Die Grundlage für gutes Reiten

In Neumarkt auf der Anlage Mooswiese veranstaltet Michael Putz unter anderem das FN-Seminar „Schritt für Schritt zum richtigen Reiten – die neuen Richtlinien Band 1”. Eingeladen waren Richter, Ausbilder und alle Interessierten. Für Loesdau live dabei war Jutta vom Pferdesporthaus Loesdau Heßdorf.

Los ging’s mit Theorie

„Die Veranstaltung begann mit dem Theorieteil. Unterstützt von entsprechenden Bildern und Skizzen erklärte Michael Putz – selbst Mitautor der neuen Richtlinien Band 1 – die wesentlichen Änderungen. Er wies darauf hin, dass hier nicht das Rad neu erfunden wurde, sondern die Grundausbildung für Reiter und Pferd sich nach wie vor auf bewährte Grundsätze alter Reitmeister stützt.

2014-09-23 Michael Putz
Michael Putz: „Ohne Losgelassenheit ist eine ökonomische Arbeit der Muskulatur des Pferdes nicht möglich.“

Michael Putz betonte, dass die Ausbildungsskala unseres Ausbildungssystems der Natur des Pferdes abgeguckt ist und welchen zentralen Stellenwert die Losgelassenheit dabei einnimmt. Ohne Losgelassenheit ist eine ökonomische Arbeit der Muskulatur des Pferdes nicht möglich. Er unterstrich dabei die zentrale Bedeutung der korrekten Dehnungshaltung, die beim gut ausgebildeten Pferd jederzeit abgefragt werden kann. Der Punkt „Geraderichtung“, obwohl dieser erst an vorletzter Stelle unserer Ausbildungsskala steht, müsse von Anfang an bei der Ausbildung eines Reitpferdes beachtet werden. Gemeint ist damit der reiterliche Umgang mit der natürlichen Schiefe des Pferdes, der schon einiges an reiterlichem Können und Erfahrung voraussetzt. In den neuen Richtlinien wird deutlicher als in der bisherigen Version auf ein harmonisches Miteinander von Reiter und Pferd eingegangen.

Neues aus der Bewegungs- und Trainingslehre von Michael Putz

2014-09-23 Michael Putz
Michael Putz: „Die Ausbildungsskala unseres Ausbildungssystems ist der Natur des Pferdes abgeguckt.“

Deshalb wurden auch aktuelle Erkenntnisse aus der Bewegungs- und Trainingslehre eingearbeitet. Diese helfen dem Reiter, sich mit dem Pferd stets in einem harmonischen Gleichgewicht zu befinden. Sehr wichtig ist es Michael Putz in diesem Zusammenhang, dass der Reiter sich in den verschiedenen Sitzarten übt. Also: Nicht nur im Dressursitz reiten, sondern auch mal die Bügel kürzer schnallen und sein Pferd im Entlastungs- bzw. leichten Sitz arbeiten lassen. Dies sei ein besonderes Manko vor allem bei vielen Jugendlichen im Ponysport, die von Anfang an nur Dressur reiten und dadurch das Gefühl für einen dynamischen, ausbalancierten Sitz gar nicht bekommen können, meint Michael Putz.

Änderungen der neuen Richtlinien

Insgesamt war es eine interessante und ausführliche Darstellung der wesentlichen Änderungen der neuen Richtlinien: Die klassischen Grundsätze der Ausbildungsskala wurden dabei stets mit einbezogen, so dass jeder – auch der reiterlich Fortgeschrittene – entsprechend gut auf den nachfolgenden Praxisteil vorbereitet war. Michael Putz versteht es meiner Meinung nach wie kaum ein anderer, einen Bogen zwischen Theorie und Praxis zu spannen. Die Theorie bietet er dabei so dar, dass die meisten mit dem Bestreben nach Hause gehen: ‚Ab morgen schaffe ich es endlich, alles genau so zu machen‘. In der Pause konnten sich die Teilnehmer stärken oder am Bücherstand stöbern, während in der Reithalle ein paar Cavalettis und eine Gymnastikreihe aufgebaut wurden. Insgesamt vier Reiter und Pferde waren am Praxisteil beteiligt.

 

Praxisteil: klare Aufgabenstellungen

Michael Putz gibt den Reitern sehr viel Sicherheit.

