Ältere Pferde gesund halten, ist keine kleine Aufgabe. Fest aber steht: Die Bedürfnisse eines Pferdes ändern sich im Laufe des Pferdelebens. Junge Pferde haben andere Ansprüche an die Versorgung und das Training im Vergleich zu älteren Pferden – insbesondere auch in der kälteren Jahreszeit. Diamond und ich haben zueinander gefunden, als er 17 Jahre alt war, viele Jahre seines Lebens habe ich also gar nicht miterlebt. Für mich war er in diesem Alter aber noch alles andere als alt, wir haben uns viel zusammen erarbeitet und zusammen gelernt.
Er hatte keine speziellen Ansprüche an das Zusatzfutter und auch eine Decke war absolut nicht nötig, er fühlte sich wohl. Auch das Training gestalteten wir abwechslungsreich und sehr aktiv. Für Diamond war es schon immer wichtig in Bewegung zu bleiben, ruhige Dinge langweilten ihn eher. Das kann natürlich auch an seiner Rasse Traber liegen. Im Prinzip war er für mich noch sehr lange ein Pferd im besten Alter, mit dem man viel Spaß haben und zusammen zu Erlebnissen aufbrechen kann ohne sich gesundheitsbedingte Sorgen zu machen.
Ältere Pferde gesund halten und nicht auskühlen lassen
Erst in einem Alter von ca. 25 Jahren fiel mir auf, dass es ihm immer schwerer fiel, das dichte und lange Fell, dass er für den Winter gebildet hatte wieder loszuwerden. Und auch nasskaltes Wetter machte ihm immer mehr zu schaffen. Das ist natürlich von Pferd zu Pferd unterschiedlich und auch von den Haltungsbedingungen abhängig. Manche Pferde kommen bis in ein hohes Alter gut ohne Decke zurecht und andere benötigen diese schon viel früher. Diamond stand schon immer in einem Offenstall und dort auch immer gerne draußen, dort ist es kälter als in einem Stallgebäude. Ich entschied mich an nasskalten Tagen und an sehr kalten Tagen ohne Sonnenschein für eine leichte Decke.
Ältere Pferde gesund halten durch energiereiche Kost
Und gerade in der Zeit im Frühjahr, an dem er das viele Fell wieder loswerden musste, das ihn wirklich viel Energie kostete und er zu dieser Zeit auch immer etwas dünner wurde, unterstützte ich ihn mit zusätzlichem Futter (zusätzlich zum Heu). In diesem Alter startete ich zunächst mit Heucobs, Leinöl und natürlich Mineralfutter, das er auch schon in den Jahren davor bekam. Im nächsten Jahr beschloss ich dann ihn schon etwas früher einzudecken, damit er nicht ganz so dichtes und langes Fell bekommt, was ihn schon bei der Bildung und dann auch beim wieder loswerden viel Energie gekostet hatte. So bekam er an kühlen Tagen eine Regendecke und an wirklich kalten Tagen eine dickere Decke aufgezogen. Bei Diamond hatte ich immer das Gefühl, dass er sich mit der Wärme der Decke sehr wohl fühlt und auch beim Eindecken stellte er sich immer brav neben mich, so lange bis ich fertig war alle Verschlüsse zu schließen.
Ältere Pferde gesund halten durch angepasstes Training
Das Training passte ich dann auch immer weiter an seine Bedürfnisse an, wir waren dann nicht mehr ganz so wild unterwegs, wie es uns immer Spaß gemacht hat. Diamond reichten nun kürzere Trainingssequenzen und wir konzentrierten uns darauf seinen Körper gelenkig und mobil zu halten. Wir machten nun viel mehr im Schritt und bauten immer wieder Lektionen für die Beweglichkeit, wie Bergziege, Stretching (Auseinanderstellen der Vorder – und Hinterhufe) oder spanischen Schritt. Ich fing an ihn weniger zu reiten und unser Fokus lag auf den gymnastizierenden Übungen am Boden. Trotzdem ist Abwechslung im Training wichtig, ab und zu stieg ich noch auf seinen Rücken, wir arbeiteten in der Halle, auf dem Platz oder gingen eine Runde ins Gelände und auch Spaziergänge zu Fuß machten uns Spaß.
