In dieser neuen Beitragsreihe stellen wir dir verschiedene Gadgets vor, mit denen du deine Sicherheit beim Reiten drastisch erhöhen kannst. Teil 1 bringt dir die Sicherheitsweste näher. Profis tragen sie und bei Geländeprüfungen sind sie sogar Pflicht. Sonja hat sich vier Modelle einmal genauer angeschaut und auf Herz und Nieren geprüft. Außerdem erfährst du in diesem Beitrag, was es mit dem Sicherheitslevel der Westen auf sich hat, auf was du beim Kauf achten solltest und wann du auf gar keinen Fall auf eine Sicherheitsweste verzichten solltest.
Sicherheitswesten gibt es, genau wie Helme oder Sicherheitssteigbügel, in vielen verschiedenen Ausführungen. Die einen schützen nur den Rücken, andere haben sogar eine wärmende Funktion.
Welche Schutzlevel gibt es bei Sicherheitswesten im Reitsport?
Es gibt für Sicherheitswesten unterschiedliche „Level“, je nachdem, wie gut sie dich schützen, ist sie in einem höheren Level. Diese Level sind genormt, genauer gesagt nach der EN1621, der Norm für Gelenkprotektoren, eigentlich für Motorradfahrer.
Level 3 bietet den höchsten Schutz und ist zum Beispiel Pflicht für Protektoren bei Geländeprüfungen. Diese Westen müssen einen Rücken- sowie Brustschutz aufweisen können. Es ist sogar vorgeschrieben, wie dick die Polster sein müssen.
In Level 2 eingruppiert findest du Motorradjacken mit Rücken-, Brust- und Ellenbogenprotektoren.
Protektoren des Level 1 sind spezielle Protektoren, wie zum Beispiel die für Jockeys. Die sind besonders leicht, da beim Rennen jedes Gramm zählt.
Worauf kommt es bei Sicherheitswesten im Reitsport an?
Der Tragekomfort und die Bewegungsfreiheit sind natürlich nach der Sicherheit die beiden wichtigsten Entscheidungskriterien. Ich bin mit riesigen, unbequemen Sicherheitswesten aufgewachsen. Deswegen stellt sich mein innerer Schweinehund immer noch irgendwie gegen eine Schutzweste.
Aber es gibt mittlerweile sehr schicke und komfortable Westen, in denen du weder aussiehst wie eine Schildkröte noch dich danach fühlst. Wenn ich nicht gerade eine Geländeprüfung reiten möchte, brauche ich auch keine „Schildkröte“. Pia hat in ihrem Artikel „Sicher ausreiten – auch in der Dämmerung“ die Thermovest von KOMPERDELL getestet und ist begeistert!
Da hat sich also wirklich einiges getan in den letzten Jahren. Das hat mich neugierig gemacht und ich bekam die Chance, gleich vier Sicherheitswesten zu testen. Eine davon ist sogar für Level 3 zugelassen. Du könntest sie also auch für Geländeprüfungen nutzen.
Schon beim Aussuchen der Westen ist mir aufgefallen, dass so gut wie keine der Westen mehr über den Kopf gezogen werden muss. Alle sind bequem mit einem Reißverschluss vorne zu schließen.
Manche der Westen sind zusätzlich noch mit einem Klettverschluss ausgestattet, um sie optimal an den eigenen Körper anpassen zu können.
Beim Kauf solltest du darauf achten, dass der Rückenprotektor zwar lang genug ist, um deinen Steiß zu schützen, aber dennoch so kurz, dass er nicht auf dem Hinterzwiesel des Sattels aufliegt. Das würde dich beim Reiten stören. Testen kannst du das in unseren Pferdesporthäusern. Wir beraten dich sehr gerne.
Reitsport-Sicherheitsreitwesten im Test
Ich habe alle vier Westen sowohl im Gelände als auch in der Halle beim Springen oder bei der Cavalettiarbeit ausgiebig getestet. Das war im Winter eine besondere Herausforderung, da die Weste von Komperdell mit dem Sicherheitslevel 3 weder unter noch über meine Winterjacke gepasst hat. Aber die Not macht erfinderisch und so habe ich einen dicken, etwas zu großen Pulli darüber ziehen können. Sieht zwar lustig aus, Sicherheit ist aber wichtiger als gutes Aussehen ?