Zunächst betraten ein Vielseitigkeitspferd und ein Dressurpferd die Halle. Danach kamen ein Wallach, der bereits S-Lektionen beherrschte, und ein über 20-jähriger Haflingerhengst dazu. Bevor er mit dem Unterricht begann, bat Michael Putz alle Reiterinnen, sich und ihre Pferde inklusive Ausbildungsstand kurz vorzustellen. Ich finde es immer recht mutig, sich für solche Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen: Einerseits weiß man nicht – kennt man den Ausbilder noch nicht – was einen da so erwartet. Andererseits stellt sich ja für das Pferd die bisher gewohnte Umgebung durch die Zuschauer, Lautsprecher etc. ganz anders dar und das eine oder andere Pferd lässt sich davon sicherlich irritieren. Aber in jedem Fall ist dies eine gute Übung. Michael Putz gibt den Reitern sehr viel Sicherheit und lässt an dem, was er tut bzw. verlangt keinen Zweifel aufkommen. Trotzdem bin ich bei solchen Events immer froh, das Ganze von der Tribüne aus anschauen zu können. Vielleicht geht es dem einen oder anderen ja genauso?

Im Schritt: Nickbewegung des Pferdes zulassen

2014-09-23 Michael Putz
Richtig reiten – eine Herausforderung.

Richtig Reiten – eine Herausforderung

Es würde sicherlich zu weit führen, auf jedes einzelne Unterrichtsdetail einzugehen. Aber folgendes zog sich durch den gesamten Praxisteil und betraf mehr oder minder alle vier Reiterinnen: Der Reiter muss im Schritt die Nickbewegung des Pferdes aus elastischen Armen und Schultern zulassen, so dass das Pferd den Hals aus der Schulter heraus fallen lassen kann. Das Pferd muss von Anfang an im positiven Sinne die Hand des Reiters ziehen. Nur so sind lange Tritte, ein Arbeiten über den Rücken und eine korrekte Dehnungshaltung möglich. Dabei soll die Zügel-Armlinie der Kopf-Halshaltung des Pferdes entsprechen. Hier gibt es immer die größten Missverständnisse, denn viele behaupten, Michael Putz würde prinzipiell mit „hoher Hand“ reiten lassen, was aus meiner Sicht überhaupt nicht zutrifft. Außerdem muss der Reiter stets die natürliche Schiefe seines Pferdes in die gymnastizierende Arbeit mit einbeziehen.

Deutliche Verbesserung erkennbar

Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie im Laufe des Unterrichts von Michael Putz das Pferd immer gelöster, arbeitswilliger, von der Anlehnung her leichter und damit auch viel angenehmer für den Reiter wird. Auch wenn der einen oder anderen Reiterin anfänglich die Skepsis im Gesicht abzulesen war nach dem Motto „Was will er da jetzt gerade von mir?” zeigte sich jedes Reiter-Pferd-Paar deutlich verbessert.

Reiten mit Verstand und Gefühl
Reiten mit Verstand und Gefühl

Dies galt auch für alle vier teilnehmenden Pferde – den weit ausgebildeten Wallach, der unter Anleitung immer bessere Traversalen zeigte, den Haflingerhengst, der ebenfalls im Verlauf des Unterrichts immer lockerer und schwungvoller wurde, das Dressurpferd, das immer längere Tritte zeigte und immer besser über den Rücken ging und das Vielseitigkeitspferd, das seine Gymnastikreihen immer flüssiger sprang. Was mich auch immer wieder begeistert ist, dass Michael Putz hinsichtlich der Pferde keinen Unterschied macht: Er widmet sich dem „Dressurkracher” genauso wie dem Pferd eines Freizeitreiters der gewillt ist, sein Pferd gesunderhaltend zu reiten. Daher mein Fazit: Insgesamt ist dieses Seminar jedem zu empfehlen, der sich ernsthaft mit der Reiterei beschäftigen und für sich die theoretische Grundlage für gutes Reiten schaffen will.“

Experten von Loesdau

Über Experten von Loesdau

Die meisten Loesdau Mitarbeiter sind entweder selbst Pferdebesitzer oder Reiter, zumindest aber Pferdeliebhaber. Sie reiten Dressur oder Western, sind Springreiter oder Züchter, Pferdefotograf oder -physiotherapeut, Trainer oder Reitlehrer. Sie sammeln ständig Eindrücke in allen Belangen rund um ihre Vierbeiner und bilden sich auf ihrem Spezialgebiet ständig fort. Außerdem machen die Kolleginnen und Kollegen permanent neue, interessante Erfahrungen, treffen wiederum Spezialisten und wissen in Sachen Pferd definitiv Bescheid. So ist jeder auf seinem Gebiet ein echter Experte und immer up-to-date. Aktuell bedeutendes Wissen erhalten sie in Seminaren, Kursen oder Lehrgängen.

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