„Imposant, beeindruckend, gymnastizierend – und gefährlich. Der spanische Schritt wird gerne aus dem spanischen Gruß entwickelt“, erklärt uns Alex, unsere Filialleiterin aus Villingen.
„Der spanische Schritt ist eine natürliche Bewegungsabfolge zwischen Pferden, die sich entweder auf Abstand halten oder imponieren möchten. Mit einem kräftigen Tritt schnellt das Vorderbein nach vorne. Vorsicht! Ansonsten könnt ihr euch am nächsten Tag über ein paar blaue Flecken freuen. So erging es mir mit Ronja. Sie liebt den spanischen Gruß. Also bestand meine Aufgabe darin, diesen Übereifer zu disziplinieren und zu kontrollieren.
Daher eine Warnung vorab: Je selbstbewusster und aggressiver ein Pferd werden kann, desto wichtiger ist es, bei den Übungen diszipliniert zu arbeiten. Andernfalls geraten die Übungen schnell außer Kontrolle. Das kann mitunter für den Ausbilder sehr schmerzhaft werden. Hat das Pferd gelernt, auf Kommando das Vorderbein zu strecken, könnt ihr es auch einmal in der Bewegung versuchen.
Der spanische Schritt lässt sich auf verschiedene Art und Weisen entwickeln. Manche Ausbilder üben den spanischen Gruß erst gar nicht, sondern entwickeln den spanischen Schritt aus dem Schritt. Der spanische Schritt ist ein Viertakt wie der gewöhnliche Schritt auch, nur dass die Vorderbeine stark nach vorn oben treten. Es ist eine Gleichgewichtsübung und erfordert vom Pferd und seinem Ausbilder viel Geschick. Die Hilfen hierzu werden in allerlei Fachliteratur erklärt und unterscheiden sich ein wenig. Es ist aber darauf zu achten, dass
– die Hinterhand mit tritt,
– das Pferd nicht schief wird,
– das Pferd eine gleich hohe Beinaktion zeigt.
– das Pferd nicht schwankt
– lieber zwei bis drei schöne Tritte aufeinander folgen als viele fehlerhafte.
Habt ihr mit eurem Pferd zusammen einen schönen spanischen Schritt erarbeitet, könnt ihr es auch einmal im Trab versuchen. Es gibt Pferde, die den spanischen Schritt spielerisch an der Longe erlernen. Etwas spielerische Aggression gehört dazu, sollte aber immer im geregelten Rahmen bleiben. Aus dem spanischen Trab kann die Passage entwickelt werden. Hier müsst ihr ein wildes Paddeln versuchen, zu unterbinden.
Der spanische Schritt kann auch aus der höchsten Versammlung, dem Schulschritt, entwickelt werden. Der Schulschritt ist ein hoch versammelter Schritt, bei dem die Fußfolge in der Diagonalen erfolgt, praktisch wie im Trab nur ohne Schwebephase. Der spanische Schritt im Zweitakt ist einer der höchsten Versammlungsmöglichkeiten. Dies erfordert vom Pferd ein sehr gutes Balancegefühl. Der Reiter sollte es so wenig wie dabei möglich stören.
Wie weit ein Pferd sich tragen kann, könnt ihr gut erkennen, an der Ausführung des spanischen Schritts. Außerdem seht ihr, ob es selbstbewusst oder verspielt ist oder ein kleiner Angeber. Ihr solltet eurem Pferd immer die Möglichkeit geben, Neues auszuprobieren. Ronja hat von sich aus den spanischen Trab an der Longe ausprobiert. Ab und zu habe ich ihr dann geholfen, wenn sie kleine Fehler eingebaut hat.
Der gymnastizierende Effekt ist nicht zu verachten. Durch diese Übung erreicht das Pferd eine sehr gute Schulterfreiheit. Die Schultermuskeln werden gedehnt und gekräftigt, vorausgesetzt alles wird korrekt ausgeführt. Sinnvoll ist es, sich einem erfahrenen Ausbilder anzuvertrauen, damit Fehler vermieden werden können.
„Der spanische Schritt wird oft zu Unrecht als Zirkuslektion betitelt. Dabei hat es, einen hohen gymnastischen Wert und ist einem natürlichen Bewegungsablauf nachempfunden. Der klassische Ausbilder übt nicht Lektionen zum Selbstzweck, zur Show oder um auf dem Turnier zu gewinnen sondern die meisten Lektionen erwachsen aus der täglichen Gymnastizierung des Pferdes und dienen seiner Kräftigung und Vollendung.“
– Anja Beran
Der spanische Schritt kann auch als Ventil genutzt werden, um Spannungen abzubauen. Manches Mal fallen die Pferde sogar in den spanischen Trab, was viel angenehmer ist als wildes Bocken. Ein sehr gut ausbalancierter spanischer Schritt wirkt edel und erhaben. Nicht umsonst werden Pferde gerne auf Shows so präsentiert.
„Lehrt man aber ein Pferd bei leichter Zügelführung vorwärts zu schreiten, dabei den Hals aufzurichten und vom Genick an zu wölben, so wird man auf diese Art bewirken, dass das Pferd etwas tut, woran es selbst Freude hat und womit es prangt. Als Beweis für diese stolze Haltung führe ich folgende Tatsache an: Wenn ein Pferd wieder zu anderen Pferden kommt, besonders zu Stuten, so hebt es Hals am höchsten und zäumt Kopf und Hals um gerade zu selbstgefälliger Haltung herbei. Dazu bewegt es die geschmeidigen Schenkel in hohen Tritten und trägt den Schweif oben. Wenn man das Pferd in die Haltung bringt, die es selbst annimmt, wenn es sich das schönste Ansehen geben will, so erreicht man, dass das Pferd des Reitens froh und prächtig, stolz und sehenswert erscheint.“
– Xenophon
- So bereitest du die Koppeln für die Weidesaison vor - 5. April 2024
- BOSS EQUESTRIAN Grip-Vollbesatz-Reithose Hailey im Test - 4. Dezember 2023
- Kühlen oder wärmen mit EQUVOY Gamaschen - 6. Juli 2023