Wilde Pferde artgerecht ausbilden

Können wilde Pferde artgerecht ausgebildet werden? Die Legende Amerikas ist in aller Munde, aber wie ist es überhaupt möglich, wilde Pferde artgerecht auszubilden? Wildpferdeexpertin Hannah Catalino hat bereits viele wildlebende Pferde in verschiedenen Teilen der Erde an den Menschen gewöhnt.

Die MUSTANG MAKEOVER Trainerin hat uns einige Fragen beantwortet. Viel Spaß beim Interview.

Worin besteht der Unterschied zwischen Wildpferden und Hauspferden?

Hannah Catalino: Im Unterschied zum domestizierten Hauspferd haben Mustangs eine weiße Weste. Sie haben weder positive noch negative Erfahrungen mit dem Menschen gemacht. Sie sind absolut roh und vom Menschen unberührt. Jede Erfahrung, die sie in der Folge im Training machen, kann positiv geprägt werden. Das Besondere ist ihre schnelle Auffassungsgabe, die Bereitschaft sich anzuschließen und das Lesen der Körpersprache anderer. Eigenschaften, die sie zum Leben in der Wildbahn benötigen. Das Exterieur hat sich je nach Region unterschiedlich geprägt, nur die gesündesten überleben und können ihre Genetik an die Nachkommen weitergeben. Ihre Hufe sind geformt durch das Land, das sie betreten.

„Es gibt kein vergleichbares Gefühl wie das, das volle Vertrauen eines Wildpferdes zu gewinnen.“

 

Worin unterscheidet sich die Ausbildung der Wildlinge nun aber im Detail von den domestizierten Pferden?

Hannah Catalino: Man muss im Kleinen anfangen. Die Mustangs kennen keine Schubkarre, keinen Futtereimer, keinen Stall. Sie kennen keinen Hufschmied oder angefasst zu werden. Dinge, die den meisten domestizierten Pferden keine Sorge mehr bereiten. Auch wenn diese „wild“ aufwachsen, so kennen die domestizierten Pferde doch meist Autos, Zäune, Traktoren, Wasserfässer… Mit dem Mustang muss man viele kleine Schritte machen, bevor man an das große Ganze denken kann. Das Pferd bestimmt die Zeit und mit Druck hat man keine Chance das Vertrauen zu gewinnen. Man muss sich selbst sehr gut beobachten, denn jede kleine Bewegung wird vom Wildpferd wahrgenommen. Eine Überlebensstrategie. Am Ende wird man feststellen, dass die Hilfen beim Mustang um einiges feiner angewendet werden können als man sich das vorgestellt hat.

Das Pferd bestimmt die Zeit. Mit Druck hat man keine Chance das Vertrauen zu gewinnen.

Warum hast du dich entschieden, Wildpferde zu trainieren?

Hannah Catalino: Es ist ein Geschenk des Pferdes, die erste Person sein zu dürfen, die es berührt. Die Person sein zu dürfen, die dem Mustang die Angst vor unseren alltäglichen Dingen nimmt.

 

Trainer wie Hannah Catalino könnt ihr auf dem MUSTANG MAKEOVER live erleben. Weitere Informationen und Tickets für das MUSTANG MAKEOVER unter: www.mustangmakeover.de Sichert euch euer Ticket gleich hier: https://mustangmakeover.reservix.de/events

Man muss eine große Portion Vertrauen in das Pferd investieren, bevor es sich einem öffnet. Sie sind ein wahres Spiegelbild des Trainers. Nichts entgeht ihnen, jede noch so kleine Bewegung, ob gut oder schlecht. Es ist mir immer wieder eine Freude, wenn ich es geschafft habe, dass der Mustang sich entspannt und selbstbewusst durchs Leben geht. Besonders nah ans Herz geht mir der erste Galopp über Wiesen und Felder, nach oft jahrelanger Gefangenschaft in den Auffangstationen. So kann ich ihnen einen Teil der genommenen Freiheit zurückgeben.

Die Situation der Wildpferdeherden auf der Welt ist schwierig. In den USA spricht man von Überpopulation. Was kann Deiner Meinung nach in Zukunft getan werden?

Die laufenden Projekte wie Geburtenkontrolle sind kaum an der Vielzahl der Herden anwendbar. Leider müssen immer wieder Herden eingefangen werden. Das MUSTANG MAKEOVER möchte auf die Problematik hinweisen.

Hannah Catalino: Es ist ein großes Problem, ein endloser Kreislauf. Es gibt keine einfache Lösung. Auch wenn jeder Mustang ein Zuhause gefunden hätte, der bereits eingefangen wurde, wird die Population weiterwachsen. Die laufenden Projekte, wie Geburtenkontrolle sind kaum an der Vielzahl der Herden anwendbar. Leider müssen immer wieder Herden eingefangen werden. Man erwartet eine Verdoppelung der Herden alle 4 Jahre. Aktuell leben bereits über 80.000 Tiere auf einer Fläche, die nur für 27.000 vorgesehen ist. In den Auffangstationen warten knapp 50.000 auf eine Vermittlung.

Würde ein Wildpferd beschließen, wieder wild und frei zu sein, wenn es nach Monaten oder Jahren in menschlicher Obhut die Chance dazu hätte?

Hannah Catalino: Ich denke, nur ein kleiner Prozentsatz der Mustangs würde sich dafür entscheiden, wieder wild zu sein. Die meisten gewöhnen sich sehr schnell an das Leben in Menschenhand, wenn sie ein gutes Zuhause finden. Sie wissen gerne, dass sie Schutz haben und dass sie nicht mehr nach Nahrung oder Wasser suchen müssen. Die Natur kann unnachgiebig und unbarmherzig sein.

Die meisten Wildpferde gewöhnen sich sehr schnell an das Leben in Menschenhand, wenn sie ein gutes Zuhause finden.

Konntest du etwas von den Wildpferden lernen?

Hannah Catalino: Wilde Pferde können uns so viel beibringen. Sie können sowohl unser Training mit anderen Pferden verbessern, als auch Lebensformen, die auf alle Beziehungen und Bereiche auch außerhalb des Pferdes angewendet werden können.

Viele Trainer, die mit Mustangs gearbeitet haben, wollten diese Erfahrung nicht mehr missen. Deshalb freut es mich um so mehr, dass das MUSTANG MAKEOVER diesen Pferden und uns Trainern die Möglichkeit gibt, miteinander zu lernen und den ganzen Ausbildungsprozess auf Social Media festhält, um mehr Menschen auf diese besonderen Pferde hinzuweisen.

Weitere Informationen und Tickets für das MUSTANG MAKEOVER unter: www.mustangmakeover.de

Christine

Über Christine

Erfahrung/Motivation: Nach einer sehr langen Reitpause begann ich im April 2012 wieder zu reiten. Eine schöne Schwarzwälder Fuchs Stute namens Jeany freute sich genauso wie ich über unsere langen und erholsamen Ausritte durch den Wald. Das Besondere an unserer Verbindung ist und bleibt, dass Jeany es schaffte, mich sehr schnell wieder komplett für Pferde zu begeistern. Zwar gelingt es mir momentan aus beruflichen und familiären Gründen nur ein bis zweimal in der Woche bei den Vierbeinern, die mir so viel geben, zu sein, den Stall zu machen und zu reiten. Aber diese Auszeiten müssen sein! Jeanys Stallgenossen sind wunderschöne Tersker, von denen ich momentan Nadja reiten darf. Wir sind ein relativ neues Team und gewöhnen uns noch im Dressurviereck und im Gelände aneinander – allerdings mit allerbesten Fortschritten!

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