Gelassenheitstraining mit verschiedenen Untergründen

Damit das Training für Mensch und Pferd interessant bleibt, beide Spaß daran haben und die Motivation erhalten bleibt, finde ich Abwechslung z.B. in Form von Bodenarbeit und Gelassenheitstraining ganz besonders wichtig.
Gerade bei Tayo, dem es schnell zu langweilig wird und der kopfmäßig sehr schnell unterwegs ist, lasse ich mir immer wieder neue Dinge einfallen, um das Training für ihn interessant zu gestalten. Es gibt kaum eine Woche, in der wir zweimal das Gleiche vorhaben. Neben Reiten, Spazieren gehen, Freiarbeit, Zirkuslektionen und Wiederholung der Basics im Alltag, machen wir auch viel Bodenarbeit und Gelassenheitstraining. Ich finde, so ganz klar trennen lässt sich das alles auch gar nicht, denn das, was ich am Boden mit dem Strick erarbeite, hilft mir auch bei der Freiarbeit oder was wir bei Übungen zur Gelassenheit erarbeiten, hilft wiederum beim Spazierengehen und auch Reiten. Oft haben wir in einer Trainingseinheit auch mehrere dieser Gebiete beinhaltet. So gelingt es, dass auch eine Einheit nicht langweilig wird, indem ich nicht immer wieder das Gleiche wiederhole.

Tayo geht zunächst skeptisch an verschiedene Untergründe heran. Er ist allerdings neugierig und das Gelassenheitstraining macht ihm Spaß.

Gelassenheitstraining: verschiedene Untergründe

Ein ganz wichtiges Thema für Tayo ist das Gelassenheitstraining, speziell, wenn es um verschiedene Untergründe geht. Tayo fällt es von Natur aus schwer, verschiedene Untergründe zu betreten, die für ihn nicht natürlich sind. Dazu zählen beispielweise eine kleine Holzbrücke, anders positionierte Liegematten im Stall oder auch eine Gymnastikmatte. Ich habe nun extra eine gekauft, um dieses Thema nochmal besser angehen zu können. Angefangen haben wir mit einer Holzbrücke, die für Tayo leichter zu bewältigen ist als beispielsweise eine Matte. Sie ist weicher und gibt deswegen nach. Ich lasse so etwas immer wieder im Training einfließen.

Wechsel zwischen schwierigen und leichten Übungen

Wir üben das für fünf Minuten und dann machen wir wieder etwas anderes, was Tayo viel leichter fällt. Das ist für mich auch sehr wichtig beim Aufbau des Trainings. Ich wechsle immer ab zwischen Herausforderungen, die ihn wirklich fordern und auch wachsen lassen, wenn er sich überwunden hat und zwischen Aufgaben, die ihm leichter fallen. Klar, dass er die deswegen auch sehr gerne macht. Bei Tayo ist das wirklich spannend, denn eine Aufgabe, die zunächst unüberwindbar für ihn zu sein scheint (wie die Brücke) kann dann zu einer seiner Lieblingsübungen werden, wenn er die Herausforderung mehrmals geschafft hat. Er bekommt dadurch mehr Mut und auch Freude daran. Ich merke bei solchen schwierigeren Aufgaben immer, dass er es gern machen und schaffen würde, aber ihn anfangs noch etwas bremst.

Eine Aufgabe, die zunächst unüberwindbar für Tayo scheint: die Brücke!

Wichtiger Bestandteil: das Clickertraining

Wir arbeiten viel mit Clickertraining. Das ist auch ein ganz wichtiger Baustein für die Überwindung oder Übung auf verschiedenen Untergründen. Jeder Schritt und jedes Überwinden, einen Huf nach vorne zu setzen, der Gedanke daran oder auch nur eine kleine Bewegung des Körpers wird anfangs mit einem Click und Leckerli belohnt. Das hilft ihm motiviert zu bleiben und es weiter zu versuchen und sich am Ende auch zu überwinden. Ihn für kleine Bewegungen zu bestärken, gerade wenn er sich noch unsicher ist, hat uns schon bei vielen Herausforderungen geholfen.

Eine herausfordernde Übung wie die Brücke kann zu einer von Tayos Lieblingsübungen werden, wenn er die Herausforderung mehrmals geschafft hat.

