Reitstiefel sind schon lange nicht mehr nur dazu da, deinem Bein die nötige Sicherheit und Stabilität im Sattel zu geben, sie sind zum absoluten Hingucker geworden. Vor allem weil es sie inzwischen in unzähligen Varianten gibt. Aber welcher Stiefel passt wirklich zu meinen Anforderungen und worauf sollte ich bei der Auswahl achten?
Da es sehr viele unterschiedliche Modelle gibt, werde ich euch hier erklären, wie ihr den richtigen Stiefel für eure Anforderungen findet. Ganz grob unterscheiden wir die Stiefel in Dressurstiefel, Springstiefel und natürlich auch Westernstiefel. Bei den Westernstiefeln kann ich nicht mitsprechen, daher werde ich mich auf die Dressur- und Springstiefel fokussieren.
Die folgenden Fragen solltet ihr euch stellen, wenn ihr einen neuen Stiefel kaufen wollt:
1. Für welche Disziplin möchte ich meine Reitstiefel nutzen? Wie ist meine Bügellänge in der Regel?
Wenn man eher im Springsattel zuhause ist, hat man in der Regel auch kürzere Bügel – dadurch entsteht ein kleinerer Winkel im Knöchelgelenk. Deswegen wird hier oft eine Teilschnürung angebracht und das Leder ist nachgiebiger, um die nötige Beweglichkeit zu ermöglichen.
Beim Dressurreiten wird viel mehr Wert auf ein langes und gerade wirkendes Bein gelegt. Hierfür empfiehlt sich ein festeres Leder oder eine Versteifung des Außenschafts. Dieser Effekt wird zusätzlich von einem hohen Dressurbogen an der Schaftaußenseite unterstützt. Neuere Modelle haben an den Innenseiten dünneres Leder, sodass ich trotzdem sehr viel Gefühl für die Hilfengebung habe.
2. Wie wichtig ist mir bei meinem Reitstiefel der Wohlfühlfaktor im Alltag?
Dieser Aspekt war für mich bei der Auswahl oft entscheidend. Früher bin ich am Tag auf bis zu vier Pferden geritten und wollte zwischendurch nicht immer die Stiefel aus und anziehen. So war es mir sehr wichtig, dass ich auch bequem auf die Koppel gehen oder Pferde fertig machen kann. Natürlich sind Reitstiefel hauptsächlich zum Reiten da und verschleißen durch das viele Gehen gerne etwas schneller. Das sollte auf jeden Fall beachtet werden. Aber wenn du Wert auf den Wohlfühlfaktor am Boden und im Sattel legst, wirst du mit einem Springstiefel aus etwas weicherem Leder bestimmt sehr zufrieden sein.
3. Was möchte ich ausgeben für meinen Reitstiefel? Wieviel darf mein neuer Reitstiefel kosten?
Das ist natürlich eine entscheidende Frage. Oft sind Stiefel mit versteiftem Schaft teurer als weiche. Das liegt unter anderem an dem höheren Produktions- und Passformaufwand. Ein Stiefel mit weichem Leder und ggf. Elastikeinsatz verzeiht auch mal etwas und kann eher von der Stange gekauft werden. Was deinen Geldbeutel schont, da du keinen Maßzuschlag bezahlen muss. Auch die Qualität des Materials ist entscheidend für den Preis. So sind Lederstiefel in der Regel teurer als z.B. Stiefel aus synthetischem Material.
Lass dich davon jetzt aber nicht abschrecken es gibt wirklich viele tolle Stiefel zu einem guten Preis!
Meine persönliche Einschätzung: Die Vorteile bei den weicheren Modellen sind ganz klar in der Anpassungsfähigkeit und der Bequemlichkeit. Deswegen nutze ich sie als Trainings- und Alltagsstiefel. Die Schnürung hat für mich vor allem den Vorteil, dass ich den Stiefel ggf. etwas weiter machen kann, wenn ich im Sommer angelaufene Beine habe oder im Winter eine dickere Hose trage. Auch ein Elastikeinsatz sorgt dafür, dass der Stiefel in der Weite etwas flexibler ist. Das hatte ich vor meinem Schnürstiefel immer. Daher ist der weiche „Springstiefel“ in meinen Augen der absolute Allrounder!
Ich hatte bis zu diesem Jahr nie einen Stiefel mit Hartschaft. Das lag vor allem an dem höheren Preis. Dieses Jahr bin ich dann aber an den Cavallo Insignis gekommen und muss sagen, dass dieser Stiefel wirklich toll ist. Durch den festen Schaft sieht mein Bein super lang aus und liegt noch ruhiger am Pferd, da mir der Stiefel sehr viel Stabilität gibt. Allerdings merke ich, dass ohne eine Schnürung oder einen Elastikeinsatz deutlich weniger Spielraum in der Weite ist. Wenn meine Beine etwas angelaufen sind, greife ich eher zu meinen Schnürstiefeln, da ich mich sonst etwas eingeengt fühle. Für mich sind die Dressurstiefel mit Schaftversteifung ein Traum – vor allem auch fürs Turnier!
Abschließend bleibt noch zu sagen, dass ein Stiefel schon beim Kauf einigermaßen passen sollte. Denn ist er viel zu hoch, zwinge ich ihn ggf. so sich zu setzen, dass die Falten am Ende drücken. Sollte er viel zu eng sein, könnte der Reißverschluss schneller kaputt gehen.
Bei der Höhe solltest du bedenken, dass die Reitstiefel sich je nach Festigkeit des Leders ca. 0,5 – 1 cm setzen werden. Fersenkeile können in den ersten Wochen helfen, bis die Stiefel sich gesetzt haben, dadurch kommt dein Bein etwas höher und man bekommt keine blauen Kniekehlen.
Dein neuer Reitstiefel sollte weder zu eng, noch zu weit gekauft werden. Die Stiefel sollten bei der Anprobe eng anliegen, aber nicht einengen. Außerdem macht es Sinn die Reitstiefel immer mit Reithose und Reitsocken anzuprobieren. Erfahrungsgemäß eignet es sich am besten nachmittags oder abends die Stiefel zu probieren, da die Beine über den Tag meistens ein bisschen anschwellen. Also nehmt euch Zeit und lasst euch ggf. in einem Pferdesporthaus beraten, dass ihr lange Freude an euren Stiefeln habt.
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