Teil 9: Das erste Mal auf das Jungpferd aufsteigen

Heute wird’s besonders spannend, denn ich steige das erste Mal auf den Rücken meines Jungpferdes! Auf diesen Tag warten die meisten Fohlen- oder Jungpferdbesitzer vom ersten Tag an. Es ist unglaublich aufregend und ein schönes Gefühl. Vor allem, wenn das Pferd dabei so gechillt ist wie Saffa. Seine Ausgeglichenheit bestärkt mich darin, dass ich ihn sehr gut vorbereitet habe.

Jetzt wird’s spannend: der 18. Juni 2020

An dem Tag war es etwas kühl, und es sah nach Regen aus. Der Reitplatz war matschig und beide Reithallen waren belegt. Unsere Optionen waren also entweder warten oder auf den Longierzirkel. Weil ich so aufgeregt war, gingen wir auf den Longierzirkel; ich kann doch nicht warten. Meine Trainerin war natürlich dabei und ich startete mit etwas Bodenarbeit, einfach, um überschüssige Energie bei ihm abzubauen und zur Entspannung für mich.

Als nächstes organisierten wir eine Aufsteighilfe, die hoch genug ist, um auf ihn drauf „rutschen“ zu können. Mein Fellsattel hat zwar Steigbügel, diese sollten aber nicht zum Aufsteigen benutzt werden. Die Vorstufe des in den Sattel-Gleitens hatte ich auch vorher schon geübt, indem ich ein Bein auf seinen Rücken legte.

Auf den Lammfellsattel rutsche ich nur drauf, denn die Steigbügel sollten nicht allzu sehr belastet werden.
Auf den Lammfellsattel rutsche ich nur drauf, denn die Steigbügel sollten nicht allzu sehr belastet werden.

Dann war es endlich soweit!

Meine Trainerin parkte Saffa neben mir, sodass ich aufsteigen konnte. Vorher wackelte ich ein wenig am Fellsattel herum, klopft etwas darauf und strich seine Kruppe ab. Ich bin auch etwas auf und ab gehüpft und habe mit meinen Fuß angedeutet, ihn über die Kruppe zu schwingen. Mit dem Oberkörper legte ich mich über ihn und streichelte die andere Seite und klopfte sie leicht. All das interessierte ihn jetzt nicht zu sehr und so konnte ich aufsteigen.

Wie das war? Na ja, also ich saß völlig verkrampft auf seinem Rücken, weil ich so aufgeregt war. Das hat er natürlich gemerkt und ist ein paar Schritte vorwärtsgelaufen. Meiner Trainerin fiel das auch gleich auf und sie sagte mir, ich soll mich doch mal entspannen. Gar nicht so einfach!

Irgendwie musste ich dann auf einmal über mich selbst lachen. Zumindest da saß ich lockerer auf meinem Saffa.
Meine Trainerin führte mich ein paar Ründchen auf beiden Händen auf dem Longierzirkel. Danach war unser erster “Ritt” auch schon vorbei. Ich fühlte mich noch als Beifahrer. Wir gingen sehr langsam, da er das Gewicht auf seinem Rücken nicht kennt und sich erstmal wieder neu ausbalancieren musste. Ich tat dabei mein Bestes, ihn zu unterstützen und nicht wie ein nasser Sack auf ihm zu sitzen. Es war für uns beide sehr wackelig, aber super schön!

Ich sitze das erste Mal auf meinem kleinen Saffa!
Ich sitze das erste Mal auf meinem kleinen Saffa!

Wie bereite ich das erste Aufsteigen vor?

Auch hier muss ich sagen: Das macht jeder anders. Du musst da deinen eigenen Weg finden und dein Pferd wird dir schon zeigen, ob das gut so ist.

Ich habe das so gemacht: Den Sattel kannte er ja schon mitsamt den baumelnden Steigbügeln. Ich habe mich neben ihn gestellt, auf die Position, in der ich aufsteigen würde.

Dann habe ich am Sattel gewackelt, darauf leicht herum geklopft und bin auf und ab gehüpft. Die Steigbügel waren am Lammfellsattel befestigt und ich habe einen Fuß reingestellt, aber nicht großartig belastet. Und zwar auf beiden Seiten. Es kann durchaus mal vorkommen, dass von rechts aufgestiegen werden muss. Alles übten wir natürlich in seinem Tempo und mit viel Lob. Ich empfehle, die ersten Male jemanden dabei zu haben, der das Pferd vorn halten kann.

Als Saffa das alles nicht mehr wirklich gestört hat, übte ich die Prozedur auch im Gelände. Denn gerade im Gelände kann es sein, dass man mal ab- und wieder aufsteigen muss!

Auch im Gelände habe ich die vorbereitenden Übungen fürs Aufsteigen gemacht.
Auch im Gelände habe ich die vorbereitenden Übungen fürs Aufsteigen gemacht.

