Vom Beschlag zum Barhuf

Vielleicht geht es vielen von euch auch so: Ihr habt euer Pferd mit Beschlag gekauft und bis heute kommt immer noch regelmäßig der Hufschmied und macht neue Eisen drauf. Vielleicht machen die Eisen wirklich Sinn, vielleicht hast du dir aber auch nie wirklich Gedanken darum gemacht. Warum denn auch? Es ist ja alles gut so wie es ist und „man macht es eben so“.

Willis Weg zum Barhufer

So war es auch bei mir und Willi – bis er sich dann vor vier Monaten eine Verletzung zugezogen hat. Diagnose: Sehnenschaden, ein Jahr Pause. Damit fiel dann die Entscheidung, die Eisen runterzunehmen, denn er brauchte sie ja dann nicht mehr. Gesagt, getan. Er kam auch zunächst super ohne Eisen zurecht, doch dann wechselten wir in einen Stall, wo er den ganzen Tag draußen sein kann. Anstatt sechs Stunden stand er jetzt circa 14 Stunden mit seinen neuen Kumpels auf einem großen, befestigten Auslauf oder auf der Koppel. Auch nachts hat er von seiner Box aus Zugang zu einem großen Paddock. Das heißt also: sehr viel mehr Bewegung. Für die Eingliederung in die Herde war die Entscheidung, die Eisen runterzunehmen auch ein Vorteil, da so das Verletzungsrisiko für die anderen Pferde geringer war.

Willi in seiner neuen Herde

Die Umstellung und die neue Umgebung machten sich bei Willi deutlich bemerkbar: Er wurde ruhiger, ausgelassener und zufriedener. Aber die Hufe wurden durch die viele, ungewohnte Bewegung kürzer und brachen aus. Unsere Schrittausritte im Wald waren bald nicht mehr möglich, da ihm der Schotterweg Schmerzen bereitete. Auf den Wiesen wurden wir regelrecht von Bremsen und Mücken aufgefressen und an den Schaf- und Kuhherden wollte Willi auch nicht wirklich gerne vorbei. Es musste also eine Lösung her und ich fing an, mich intensiv mit dem Thema „Barhuf“ zu beschäftigen.

Falls du dich auch in das Thema einlesen möchtest, kann ich dir sehr das Buch Der Weg zu einem gesunden Huf des FNverlags empfehlen.

Für mich stellten sich vor allem folgende Vorteile heraus:

– der Hufmechanismus funktionert am besten im natürlichen Zustand

– die Hufe werden besser durchblutet

– der Huf wirkt als natürlicher Stoßdämpfer

– die Last wird auf Tragerand, Sohle und Strahl verteilt

– geringeres Verletzungsrisiko für andere Pferden

– es sind feinere Korrekturmöglichkeiten im geringeren Abstand möglich

– geringere Kosten für den Schmied

Aber genauso gibt es vor allem bei der Umstellung vom Beschlag zum Barhuf einige Nachteile:

– das Horn nutzt sich schneller ab, dadurch halten sich evtl. Hornabrieb und Wachstum nicht in der Waage

– das Pferd kann vor allem bei steinigem Untergrund sehr fühlig werden

– weniger Halt auf nassem und weichem Boden

Auch Willi hatte, wie bereits erwähnt, starke Probleme mit der Fühligkeit auf Schotterwegen, da sich sein Horn nach der Umstellung stark abgenutzt hat. Deswegen habe ich nach einer alternativen Lösung zu Eisen gesucht und bin auf Hufschuhe gestoßen – für uns eine scheinbar perfekte Lösung. Warum? Der Ausschlaggebende Punkt war, dass Willi nur bei unseren Ausritten Probleme hatte. Wenn er auf der Weide, im Auslauf oder in seiner Box stand, machte sich seine Fühligkeit nicht bemerkbar. Da der Huf auch nur ausbrach, wenn wir auf steinigem Boden unterwegs waren, wollte ich seine Hufe vorwiegend bei unseren Ausritten schützen.

An diese Schotterwege kommen wir leider nicht vorbei – der Schmerz war vorprogrammiert

Die Hufschuhe sollten also einerseits dafür sorgen, dass sein Huf nicht so stark abgenutzt wird und er trittsicher und ohne Schmerzen über alle Untergründe laufen kann. Andererseits blieben so alle Vorteile des Barhufs erhalten. Mir gefiel die Vorstellung, dass ich ihm die Hufschuhe einfach vor unseren Ausritten anziehen kann und, dass er sie danach eben wieder los sein würde. Außerdem ist es nur eine einmalige Investition, die im Vergleich zu den Kosten eines dauerhaften Beschlags sehr gering ist.

Der Hufschuh

Nach langer Recherche und in Rücksprache mit einer Hufschuhexpertin aus unserem Einkaufsteam, entschied ich mich für den Swiss Galoppers Hufschuh.

Der Hufschuh wurde basierend auf den Ideen des Fachspezialisten Armin Eberle entwickelt, der mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung im Umgang mit Pferden und deren Hufen hat. Mit seinem Know-how wurde ein Schuh entworfen, der Funktionalität und Technik optimal kombinieren soll. Das wollte ich mit Willi ausprobieren.

