Kotwasser – woher kommt’s und was hilft?

Pferde sind anfällig für verschiedene Störungen des Magen-Darm-Traktes wie Koliken, Magengeschwüre, aber auch Kotwasser. Da du insbesondere bei Kotwasser neben der tierärztlichen Behandlung deinem Pferd wirklich etwas Gutes tun kannst, erklärt dir Futterexpertin Lena aus dem Loesdau-Team, wie es zu Kotwasser kommt und was helfen kann.

Vorab: Bitte wende dich bei auftretenden Problemen immer unbedingt an einen Tierarzt und führe in Rücksprache mit ihm die Behandlung durch.

Das Verdauungssystem des Pferdes

Eine gut funktionierende Verdauung und das richtige Futter sind überlebensnotwendig für dein Pferd. Nur so können Nährstoffe und Energie gewonnen werden und das Tier bleibt gesund und leistungsfähig.

Das Futter wird aufgenommen und im Maul zerkleinert. Hier beginnt bereits die Verdauung. Das Futter wird eingespeichelt und über die Speiseröhre in den Magen transportiert. Im Speichel ist bereits das wichtige Enzym Pepsinogen enthalten, welches für die Proteinverdauung im Magen elementar ist. Im Verhältnis zu der Körpergröße besitzen Pferde einen relativ kleinen Magen. Das Pferd ist auf eine kontinuierliche Futteraufnahme angewiesen, damit es zu keiner Überladung kommt.

Fütterung und Haltung entscheiden über die gesunde Magen-Darm-Flora des Pferdes.

Im Magen werden leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Zucker/Stärke bereits umgesetzt und Keime können durch das saure Milieu abgetötet werden. Zu viele Keime im Futter können hier bereits Fehlgärungen hervorrufen. Ein anderes Problem entsteht durch zu lange Futterpausen. Diese können dazu führen, dass die produzierte Salzsäure im Magen die Schleimhaut angreift und sich entzündet, langfristig können so Magengeschwüre entstehen.

Der mit Magensaft durchmischte Nahrungsbrei wird weiter in den Darm transportiert. Der Dünndarm, unterteilt in Zwölffinger-, Leer-, Hüftdarm sowie die Leber und die Bauchspeicheldrüse übernehmen die weitere Verdauung. Enzyme werden für die Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratverdauung abgegeben und die Schleimhaut nimmt Nährstoffe auf und führt sie über das Blut der Leber zu.

Vor allem die Rohfaser wird weitertransportiert in den Dickdarm. Dieser unterteilt sich in Blind-, Grimm- und Mastdarm. Während der Blinddarm bei Menschen bei der Verdauung keine wichtige Aufgabe hat, wird hier beim Pferd die Rohfaser aufgeschlossen. Der Abbau der aufgenommenen Zellulose in Zuckermoleküle liefert dem Pferd Energie. Zudem werden verschiedene Vitamine, wie beispielsweise bestimmte B- und K-Vitamine, im Darm produziert. Nach einem Wasserentzug wird dann der Kot geformt und ausgeschieden.

Die Ursachen für Kotwasser sind vielfältig. Manchmal führt die Kombination mehrerer Dinge dazu

 

Allgemeines über Kotwasser und Symptome

Kotwasser ist nur eines von vielen möglichen Störungen im Magen-Darm-Trakt. Während manche Pferde nur im Herbst oder bei Stress darunter leiden, tritt es bei anderen täglich auf. Es kommt zum Absatz von dunkler Flüssigkeit, die die Hinterhand hinabläuft oder schwallartig ausgeschieden wird, entweder direkt nach dem Kotabsatz oder unabhängig davon. Im Darm kann hier das Wasser nicht gebunden werden.

Neben den verschiedenen Auslösern gibt es auch starke Unterschiede in der Häufigkeit sowie Dauer des Kotwassers. Pferde, die längere Zeit an Kotwasser leiden, magern gerne ab und/oder sind sehr aufgegast. Auch Verhaltensänderungen und die Zunahme an Empfindlichkeiten in der Sattellage können das Kotwasser begleiten. Auch die Rittigkeit und Losgelassenheit verändern sich häufig bei Magen-Darm-Störungen.

Ursachen für Kotwasser

Die Ursachen für Kotwasser sind sehr vielfältig und manchmal führt auch die Kombination mehrerer Dinge dazu

Die Fütterung kann eine Ursache sein. Hier ist zunächst die Qualität sämtlicher Futtermittel zu nennen. Schimmelbefall im Heu und Getreide können zu Problemen wie Fehlgärungen, Koliken und Kotwasser führen. Der Pferdebesitzer sollte hier unbedingt sein Futter regelmäßig prüfen.

Stress zum Beispiel in der Herde oder durch Überbelastung können ebenfalls zu Kotwasser führen.