Die  Aufsteighilfe

Dann kam bei uns die Aufsteighilfe. Das waren verschiedene Hocker oder mit Kabelbindern zusammengebundene Bierkisten. Zuerst stellte ich sie vor Saffa ab, damit er sie anschauen und beschnuppern konnte. Dann stieg ich auf die Aufsteighilfe hoch und schaute, was Saffa macht. Ihn ließ das kalt, also entfernte ich mich mit ihm davon und wir machten etwas anderes. Danach stellte ich sie neben ihn, und zwar so, als würde ich aufsteigen wollen. Da hat er kurz nach ihr geschaut, blieb aber stehen.

Dann bin ich auf dieser Position auf die Hilfe gestiegen. Das fand Saffa erst nicht so toll, und er drehte sich weg. Aber da Übung bekanntlich den Meister macht, haben wir das solange wiederholt, bis er daneben stehen blieb. Nebenbei redete ich immer mit ihm und lobte ihn, wenn er stehen geblieben ist.

Als das gut funktionierte, fing ich an, ihn von dieser Position aus zu streicheln, mich mal darüber zu legen und mal mein Bein langsam hoch zu schwingen, so als würde ich ohne Sattel aufsteigen. Das habe ich sowohl mit Fellsattel, als auch ohne geübt, beides in der Halle und im Gelände. Im Gelände kannst du dazu Bänke, Baumstämme oder Baumstümpfe nehmen. Achte dabei darauf, dass es nicht gefährlich wird oder du runterrutschen kannst.

Von Bänken möchte ich später vielleicht auch aufsteigen und habe ihm das gleich gezeigt.
Von Bänken möchte ich später vielleicht auch aufsteigen und habe ihm das gleich gezeigt. Nebenher fressen zu dürfen zählt bei mir auch als Lob und er hat keinen Stress.

Die nächsten Schritte

Wenn das alles sitzt und du dir wirklich sicher bist, dass dein Pferd gut vorbereitet ist, kannst du mit dem Aufsteigen anfangen. Wichtig ist, dass du das nicht zu früh machst, denn manche Pferde sind Spätentwickler. Heißt: Die Wachstumsfugen in den Knochen schließen sich später. Wenn das junge Pferd dann zu früh belastet wird, kann das (auch späte) Folgen haben. Das kann mitunter rassebedingt sein, hängt aber auch vom einzelnen Pferd ab. Manche Pferde werden mit 3 Jahren eingeritten, andere aber auch erst mit 4. Wieder andere fangen sogar früher an. Um wirklich sicher zu gehen, dass dein Pferd bereit fürs Reiten ist, fragst du am besten deinen Tierarzt.

Den Fellsattel habe ich zum Üben gekauft und für spätere, wenn die Muskulatur es weiter zulässt, entspannte Ritte. Das ist eine Weile her und in der Zwischenzeit konnte ich wieder ein bisschen Geld für einen richtigen Sattel sparen. Im nächsten Beitrag nehme ich dich auf unseren ersten Termin mit dem Loesdau Sattler mit.

Vorherige Beiträge aus dieser Reihe

Teil 1: Saffas Weg vom Jungpferd zum Reitpferd
Teil 2: Kastration: Soll ich meinen Hengst legen lassen?
Teil 3: Worauf muss ich beim Jungpferd besonders achten?
Teil 4: Die Pferdeerziehung der das Pferde ABC
Teil 5: Putzen und anbinden – so lernen es junge Pferde richtig
Teil 6: Das Jungpferd vom Boden ausbilden
Teil 7: Das erste Mal den Sattel auflegen
Teil 8: Trense und Gebiss für das Jungpferd

Sonja

Über Sonja

Pferdeverrückt war ich schon immer. Alles fing mit meiner zuerst überschaubaren Schleich-Pferde Sammlung an, die bald ein unüberschaubares Ausmaß annahm. Mit 8 Jahren durfte ich dann bei der örtlichen Jugendfarm mit dem Reiten anfangen. Die Zeit dort war und ist auch heute noch unvergesslich. Als ich dann aus den Ponys dort "rausgewachsen" bin, hatte ich meine erste Reitbeteiligung, auf die dann viele weitere folgten. Nach meinem Studium, Medieninformatik, fing ich an, als Appentwicklerin bei Loesdau zu arbeiten und konnte mir so endlich das erste eigene Pferd leisten. Den Lipizzaner Wallach Saffa. Zu dem Zeitpunkt war er knappe 3 Jahre alt. Jetzt sind wir mitten in der Ausbildung und ich bin gespannt, wohin die Reise uns führen wird. Wenn du mehr über unseren Ausbildungsweg erfahren willst, halte doch mal Ausschau nach der Beitragsreihe "Saffas Weg" :)

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