Zwei Leidenschaften begleiten Gabriele Kärcher durch ihr Leben: Pferde und Reisen. Als Chefredakteurin schuf und leitete sie das Magazin WENDY, bis sie als freischaffende Fotojournalistin Pferdemenschen und Pferde in vielen Ländern porträtierte. Im amerikanischen Westen fand sie ihre zweite Heimat und studierte die legendären Mustangs. Inspiriert von den wilden Pferden und der indianischen Kultur startet sie 2013 ein großes Projekt: eine Reise um die Welt zu Pferden und Pferdemenschen aller Kontinente. Alex Kraus, unsere Filialleiterin im Pferdesporthaus Loesdau, hatte die Gelegenheit, Gabriele Kärcher zu interviewen.
Hallo Gaby, schön, dass du dir die Zeit nimmst, uns von deiner Reise zu erzählen. Was hat Dich bewogen, diese Reise zu unternehmen?
Gabriele Kärcher: Kurz gesagt, war es das Sprichwort: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“ Ich wollte in diesem Leben alle Kontinente bereist haben. Also habe ich mir selbst eine „Dienstreise“ durch die Welt genehmigt.
Wie lange lief die Planung und Vorbereitung?
Ich habe ca. drei Monate vor der ersten Reise eine Route festgelegt, die sich aus den geeigneten Jahreszeiten und besonderen Events in den einzelnen Ländern ergeben hat. Da ich zwischen meinen Reisen immer wieder zu Hause war, blieb mir Zeit, die nächste Reise vorzubereiten. Jedoch habe ich nur das Nötigste geplant, um Spielraum für Unerwartetes zu lassen.
Möchtest du mit diesen Reisen etwas weitergeben?
Ja, das möchte ich. Nach meinem magischen Erlebnis der Visionssuche in den Pryor Mountains in Montana habe ich den Wunsch gespürt, solche magischen Orte in Verbindung mit meiner Passion, den Pferden, auch in anderen Ländern aufzuspüren. Der Leser soll sich an der Schönheit und der Vielfalt der Pferdewelt und ihrer Pferdemenschen erfreuen und darüber staunen, unter welchen extremen Bedingungen Pferde überleben können. Ich möchte Horizonte erweitern und das Interesse an fremden Kulturen und unterschiedlichen Pferdemenschen wecken. Und den Leser ermutigen, seinen Traum zu leben und seiner Vision zu folgen. Ich greife aber auch Vorurteile auf und blicke hinter die Kulissen. Damit möchte ich den Leser anregen, Paradigmen zu hinterfragen.
Gab es Einreiseproblematiken in manchen Ländern?
Nein, absolut keine. Ich habe natürlich alle Visa- und Impfbedingungen respektiert.
Mit welchen Problemen hattest Du am meisten zu kämpfen?
Mit der Verständigung in den spanischsprachigen Ländern, vor allem in Argentinien und Chile.
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Das ist unmöglich zu sagen, die Länder sind so grundverschieden. Aber einer meiner schönsten Ritte war in Südafrika, in Moolmanshoek mit Wiesman Nel und einem seiner fantastischen Boerperds.
Ich kenne von dir viele Ponybilder. Was fasziniert dich an Ponys?
Ich halte es mit dem Gaucho-Spruch: „Bewundere den Großen, aber reite den Kleinen.“ Persönlich mochte ich immer kleine, flinke, clevere Pferde bzw. Ponys. Vom Reit-Aspekt abgesehen mag ich die Natur und das Ursprüngliche. Wilde und wild lebende Pferde waren ein wichtiger Bestandteil meiner Reisen. Besonders die britischen Ponys, die in Wildbahnhaltung leben, begeistern mich. Sie sind smart, selbstbewusst, kerngesund und darüber hinaus bildhübsch und toll im Umgang.
Wie lange ging die Reise insgesamt?
Dezember 2013 bis September 2015 – wie gesagt, mit Unterbrechungen. In jedem Land habe ich ungefähr einen Monat verbracht.