Sicherheitslevel | 1 | 2 | 2 | 3 |
Bewegungsfreiheit | ||||
Tragekomfort | ||||
Atmungsaktivität | ||||
Sicherheitsgefühl | ||||
Look |
naja
sehr gut
USG Rückenprotektor Precto Dynamic Fit
An dieser Weste hat mir besonders gut gefallen, dass sie über Klettverschlüsse rechts, links und an den Schultern individuell anpassbar ist. Sie hat sich, trotz des niedrigeren Sicherheitslevels, tatsächlich sicherer angefühlt als die von ZANDONÀ.
Die Weste war im Winter sehr angenehm zu tragen und hat mich warm gehalten. Das könnte im Sommer aber anders sein.
Mit dem HelpMe Badgen das zu der Weste gehört und in Zusammenarbeit mit Guardian Horse entwickelt wurde, kannst du dich registrieren. Auf der Rückseite des Badges befindet sich ein QR-Code und ein PIN. So wird es Ersthelfern möglicht, auf das Guardian Horse HelpMe Board eines verunglückten Reiters zuzugreifen und Standortkoordinaten, Notfalldaten und Notfall-Kontaktinformationen einzusehen.
ZANDONÀ Rückenprotektor Soft Active Vest Pro Adult
Die Sicherheitsweste von ZANDONÀ war sehr angenehm zu tragen, ich habe manchmal sogar vergessen, dass ich sie anhabe. Sie hat vorne im Bereich des Brustkorbs weitere Protektoren, die dich beim Sturz schützen. Um den Bauch hat sie noch einen mit Klett verschließbaren Gurt, der für zusätzlichen Halt sorgt. Den Rückenprotektor gibt es in zwei verschiedenen Längen.
KOMPERDELL Ballistic Flex Fit Vest Woman
Besonders gut fand ich an dieser Weste, dass sie an der Brust nicht so eng ist. Alle anderen, die ich getestet habe, hatten die Aussparungen nicht; sind also Unisex.
Ich hatte damit eine Cavaletti-Stunde und mir war am Ende gut warm am Rücken. Obwohl ich noch ziemlich unsicher bin im Springen, gab sie mir ein gutes Gefühl.
KOMPERDELL Sicherheitsweste Frontzipp Slim Fit
Rundumschutz bietet diese Weste garantiert, denn sogar die Schulterpartie ist gepolstert.
Die Weste lässt allerdings weniger Bewegungsfreiheit zu und du kannst sie nicht individuell mit Hilfe von Klettverschlüssen anpassen. Bei dieser Weste musst du beim Kauf also besonders darauf achten, dass sie dir passt.
Fazit
Alle vier Westen haben ihre Vor- und Nachteile. Ich persönlich fand die Ballistic Flex Fit Vest von KOMPERDELL am angenehmsten zum Tragen. Sie schränkt mich zwar etwas in meiner Bewegungsfreiheit ein, gibt mir aber gleichzeitig ein sicheres Gefühl. Obwohl die Weste von ZANDONÀ Sicherheitslevel 2 hat, fühlte sie sich nicht so sicher an wie die von KOMPERDELL mit demselben Level. Was eigentlich auch für die Weste spricht. Mir persönlich fehlte da allerdings das „eingepackt sein“-Gefühl ?.
Da wir nicht auf Geländeprüfungen oder Lehrgänge fahren, brauche ich keine Sicherheitsweste mit Level 3. Mir genügt eine Weste mit dem Sicherheitslevel 2. Beim Springen werde ich sie definitiv weiterhin nutzen, da ich mich mit ihr sicherer fühle und viel mehr Spaß daran habe.
Mein Tipp: Probiert die Sicherheitswesten an und entscheidet auch nach eurem Gefühl, welche sich für euch am besten eignet.
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Sicherlich sind figürlich stärkere Reiterinnen und Reiter auch sicherheitsbewusst und würden gerne eine Sicherheitsweste tragen.
Leider habe ich z. B. in meiner damengröße 54 noch keine gefunden!
Hallo,ich sehe du bist weiblich?,aber wie schaut’s bei den Herren aus?oder brauchen sie keinen Schutz ?.bei mir ist es egal wie es aus schaut der Schutz und Tragekomfort steht im Vordergrund!was kannst du den Herren empfehlen?
Lg Karsten
Hallo Karsten,
die meisten Sicherheitswesten sind sowohl für Damen als auch Herren geeignet. Probier‘ doch einfach ein paar aus – du wirst gleich merken, welche du für dich am angenehmsten findest.
Viele Grüße
dein Loesdau Team