Den Pferden sollte ausreichend Raufutter in guter Qualität zur Verfügung stehen. Silage sollte vom Speiseplan gestrichen werden. Bei der Fütterung von Silage oder Heulage  kommt es zu einer Anhäufung von Milchsäurebakterien. Dadurch wird das Darmmilieu zu sauer. Viele Pferde mit Kotwasser leiden an einem zu sauren Milieu im Dickdarm. Diese Bakterien vermehren sich ebenfalls gerne, wenn große Mengen an Kraftfutter gefüttert werden. Besonders schwer verdauliche Stärke gelangt in den Dickdarm und führt dort zu Fehlgärungen. Zu eiweiß-, zucker- oder stärkehaltige Futtermittel können das Darmmilieu verändern und zu Problemen führen. Fehlgärungen entstehen ebenfalls häufig, wenn das Pferd zu viele Äpfel oder Karotten frisst.

Weitere mögliche Ursachen können auch Mangelernährung oder sogar eine Übermineralisierung sein. Zum Beispiel kann der Körper bei einem Nährstoffmangel deutlich weniger die richtigen Enzyme für beispielsweise Entgiftung zur Verfügung stellen, diverse Stoffwechselvorgänge können dann nicht mehr einwandfrei ablaufen.

Neben der Fütterung kann auch die Haltung eine Ursache sein. Zum Beispiel leiden viele Pferde besonders im Herbst unter Kotwasser, wenn die Weidezeit beendet wird. Auf der einen Seite ist die Futterumstellung hier für den Organismus eine Belastung, aber häufig auch die geringere Bewegung und Stress. Grund für Kotwasser und Verdauungsstörungen kann außerdem die Aufnahme von zu viel Sand sein. Sei es, weil die Pferde hungrig auf zu abgefressenen Weiden stehen und beim Fressen von kurzem Gras zu viel Sand/Erde aufnehmen oder weil sie auf sandigen Paddocks stehen und hier bei der Bodenfütterung oder aus Langeweile zu viel Sand aufnehmen. Mit der Zeit kann es passieren, dass sich zu viel Sand im Darm ansammelt und nicht mehr vollständig ausgeschieden wird. Gibt es in Gruppenhaltung zu wenig Platz zum Ausweichen oder zu wenig Futterstellen, leiden Pferde unter Stress und können darauf mit Kotwasser reagieren.

Stress kann auch durch Schmerzen entstehen oder durch eine unruhige Herde oder andere Fehler in der Fütterung und Haltung. Auch die tägliche Arbeit bei zu hohen Trainingsbelastungen, Hängerfahrten oder Turnierbesuche können für das Pferd Stress bedeuten. Sensible Pferde reagieren auch bei Wetterwechsel mit Kotwasser. Auf Dauer ist Stress natürlich schlecht für die Gesundheit. Manchen Pferden siehst du den Stress nicht an. Er kann aber dennoch auf Magen und Darm schlagen. Unruhe führt auch zu Unruhe im Verdauungssystem. Für eine erfolgreiche Behandlung müssen die Stressfaktoren verringert werden.

Sensible Pferde reagieren sogar auf Wetterwechsel mit Kotwasser.

Neben den bisher genannten Ursachen kann auch ein Parasitenbefall das Pferd belasten. Auch schlechte Zähne und damit verbundene Probleme bei der Zerkleinerung von Futter können Ursache für Fehlgärungen und Kotwasser oder sogar Verstopfungskoliken sein. Zum Abschluss sind noch hormonelle Dysbalancen sowie Erkrankungen im Verdauungssystem (Magengeschwüre, Darmerkrankungen etc.) sowie Vergiftungen zu nennen. Auch Medikamente oder Wurmkuren können die Darmflora belasten und zu Problemen führen.

Behandlung von Kotwasser

So verschieden die einzelnen Pferde und die Ursachen sind, so gibt es auch nicht die eine Lösung bei der Behandlung von Kotwasser. Einmaliges Auftreten von Kotwasser bei einem Turnierbesuch oder direkt nach einem Stallwechsel sind erstmal noch kein Grund zur Sorge. Bei häufigerem Auftreten sollte aber auf jeden Fall mit einem Tierarzt gesprochen werden. Die Auslöser müssen unbedingt gefunden werden, sonst hilft auch das beste Futter nicht. Werden die Auslöser vermieden so gut es geht, kann auch das Kotwasser verschwinden.

Jedem Pferd sollte ausreichend Heu, Wasser und Einstreu in guter Qualität zur Verfügung stehen und die Fütterung sollte an das Individuum und das jeweilige Training angepasst sein. Zur Unterstützung der Verdauungsfunktion können bestimmte Futtermittel eingesetzt werden.

Unterstützung durch das richtige Futter

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den Verdauungstrakt eines Pferdes zu unterstützen. Das neu entwickelte Futtermittel Gastro-Balance hat eine speziell entwickelte Rezeptur und kann sich positiv auf die Darmschleimhaut auswirken. Die Pellets können Pferde mit Kotwasser oder Verdauungsstörungen unterstützen. Die enthaltene Lignocellulose und das Johannisbrotmehl können im Darm Wasser binden, während das Betonit und Sepiolith Toxine binden können. Eichenrinde hat eine adstringierende (zusammenziehende) sowie entzündungshemmende Wirkung und enthält Gerbstoffe. Ebenfalls positiv für die Darmschleimhaut und-flora sind die Hefewandbestandteile.