Ein Tag, der alles veränderte
Diamond war bis zu diesem einen Tag aus meiner Sicht immer fit, jung, noch sehr beweglich und vor allem motiviert. Und dann kam ein Tag, den ich am liebsten aus dem Kalender streichen würde. Mit 28 Jahren hatte er einen Koppelunfall, bei dem er von 2 Pferden seiner Herde angegriffen wurde. Danach hat sich für uns viel verändert, Diamond hat die Herde gewechselt, seine Wunden mussten heilen und vor allem psychisch musste er erstmal alles verarbeiten. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir wieder zusammen trainieren konnten. Aber es war anders als davor, Diamond ist mit diesem Ereignis wirklich gealtert. Wo ich ihn davor noch so jung und lebhaft erlebt hatte, war er dann mit 28 Jahren für mich plötzlich ein altes Pferd.
Diamond braucht immer mehr Unterstützung
Das Reiten haben wir auf das Minimum reduziert und ich stieg nur noch in den Sattel, wenn ich ein wirklich gutes Gefühl hatte. Wir gingen sehr viel Spazieren und verbrachten so Zeit zusammen. Die Deckensammlung wurde größer, das zusätzliche Futter musste immer weiter gesteigert werden und Diamond brauchte in dieser Hinsicht immer mehr Unterstützung, um gut über die Winter zu kommen. Die Sommer waren dabei absolut kein Problem, mit langer Koppelzeit hatte er für ihn ausreichende Bewegung im Schritt und auch das energiereiche Gras tat ihm wirklich gut.
Ein fitter Senior: Dank guter Ernährung und Pflege
Jetzt mit 31 Jahren freue ich mich jeden Tag über die Zeit mit meinem Senior. Er bekommt täglich (zum immer verfügbaren Heu) Luzernecobs, Maisflocken, Seniorenmüsli, Leinöl, Mineralfutter und frisches Obst & Gemüse. Ihm schmeckt seine große Portion richtig gut. Die richtigen Bestandteile und die richtige Mischung zu finden, ist bei ihm nicht allzu leicht. Ist etwas im Futter, was ihm nicht schmeckt, wird der gesamte Eimer unberührt stehen gelassen. Aber mit dieser Mischung sind wir jetzt beide sehr zufrieden, sie gibt ihm genügend Energie und ist schmackhaft.
Auch die Decken sind inzwischen immer dicker geworden. Dadurch, dass er in diesem Alter auch keine Fettreserven mehr hat und eher zu dünn ist, ist ihm auch schneller kalt, wenn bei etwas kühleren Temperaturen noch etwas Wind hinzukommt. Er bekommt jetzt schon früh zur Wintersaison eine Regendecke. Bei kälteren Temperaturen dann entsprechend 100g, 200g und wenn es richtig kalt ist im Winter auch 300g Decken. Um ihn warm zu halten und auch seine Energie, die es kosten würde, den Körper ohne Decke warm zu halten, zu schonen. Das wäre für ihn nicht mehr ohne Weiteres möglich. Die Decken sind für uns über den Winter ein wichtiger Bestandteil geworden.
Unsere gemeinsame Zeit hat wieder einen anderen Fokus bekommen. Diamond bekommt seine große Portion Futter und ich putze ihn währenddessen. So haben wir die Zeit sinnvoll ausgenutzt. Dann gehen wir gemeinsam am Wegesrand grasen, machen einen Spaziergang oder auch einfach kein zusätzliches Programm mehr. Das entscheide ich immer spontan. Die Zeiten und die Prioritäten haben sich definitiv verändert. Aber wir genießen die Zeit, die wir noch zusammen haben und hoffen wir können noch viel davon zusammen verbringen.
- Ältere Pferde gesund halten - 21. November 2024
- So trainierst du Zirkuslektionen mit deinem Pferd - 14. Juni 2024
- Umgesattelt – Teil 3: Fellsättel - 11. Juni 2024