Was hat dich am meisten beeindruckt?
Als Pferdemenschen wohl die mongolischen Nomaden, die wie vor 1000 Jahren mit ihren Herden über die Steppe ziehen. Na ja, etwas Fortschritt ist auch in die Steppe vorgedrungen. Sie haben heute Kleinlaster, Mopeds und Solarstrom. Als Pferde ganz klar die Wüstenpferde der Namib. Erstaunlich, wie zufrieden und lebensfroh sie sind, trotz ihrem extrem kargen Lebensraum. Da kommt man ins Grübeln, bei den hiesigen Fütterungsgewohnheiten.
Du bist Journalistin und viel unterwegs. Konntest du Kollegen in anderen Ländern treffen?
Wo immer ich Events besucht habe, zum Beispiel die Fantasia in Marokko, die Pushkar Fair in Indien, die Calgary Stampede in Kanada, die Doma y Folklore in Argentinien, habe ich Fotografen und Filmteams der jeweiligen Länder angetroffen. Sie haben mir sehr geholfen, und manchmal wurde ich sogar selbst zum „Objekt“.
Was sagten die zu Deinem Projekt?
Sie fanden es toll und begrüßten die Idee der Reitervölkerverständigung. In der ganzen Welt werden übrigens die deutsche Reitkunst und die deutschen Pferde sehr bewundert.
Waren alle Pferde frei und wild?
Neben meiner Passion Wildpferde habe ich auch viele Rassen und Reitkulturen der verschiedenen Länder gesehen. Marwaris in Indien, Berber in Marokko, Basutoponys in Lesotho, Rennpferde in England, PREs in Andalusien.
Die Pferde auf deinen Bildern scheinen immer ein Auge oder Ohr auf Dich zu haben, zeigen aber keine Angst. Wie machst Du das?
Ich bin mit Pferden großgeworden und hatte zehn Jahre lang einen eigenen Pferdehof. Dazu kommen zwanzig Jahre Berufserfahrung als freie Fotojournalistin. Ich war in so vielen Ländern, habe die unterschiedlichsten Pferde und Pferdemenschen getroffen. Ich habe zahme und wilde Pferde und ihr Verhalten studiert. Daher kann ich heute ganz gut Pferde “lesen“ und habe die notwendige Geduld.
Du möchtest ein Buch darüber schreiben. Wann wird dieses erscheinen?
Es soll zur Equitana im März 2017 erscheinen.
Vorträge sind auch geplant. Gibt es schon einen Tourplan?
Es gibt noch keinen Plan, aber es soll spätestens zum gleichen Zeitpunkt losgehen.
Was wünscht Du Dir für unsere Pferde in Deutschland?
Verglichen mit vielen Pferden in armen Ländern geht es unseren Pferden richtig gut. An Liebe, Fürsorge und Futter fehlt es ihnen im Allgemeinen nicht. Ich wünsche mir, dass unsere Pferde in Gruppenhaltung und in der frischen Luft leben dürfen, denn das sind ihre ureigenen Grundbedürfnisse.
Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Mit den Reisen habe ich mir einen großen Lebenstraum erfüllt. Sie sind eine Bereicherung für immer. Das Reisen bringt nicht nur fachbezogene Erkenntnisse, es erweitert den Horizont enorm. Der Blick aufs eigene Land verändert sich, wenn man es aus Sicht fremder Völker betrachtet. Mir fiel auf, dass wir Deutschen die Weltmeister in Befürchtungen sind. Alles muss hundertprozent sicher und vorhersehbar sein. Dadurch verpassen wir oft etwas Schönes. Ich möchte die Leser ermutigen, ihrem Herzen zu folgen und sich nicht durch zu viele Bedenken zu blockieren. Reite, reise und lebe mit Zuversicht, Respekt und einem Lächeln, dann verblassen die Ängste von selbst.
Weitere Infos zu den Reisen:
Fotos: www.sorrel.de
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