Nachdem die feste Holzbrücke mit allen vier Hufen sicher bestiegen werden konnte (das passierte bei uns in mehreren Einheiten und wird wirklich Schritt für Schritt erarbeitet), ging es weiter zur Wippe. Eine etwas größere Herausforderung. Der Boden ist zwar hart, aber der Untergrund durch das Wippen trotzdem beweglich. Da die Wippe auf dem Reitplatz fest installiert war, konnten wir den Gegenstand immer mal wieder in unser Training einbauen. Es dauerte einige Wochen bis Tayo sich traute mit allen vier Hufen auf der Wippe zu stehen und durch Gewichtsverlagerung zu wippen.

Schwierig: der Abgang von der Wippe

Für viele Pferde ist es ganz normal einen Gegenstand vorwärts zu überwinden. Wenn sie also sicher mit der Wippe sind, würden viele einfach vorwärts weitergehen, um wieder auf dem sicheren Reitplatzboden zu kommen. Tayo schaffte das anfangs nicht. So sicher er mit dem Wippen auch war und wirklich Spaß daran entwickelte, so schwierig war es für ihn den sich wieder ändernden Untergrund nach vorne zu betreten. Lange war es nur möglich die Wippe wieder rückwärts zu verlassen. Es vergingen weitere Wochen und wieder arbeiteten wir uns Schritt für Schritt an die Kante vor, bis es Tayo eines Tages schaffte sich zu überwinden und die Wippe komplett zu überwinden. Wir wiederholten das immer wieder und immer häufiger war Tayo mutig, um es zu meistern.

So sicher er mit dem Wippen auch war und wirklich Spaß daran entwickelte, so schwierig war es für ihn den sich wieder ändernden Untergrund nach vorne zu betreten. Viele Gelassenheitstraining Einheiten später war es dann kein Problem mehr!

Jetzt war Tayo soweit, um einen neuen Untergrund hinzuzunehmen. Ich lasse ihm die Zeit, die er braucht und es ist ganz wichtig ihm auch keinen Druck zu machen. Viel besser ist es ihn zu ermutigen und zu belohnen, wenn er es schafft einen kleinen Schritt weiterzugehen, als es zuvor möglich war und so dem Ziel Stück für Stück näher zu kommen.

Trainingseinheit mit Matte

Ich besorgte eine Matte, die ich einfach zusammenklappen und mitnehmen konnte. So war sie auch ganz einfach immer mal wieder in eine Trainingseinheit zu integrieren. Anfangs betrachtete Tayo die Matte nur sehr skeptisch und ich fing an, ihn schon für die Bewegung in Richtung Matte zu belohnen. Das Training beginnt nicht erst auf der Matte, sondern wir üben hierbei auch gleich die Annäherung an gruselig erscheinende, fremde Gegenstände. Mit dem gleichen Vorgehen war es nach ein paar Trainingseinheiten möglich alle vier Hufe auf die Matte zu setzen.

Anfangs betrachtete Tayo die Matte nur sehr skeptisch. Inzwischen schafft er es gut, mit allen vier Beinen auf der Matte zu stehen.

Dazu integrierten wir auch direkt die Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand (wie wir es schon bei der Wippe gemacht haben), um auch etwas Körperarbeit zur Balance auf der weichen Matte zu machen. Das fällt Tayo im Vergleich zu einigen Pferden sehr leicht. Für uns ist das perfekt, denn so kann ich in die schwierige Übung für ihn auf dem unsicheren Untergrund zu stehen (eine für ihn leichte Übung) mit einbauen. So gelingt es, die Motivation wieder etwas zu erhöhen. Aktuell schafft er es gut mit allen vier Hufen auf der Matte zu stehen. Jetzt arbeiten wir noch daran (wie auch bei der Wippe zuvor) die Matte wieder vorwärts und nicht rückwärts zu verlassen.
Das Schöne ist aber, wenn wir uns keinen Druck machen und zusammen an etwas Herausforderndem arbeiten, wachsen wir auch gemeinsam daran. Es ist immer eine Frage des Blickwinkels, wie man auf Dinge schaut, die noch nicht funktionieren.

Svenja

Über Svenja

Schon seit ich Denken kann faszinieren mich Pferde. Ich war überglücklich, als ich dann regelmäßig Reitunterricht nehmen und Zeit mit den Pferden verbringen durfte. Es dauerte nicht lange, bis ich dann eine Reitbeteiligung hatte und dann auch auf Turnieren unterwegs war. Einige Jahre später wurde mir klar, dass mir irgendwas fehlt und es für mich noch mehr gibt. Für mich änderte sich einiges, ich stieg auf gebissloses Reiten um, kaufte mein erstes eigenes Pferd und lernte so unglaublich viel von und mit Diamond. Er zeigt mir jeden Tag aufs Neue, was mit einem Seniorenpferd noch alles möglich ist und wie viel Spaß man zusammen haben kann.

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