige Stunden nach der Fohlengeburt noch kein Abgang des Darmpechs zu verzeichnen, kann die Verabreichung eines Klistiers notwendig sein.
Auch wenn diese Aufgabe weniger süß ist, als das Neugeborene bei seinen ersten Lebensstunden zu beobachten, muss die Nachgeburt sehr sorgfältig auf Vollständigkeit überprüft werden. Hierzu ist es hilfreich, sie auf der Stallgasse auszubreiten und zu untersuchen. Die Nachgeburt geht ca. ein bis maximal zwei Stunden nach der eigentlichen Fohlengeburt ab. Sie sollte direkt aus der Box entfernt werden um evtl. Beschädigungen zu vermeiden. Sollte der kleinste Zweifel an ihrer Vollständigkeit bestehen, ist das Hinzuziehen eines Tierarztes notwendig, da in der Gebärmutter verbleibende Teile Toxine bilden und zu einer Entzündung oder Geburtsrehe führen können. Die Nachgeburt kann bis Eintreffen des Tierarztes in einem Eimer aufbewahrt werden.
Ist die erste Aufregung der Fohlengeburt überstanden und sind Mutter und Fohlen wohlauf, sollte den beiden etwas Ruhe gegönnt werden, sodass sie die Möglichkeit haben, sich in aller Ruhe aneinander zu gewöhnen und ihre Bindung aufzubauen.
Gerne kann auch am nächsten Tag der Tierarzt kommen, um zu kontrollieren, ob bei dem Fohlen alles in Ordnung ist. Mittels einer Blutuntersuchung kann im Bedarfsfall der Immunstatus des Fohlens überprüft werden.
Die Gewöhnung des Fohlens an den Menschen
Die ersten Tage nach der Fohlengeburt verlaufen dann wieder ruhiger und dienen in erster Linie dazu, dass sich Stute und Fohlen aufeinander einspielen können. Auch die Gewöhnung an den Menschen ist schon jetzt sehr wichtig. Wenn das Fohlen mitbekommt, wie die Mutter es genießt, nach dem Aufhalftern ausgiebig geputzt zu werden, wird es früher oder später neugierig werden und erkunden wollen, was um ihn herum so alles passiert. Das Fohlen wird sich schnell an die Anwesenheit des Menschen gewöhnen und es wird schnell merken, dass auch der Mensch Mähnekraulen kann und die Berührungen am ganzen Körper doch nicht so gefährlich sind, wie anfangs geglaubt.
Wenn sich das Fohlen an den Menschen gewöhnt hat, sollte es lernen ein Halfter angelegt zu bekommen. Nach ersten Führübungen sollte auch das Hufegeben von allen vier Beinen zeitnah erlernt werden. So wird das Fohlen schon jetzt an spätere Situationen des Alltags spielerisch herangeführt. Der Hufschmid wird es Ihnen danken!
Wann dürfen Fohlen zum ersten Mal auf die Weide?
Den Gang auf die Koppel zu den anderen Artgenossen erleben die aufgeweckten und mittlerweile schon recht kessen Fohlen idealerweise einige Tage nach der Fohlengeburt. Das Spielen mit anderen Jungtieren fördert ihre motorischen Fähigkeiten und kräftigt Muskulatur und Sehnen. Außerdem lernen sie sich auf natürliche Art und Weise in einer Herde einzuordnen und entwickeln ihr Sozialverhalten im Umgang mit Artgenossen.
Einem Fohlen beim Heranwachsen zuzusehen ist etwas ganz Besonderes. Je mehr Zeit Sie mit Ihrem Fohlen verbringen, desto enger wird auch die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Fohlen. Nehmen Sie sich viel Zeit für alles Neue und genießen Sie die Zeit mit Ihrem kleinen Sprössling!
Bildnachweise
- Test: Welcher Bewegungstyp ist mein Pferd? - 2. August 2017
- Ich will meine Stute decken lassen: Wie finde ich den passenden Deckhengst? - 27. April 2017
- Urlaub mit dem Hund - 14. Juli 2015