Willi, das erste Mal mit Schuhen an den Hufen 🙂

Ehrlich gesagt, merkte ich auch sofort, dass es funktioniert. Die Montage des Hufschuhs ist kinderleicht. Zusammen mit den Hufschuhen bekam ich eine detaillierte Anleitung, die mich unterstützte, die Schuhe in ca. 15 Minuten (inklusive Filmen und Fotografieren) ohne Probleme an Willis Hufe anzupassen. Enthalten ist auch ein Ballenschutz, der, wie der Name schon verrät, zusätzlichen Schutz für die Ballen bietet. Außerdem hat der Hufschuh ein Fesselband, das für optimalen Halt sorgt und verhindert, dass der Schuh bei anspruchsvollen Bodenverhältnissen verloren geht.

Das Anziehen der Hufschuhe ist kinderleicht.
Hier kann man gut den weich gepolsterten Ballenschutz erkennen.

Die empfindlichen Fesselbeugen können zusätzlich durch einen Gaiter gegen Scheuerstellen geschützt werden. Diesen hatte ich zunächst nicht, jedoch hat sich nach einiger Zeit eine kleine Scheuerstelle an dem Fesselband gebildet, weswegen ich es jetzt noch nachbestellt habe.

Im Bereich der Trittfläche ist eine weiche Komponente, die dämpfend wirkt. Die Sohle ist zwar flexibel, aber trotzdem besonders strapazierfähig. Nachdem ich Willi die Hufschuhe das erste Mal angezogen hatte, machte er erstmal ein paar vorsichtige Schritte auf dem Auslauf. Ich rechnete damit, dass ihn der Schuh eventuell stören könnte und er, wie z.B. beim Tragen von Transportgamaschen, läuft wie ein Storch 😀

Doch nichts dergleichen. Er schien sich sehr schnell an die Hufschuhe zu gewöhnen. Deshalb machten wir uns dann auch gleich auf zu einem kleinen Testritt in den Wald. Und was soll ich sagen? Er lief als hätten wir es nie anders gemacht. Keine Fühligkeit mehr, er stolperte nicht und war trittsicherer als ohne Schuhe. Zu Beginn schaute ich bei jedem zweiten Schritt, ob die Hufschuhe auch noch richtig sitzen. Aber nachdem sie sich keinen Zentimeter bewegten, wurde ich allmählich entspannter und konnte den Ausritt genießen.

Auch Willi ist ganz stolz auf seine neuen Schuhe 🙂

Mittlerweile habe ich die Hufschuhe seit eineinhalb Monaten drei- bis viermal pro Woche im Gebrauch. Sie sehen immer noch aus wie neu. Das Anziehen klappt mittlerweile in Sekunden und auch die Reinigung der Hufschuhe geht super einfach und schnell. Auch bei Willis Hufen ist eine deutliche Verbesserung zu sehen. Sie brechen nicht mehr aus und werden wieder länger. Tritt er auf der Koppel oder dem Auslauf mal auf ein kleines Steinchen, bereitet ihm das keine Schmerzen mehr.

Zusätzlich zu den Hufschuhen ist gute Hufpflege extrem wichtig. Sie wirkt sich positiv auf das Hornwachstum und die Hornqualität aus. Daneben kann auch die richtige Fütterung eine große Rolle spielen. Für die Bildung des Hufhorns werden Mineralien und Spurenelementen benötigt. Ein Ergänzungsfutter kann helfen, das Hornwachstum zu unterstützen und generell die Hufqualität zu verbessern.

Schlussendlich kann ich sagen, dass ich zurzeit sehr glücklich bin, Willi auf Barhuf umgestellt zu haben. Mit den Hufschuhen habe ich eine perfekte Lösung für unsere derzeitige Situation gefunden. Natürlich ist das nicht für jedes Pferd das Richtige und es muss immer eine individuelle Lösung gesucht werden. Sobald Willi wieder fit ist, und es uns wieder auf den Springplatz zieht, werden wir das Thema einfach noch einmal neu beleuchten.

Pia
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Über Pia

Die Liebe für Pferde packte mich bereits als Kind. Es begann wie bei so vielen mit wöchentlichen Reitstunden im örtlichen Reitverein, doch schnell kam noch eine Reitbeteilung hinzu, mit der ich auch meine erste Turniererfahrung sammeln durfte. Seitdem verbringe ich jede freie Minute im Stall. 2010 überredeten meine Schwester und ich unsere Eltern erfolgreich und bekamen das lang ersehnte eigene Pferd. Eine süße Schimmelstute, die mittlerweile ihr Rentnerleben als Zuchtstute genießt. Letztes Jahr erfüllte ich mir dann meinen größten Traum und kaufte mir einen 5-Jähringen Holsteiner, ebenfalls Schimmel. Zusammen trainieren Cristavo, genannt Willi, und ich viel im Springen und der Dressur aber lassen auch gerne unsere Seele bei langen Ausritten baumeln. Und die Zeit mir unseren Kumpels im Stall darf natürlich auch nie zu kurz kommen!

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