Wer die heilenden und helfenden Kräuter nicht einzeln füttern möchte, kann Kräutermischungen verwenden.

Eine andere Möglichkeit der Unterstützung bietet Darm-Balance. Das Ergänzungsfuttermittel enthält neben Reiskleie auch Bierhefe, Kieselerde und Johannisbrot und kann damit die Darmfunktion unterstützen. Johannisbrot schmeckt süßlich und kann den Verdauungsapparat durch die enthaltenen Gerb- und Schleimstoffe anregen.

Eine andere Möglichkeit ist die Fütterung von Zeolith , das Schadstoffe im Verdauungstrakt aufnehmen und auch Flüssigkeit binden kann.

Möchtest du dein Pferd mit natürlichen Kräutern unterstützen, gibt es auch hier verschiedene Möglichkeiten. Kräuter sollten kurweise gefüttert werden. Zu beachten sind bei Sportpferden die aktuellen Doping-Richtlinien. Folgende Kräuter können bei Verdauungsproblemen unterstützend wirken:

Anis hat eine positive Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt sowie die Atemwege und kann beispielsweise bei Blähungen sowie bei Magenbeschwerden unterstützen. Enthalten sind krampflösende und entblähende Wirkstoffe.

Fenchel wirkt ebenfalls auf die Atemwege sowie Magen und Darm mit seinen entblähenden und krampflösenden sowie sekretlösenden Wirkstoffen. Fenchel wirkt verdauungsfördernd und appetitanregend. Optimal bei Verdauungsbeschwerden und Blähungen.

Schleimstoffe können die Schleimhäute schützen und beruhigend und reizlindernd wirken. Enthalten sind sie beispielsweise in Leinsamen und Flohsamen . Flohsamenschalen sind sowohl bei Verstopfungen als auch bei Durchfall sowie bei Kotwasser angezeigt. Enthalten sind Schleimstoffe und sie wirken reizmildernd und schützen damit die Darmflora. Außerdem wird die Darmperistaltik reguliert und die Darmflora kann unterstützt werden. Wasser kann gebunden und auch Sand kann transportiert werden. Wichtig ist, dass dem Pferd genug Wasser zur Verfügung steht, damit es aufgrund der hohen Quellfähigkeit zu keinen Verstopfungen kommt. Lein- und Flohsamen sollten nie trocken verfüttert werden.

Kamille wirkt entzündungshemmend, krampflösend, beruhigend auf die Verdauung und dadurch bei Koliken sowie Gastritis und Darmentzündungen und Unruhe einsetzbar.

Kamille wirkt entzündungshemmend und krampflösend.

Auch die Süßholzwurzel kann sich positiv auf den Magen-Darm-Trakt und die Atemwege auswirken. Die süß schmeckende Wurzel hat eine antibakterielle, entzündungshemmende, schleimlösende und schleimhautschützende Wirkung.

Möchtest du die verschiedenen Kräuter nicht einzeln füttern, kann man die Mischung Gastro-Kräuter wählen. Neben Kamille und Anis ist auch Salbei (entzündungshemmend, antibakteriell, krampflösend uvm.), Melissenkraut (beruhigend, entkrampfend, antibakteriell uvm.) und Schafgarbe (appetitanregend, entzündungshemmend, krampflösend…) enthalten.

Eine gute Kombination, auch hilfreich bei Blähungen, ist Anis, Fenchel und Kümmel. Zum Beispiel in Gastro-Fit oder ColoSan® .

Bitte achte darauf, dass du deinem Pferd nicht zu viele Futtermittel gleichzeitig fütterst, sonst kann es zur Überreizung kommen. Die Auswahl sollte in Rücksprache mit dem Tierarzt abhängig von den Symptomen etc. getroffen werden.

Mehr über die Verdauung findest du hier:

Verdauungsprobleme, Anweiden, Fellwechsel – was unterstützt? – Der Reitsport Blog (loesdau.de)

 

 

 

Christine

Über Christine

Erfahrung/Motivation: Nach einer sehr langen Reitpause begann ich im April 2012 wieder zu reiten. Eine schöne Schwarzwälder Fuchs Stute namens Jeany freute sich genauso wie ich über unsere langen und erholsamen Ausritte durch den Wald. Das Besondere an unserer Verbindung ist und bleibt, dass Jeany es schaffte, mich sehr schnell wieder komplett für Pferde zu begeistern. Zwar gelingt es mir momentan aus beruflichen und familiären Gründen nur ein bis zweimal in der Woche bei den Vierbeinern, die mir so viel geben, zu sein, den Stall zu machen und zu reiten. Aber diese Auszeiten müssen sein! Jeanys Stallgenossen sind wunderschöne Tersker, von denen ich momentan Nadja reiten darf. Wir sind ein relativ neues Team und gewöhnen uns noch im Dressurviereck und im Gelände aneinander – allerdings mit allerbesten Fortschritten!

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